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"speak2change": Studierende klären über Tabuthemen auf

Mit redaktionellen Beiträgen und via Social Media informieren Studierende der TU Ilmenau im Projekt „speak2change“ über Belästigung, Diskriminierung oder Sexismus. Eine Fotoausstellung im Mai lenkt den Blick der Öffentlichkeit auf Betroffene und möchte ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit in unserer Gesellschaft geben.

TU Ilmenau/Eleonora Hamburg
Dino Junski, Annika Engelhardt und Anastasiya Shchuchenka wollen gesellschaftskritischen Themen Raum geben und aufklären.

Gesellschaftskritischen Themen Raum geben, Menschen sensibilisieren und aufklären – diese Ziele haben sich Studierende der TU Ilmenau im Projekt „speak2change“ gesetzt. Ursprünglich als Ilmkubator Class-Projekt gestartet, engagieren sich heute mehr als zehn Studierende in der Initiative und sprechen offen Themen wie Rassismus, Feminismus oder psychische Erkrankungen an. Durch Kommunikation wollen sie eine Veränderung in unserer Gesellschaft bewirken.

So setzen sich die Studierenden unter anderem in einem Blog regelmäßig mit Themen auseinander, die häufig noch in der Gesellschaft tabuisiert werden. In redaktionellen Artikeln, teils aus der Ich-Perspektive geschrieben, lenken sie den Fokus der Leser:innen auf LGBTQIA+-Themen, Machtmissbrauch oder Sexismus und teilen ihre Perspektive auf diese Dinge. Die Themen werden zudem in einem Spotify-Podcast sowie auf Social Media-Kanälen wie Instagram und TikTok plattformspezifisch aufgearbeitet. Neben der redaktionellen Arbeit organisieren die Studierenden auch weitere Projekte wie Workshops und Gesprächsrunden, in denen beispielsweise das Thema sexuelle Belästigung offen angesprochen wird – die ursprüngliche Idee der Projektinitiatorinnen Annika Engelhardt und Stefanie Hilber.

Die Studentinnen der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft haben „speak2change“ bereits 2020 gestartet, um Frauen in Situationen zu helfen, in denen sie belästigt werden. In der Ilmkubator Class 2021 entwickelten sie einen Handlungsleitfaden zum Download, der eine Hilfestellung für Betroffene und Menschen, die Zeuge der Belästigung werden, bietet. Außerdem erstellten die Studentinnen QR-Codes, die in Clubs oder Bars angebracht werden und zu den Handlungsanweisungen führen. Annika und Stefanie erklären die Motivation hinter ihrer Arbeit:

60 Prozent aller Frauen in Deutschland haben im Laufe ihres Lebens schon einmal mindestens eine Form von sexueller Belästigung erlebt. Kaum werden Täter:innen angezeigt, denn für viele Betroffene ist die persönliche Hürde, sich an die Polizei oder Beratungsstellen zu wenden, zu hoch. Sexuelle Belästigung ist eins von vielen Themen in unserer Gesellschaft, die stark tabuisiert werden. Sie kann verhindert werden, wenn aufgeklärt und offen darüber geredet wird. Hier setzen wir an – bei der Prävention durch Kommunikation.

Authentische Fotoaufnahmen

Die Projektinitiatorinnen stellten jedoch schnell fest, dass Belästigung nicht isoliert betrachtet werden kann, da diese ihrer Erfahrung nach oftmals mit vielen weiteren Faktoren wie einem Migrationshintergrund oder Transfeindlichkeit im Zusammenhang steht. Nach der Entscheidung, „speak2change“ thematisch auszuweiten, gewannen sie schnell weitere Mitstreitende für ihr Projekt.

Seitdem engagieren sich jedes Semester neue Studierende der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft im Rahmen eines Studienprojekts bei „speak2change“ – so auch Dino Junski und Anastasiya Shchuchenka. Im Rahmen eines Studienprojekts organisieren sie mit Unterstützung von Freund:innen und den Studierendenclubs die Fotoausstellung „photos2change“. Zwischen dem 14. und 16. Mai werden Fotos aus neun Themenfeldern, darunter Nicht-Binarität, körperliche Beeinträchtigung und Feminismus, im C-Keller auf dem Campus der TU Ilmenau präsentiert.

Hierzu besuchten die Studierenden Betroffene in ganz Deutschland und begleiteten sie mit der Kamera in alltäglichen Situationen. Dabei entstanden authentische und persönliche Aufnahmen. So fing Dino etwa die Brustnarben eines trans Mannes nach seiner geschlechtsangleichenden Operation fotografisch ein. Zu jedem Foto stellen die Ausstellungsmacher:innen einen kleinen Text aus, um die Menschen hinter den Fotos und ihre Geschichten vorzustellen. Auf der Webseite von „speak2change“ werden die Fotos zudem online präsentiert. Für Dino und Anastasiya ist es ein Anliegen, mit ihrer Arbeit allen Menschen einen Raum zu geben, Diskriminierung entgegenzuarbeiten und Betroffenen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben:

Mit ‚photos2change‘ zeigen wir gezielt Tabuthemen wie die weibliche Menstruation oder Leben mit einer körperlichen Beeinträchtigung auf, um die Besucher:innen unserer Ausstellung aufzuklären. Diese Themen gehören ganz selbstverständlich zu unserer Gesellschaft – auch, wenn wir sie nicht immer wahrnehmen.

Die Fotoausstellung „photos2change“ findet vom 14. bis 16. Mai im C-Keller Max-Planck-Ring 16, statt. Eröffnet wird sie mit einer Vernissage am Sonntag um 15.30 Uhr. Am Montag und Dienstag kann die Ausstellung zur gewohnten Caféöffnung von 12 bis 14 Uhr im bc-Studentencafé besucht werden. Aufgrund der expliziten Fotos und Texte wird eine Triggerwarnung für Besucher:innen ausgesprochen.

Mehr Informationen unter: speak2change.de/fotoausstellung/

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