Forschung

Eine präzise begrifflich-konzeptionelle Durchdringung ist die Basis jedweden Erkenntnisfortschritts. Deshalb ist die Forschung des Fachgebiets überwiegend grundlagenorientiert, aber stets auf reale Phänomene ausgerichtet. Aus einer produktions- und entscheidungstheoretischen Perspektive heraus widmen wir uns interdisziplinären Fragestellungen. Wir hoffen, dass unsere spezielle Sichtweise und konzeptionelle Herangehensweise einen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs von Forschern und anderen gesellschaftlichen Akteuren leistet.

Forschungsschwerpunkte

Forschungslandkarte

Kundenintegrierte Produktion

Kundenbedürfnisse fließen heutzutage immer stärker in die Produktgestaltung ein und verlangen von Unternehmen konzeptionelle Umstellungen ihrer Produktion. Eine erhöhte Variantenzahl steigert zwar den Absatz, senkt häufig aber die Produktivität der Produktionsanlagen. Hier gilt es, intelligente Produktionskonzepte (Stichwort: Mass Customization) zu entwickeln, die trotz individueller Kundenbedürfnisse eine möglichst kostengünstige Produktion erlauben. Gleichzeitig begründen auch neuartige Konsummuster, wie sie sich z. B. im Rahmen der Sharing Economy entwickeln, die Notwendigkeit, die Aktivitäten des Konsumenten auch produktionswirtschaftlich zu untersuchen. Eine umfassende theoretische Fundierung dieser Konzepte steht u. E. noch aus, weshalb eigene grundlagenorientierte Forschungsarbeiten in den nächsten Jahren Abhilfe schaffen sollen. In den Fokus der Überlegungen rückt die Beteiligung des Kunden als Co-Produzent. Es soll analysiert werden, unter welchen Umständen welche Aufgabenverteilung zwischen Unternehmen und Kunden sinnvoll ist und wie sich derartige strategische Produktionsentscheidungen methodisch gestützt beurteilen lassen. Ausgangspunkt zukünftiger Forschung stellen hier frühere Arbeiten zur aktivitätsanalytischen Modellierung der Dienstleistungsproduktion dar.

Kreislaufwirtschaft

Ausgehend von umfangreichen eigenen Arbeiten zum Kreislaufmanagement von Verpackungen werden die Prozesse und institutionellen Arrangements auch in anderen Produkt- und Materialkreisläufen näher analysiert und u. a. Stoffstrommodelle und Strukturierungskonzepte entwickelt. In der Vergangenheit wurden z. B. stochastische Rückflussquantitäten und -dauern in Bedarfs- und Bestandsprognosen von Mehrwegbehältern integriert. Neben der aktivitätsanalytischen Modellierung der Materialflüsse wurden auch die Akteursbeziehungen entlang der Kreisläufe untersucht sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Kreislaufmanagements zum Supply Chain Management herausgearbeitet.

Performancemessung

Effizienz bzw. Produktivität sind zentrale Zielgrößen bei der Beurteilung von Produktions- und Logistikprozessen. Da eine rein monetäre Bewertung heutzutage immer seltener adäquat ist – weil meist neben ökonomischen auch ökologische und soziale Ziele zu berücksichtigen sind – kommt dem nicht-monetären Performance-Measurement eine immer wichtigere Stellung im Wertschöpfungscontrolling zu. Als nicht-parametrisches Instrument der Effizienzmessung eignet sich die Data Envelopment Analysis (DEA), deren produktions- und entscheidungstheoretische Fundierung einen zentralen Forschungsgegenstand in den nächsten Jahren spielt. Hier gilt es, die Stärken und Schwächen dieser Methode herauszuarbeiten, um Fehler in der praktischen Anwendung zu vermeiden. Diese können sich beispielartig bei den Vergleichsprämissen, der Gewichtung einzelner Zielgrößen oder bei der Zurechnung von Effizienzanteilen in vernetzten Wertschöpfungsstrukturen (Stichwort: Network DEA) ergeben. Einen weiteren Schwerpunkt der nicht-monetären Performancemessung bildet das Life Cycle Assessment, das zur ökologischen Bewertung von Produkten verwendet wird. Hier gilt es, die praxisrelevante Methode durch entscheidungstheoretische Modellkomponenten zu erweitern.

Entsorgungswirtschaft

Die Betrachtung ganzer Kreislaufsysteme wird durch die Analyse spezifischer Prozesstypen entlang des Kreislaufs ergänzt. So beschäftigen wir uns seit geraumer Zeit mit der produktionswirtschaftlichen Planung in Entsorgungsbetrieben (Sortier-, Müllverbrennungsanlagen). Hier wurden einerseits problemadäquate Lösungsansätze auf Basis herkömmlichen OR-Verfahren sowie anderseits ein konzeptioneller Rahmen zum kennzahlengestützten Controlling in Entsorgungsbetrieben entwickelt, der insbesondere in Non-Profit-Unternehmen (z. B. Abfallwirtschaftsbetriebe) angewendet werden kann. Überdies wurden im Rahmen einer deutschlandweiten Erhebung Einflussfaktoren auf die Höhe der Hausmüllgebühren herausgearbeitet und statistisch überprüft.