Entwicklung eines passiv betätigten schmierungsfreien Schnellschaltventils

Projektvorhaben

Im Mittelpunkt des Vorhabens steht die Entwicklung eines neuartigen schmierungsfreien Schnellschaltventils, welches für den Einsatz in Membranverdichtern vorgesehen ist. Membranverdichter zeichnen sich vor allem durch ihren einfachen Aufbau, ihre hohe Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz aus. Aus diesem Grund zielt das Vorhaben auf eine umfassende Erweiterung der Anwendungsfelder von Membranverdichtern. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine signifikante Leistungssteigerung bei verringerter Baugröße und weiterer Verbesserung der Energieeffizienz erforderlich. Im Rahmen des Vorhabens wird eine Leistungssteigerung durch die Erhöhung des Saugvermögens realisiert, die aus einer Erhöhung der Drehzahl des Verdichters von derzeit 1800 U/min auf bis zu 6000 U/min resultiert. Für die Realisierung dieser Drehzahlanhebung werden neuartige schnellschaltende Ventile mit passiver Betätigung benötigt, da eine geeignete Ventillösung derzeit nicht am Markt verfügbar ist. Die Schaltfrequenz der zu entwickelnden neuartigen Ventillösung soll von derzeit 30 Schaltvorgängen auf 100 Schaltvorgänge pro Sekunde erhöht werden. Um neue Anwendungsfelder nachhaltig erschließen zu können, liegt ein Schwerpunkt bei der Entwicklung in der Realisierung einer universell auf den Anwendungsfall einstellbaren Ventillösung. Dies wird ermöglicht, indem die Schaltfrequenz des Ventils stufenlos eingestellt werden kann. Durch die erweiterten Möglichkeiten können in Zukunft neue Downsizing-Konzepte realisiert werden. Die bisher eingesetzten Verdichtungssysteme werden mehr und mehr durch die innovativen und weitaus energieeffizienteren Membranverdichtungssysteme ersetzt. Dadurch leistet das Vorhaben einen weiteren wichtigen Beitrag zur Bereitstellung ressourcenschonender und zugleich wirtschaftlicher Verdichtertechnologien.

Technischer Hintergrund der Entwicklung

In herkömmlichen Membranverdichtern werden weit verbreitet sogenannte „Zungenventile“ eingesetzt, um eine gerichtete Verdichtung zu gewährleisten. Die Betätigung der „Zungenventile“ erfolgt dabei durch Druckdifferenzen zwischen der Ober- und Unterseite der Ventilzunge. Bei einer Verdichterdrehzahl von 1800 U/min wird das Einlass- und Auslassventil 30-mal pro Sekunde geöffnet und geschlossen. Mit zunehmender Verdichtung sinkt die Druckdifferenz, die die für die Ventilbetätigung notwendige Energie bereitstellt, immer weiter ab, solange bis ein zuverlässiges Öffnen der Ventile nicht mehr gewährleistet ist. Für die geplante Erhöhung der Verdichterdrehzahl, muss die Ventilbetätigung in einem noch kürzeren Zeitabschnitt als bisher erfolgen. Dazu ist eine hochdynamische Betätigung der Ventile erforderlich. Durch die damit einhergehenden zunehmenden Trägheitseffekte an der Ventilzunge wird auch eine deutlich höhere Energiemenge benötigt. Die zur Verfügung stehende Betätigungsenergie, resultierend aus der vorherrschenden Druckdifferenz, ist jedoch limitiert.

Der Ansatz für die Entwicklung begründet sich darin, dass durch eine Optimierung des Schwingungsverhaltens der bislang eingesetzten Ventile die zur Verfügung stehende Betätigungsenergie optimal genutzt werden kann. Bei herkömmlichen Ventilen kommt es derzeit beim Schließen der Ventile zu sogenannten Prelleffekten, d. h. die Bewegungsenergie der Ventilzunge wird beim Auftreffen im Ventilsitz nahezu vollständig abgegeben bzw. in andere Energieformen umgewandelt. Für ein erneutes Öffnen des Ventils muss zunächst ein Großteil der zur Verfügung stehenden Energie (Druckdifferenz) aufgewendet werden, um die Ventilzunge wieder in Bewegung zu versetzen. Bei entsprechend hoher Drehzahl des Verdichters steht die Antriebsenergie nur für Sekundenbruchteile zur Verfügung, so dass ein kontrolliertes Öffnen der Ventile nicht mehr stattfinden kann. Bekanntermaßen wird im Resonanzbetrieb ein schwingungsfähiges System zum verstärkten Mitschwingen angeregt. Durch die Verstärkung kann die zur Verfügung stehende Betätigungsenergie (Druckdifferenz) optimal genutzt werden, so dass trotz gleichbleibender Energiemenge erhöhte Trägheitseffekte überwunden werden können.

Für die Umsetzung des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens sind umfangreiche Arbeiten zur Modellbildung, numerischen Simulation und Optimierung erforderlich. Dazu müssen auch die relevanten Parameter (Druck, Ventilweg, …) an den bestehenden Zungenventilen während des Betriebs messtechnisch erfasst werden, um das Ventilschaltverhalten realistisch nachbilden zu können. In der Abbildung 1 ist der dafür vorgesehene Prüfstand mit der entsprechenden Sensorik dargestellt. Das Schaltverhalten der Ventile ist maßgeblich durch deren Eigenfrequenz bestimmt. Jeder Eigenfrequenz kann eine Eigenform zugeordnet werden. Die Abbildung 2 zeigt die ersten drei Eigenformen des derzeit eingebauten Zungenventils, die mit Hilfe numerischer Simulationen ermittelt wurden.

Versuchsstand und Eigenformen der VentilzungeTU Ilmenau
Abbildung 1: Prüfstand zur Ermittlung der relevanten Funktionsparameter (1: Drucksensoren 2: Wegsensoren 3: Drehwinkelsensor); Abbildung 2: Eigenformen der Ventilzunge

Projektpartner

IlmVac GmbH

Projektlaufzeit

03/2010 - 10/2013

Förderung

TAB - Thüringer Aufbaubank

Gefördert mit Mitteln des Freistaates Thüringen und der Europäischen Union (EFRE) unter dem Förderkennzeichen 2010 FE 9066