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Marco Frezzella
Pressesprecher
Haus G, Max-Planck-Ring 14
98693 Ilmenau
+ 49 3677 69-5003
marco.frezzella@tu-ilmenau.de
Thema: Gotische Goldschmiedearbeiten als Zeugnisse der jüdischen Gemeinde von Erfurt
Referentin: Dr. Maria Stürzebecher, UNESCO-Beauftragte der Kulturdirektion Erfurt
Zeit: Freitag, 18.03.2022, 15:00 Uhr
Ort: TU Ilmenau,Faradaybau, Faraday-Hörsaal, Weimarer Str. 32
Eintritt: 5 Euro
Voranmeldung zwingend erforderlich: www.tu-ilmenau.de/buergercampus
1998 wurde bei einer Ausgrabung in der Erfurter Altstadt ein umfangreicher Schatzfund gemacht. Unter der Mauer eines Kellerzugangs lagen Silbergeschirr und Schmuckstücke, silberne Münzen und Barren aus dem ausgehenden 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vergraben. Diese Datierung legt nahe, dass die Fundstücke zu Zeiten des Pogroms vom 21. März 1349 vergraben wurden. Dass eine jüdische Familie die Besitzerin des Schatzes war, das legt die Lage der Fundstelle mitten im ehemaligen jüdischen Viertel und auch Teile des Schatzinventars, vor allem ein jüdischer Hochzeitsring, nahe. Als letzter nachweisbarer Eigentümer des Grundstücks, auf dem der Schatz fast 650 Jahre später gefunden wurde, kommt der jüdische Geldhändler Kalman von Wiehe als Besitzer in Frage. Er überlebte den Pogrom von 1349 nachweislich nicht.
Die Welle der Judenverfolgungen, die im Zusammenhang mit dem Ausbruch der schwarzen Pest von Süddeutschland aus nach Norden lief, erreichte 1349 auch Erfurt. Unter dem Vorwand, die Juden hätten die Brunnen vergiftet, wurde am Tage des Erfurter Pogroms das jüdische Viertel um die Synagoge angegriffen und niedergebrannt. Die gesamte jüdische Gemeinde kam ums Leben – mit 400 Mitgliedern und bedeutenden Gelehrten eine der bedeutendsten ihrer Zeit.
In ihrem Vortrag im Rahmen des TU Ilmenau Bürgercampus‘ beleuchtet Dr. Maria Stürzebecher, UNESCO-Beauftragte der Kulturdirektion Erfurt, Inhalt und Zusammensetzung des Erfurter Schatzes, sie ordnet ihn kunsthistorisch ein und zeigt auf, wie er als historische Quelle zur Geschichte der Erfurter jüdischen Gemeinde im Mittelalter herangezogen werden kann.
Dr. Uwe Geishendorf
Zentralinstitut für Bildung
+49 3677 69-4675
buergercampus@tu-ilmenau.de