Campus

Die TU Ilmenau blüht: Drei neue „Insektenweiden“ auf dem Campus

Auf dem Weg zu einer Sustainable Community hat die TU Ilmenau in den letzten Wochen neue Blühwiesen geschaffen: Zusätzlich zu der bereits bestehenden „Wilden Wiese“ hinter dem Universitätsrechenzentrum gibt es jetzt auf dem Campus drei neue „Insektenweiden“ mit insgesamt 500 Quadratmetern Fläche. Sie sollen als Nahrungsquelle und Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten dienen. Ermöglicht hat die Blühflächen das Dezernat Gebäude und Technik im Rahmen der Aktion „Ilm-Kreis blüht“.

TU Ilmenau
Schon seit 2022 wurden einige ungenutzte Flächen auf dem Campus weniger häufig gemäht

Dennis Pohlig, Abteilungsleiter Gebäudemanagement der TU Ilmenau, ist überzeugt: „Auch auf dem Campus ist es möglich, nicht alles platt zu mähen, sondern neue Lebensräume zu schaffen“. Schon seit 2022 hatten er und seine Kolleg*innen ungenutzte Flächen auf dem Campus weniger häufig gemäht, um die Wiesen stattdessen wachsen zu lassen – weg vom Schönheitsideal des Englischen Rasens: „Wo kann man sich heute noch ins hohe Gras werfen?“ Solche Gedanken spielten bei Dennis Pohligs Überlegungen ebenso eine Rolle wie privaten Erfahrungen: „Beim Autofahren ist mir aufgefallen, dass – im Gegensatz zu früher – kaum noch Insekten an der Windschutzscheibe kleben.“

Woran das liegt, haben Forschende des iDiv, dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig, unlängst in einer großen Meta-Studie belegt. Für die Studie hatten sie Ergebnisse aus 166 Langzeitstudien, die zwischen 1925 und 2018 an weltweit fast 1.700 Orten durchgeführt wurden, zusammengetragen. Das Ergebnis: Ein Viertel weniger Insekten innerhalb von 30 Jahren – in Deutschland sogar noch mehr: Während weltweit insbesondere an Land lebende Insekten wie Schmetterlinge, Heuschrecken oder Ameisen um rund ein Prozent pro Jahr zurückgegangen sind, sind es in Deutschland durchschnittlich zwei Prozent.

Dennoch war die Resonanz auf die sich entwickelnden Wiesen an der Uni 2022 durchaus gemischt: „Manche hielten die Flächen einfach nur für verlottert. Viele fanden es aber auch richtig gut.“ Im Rahmen der Aktion „Ilm-Kreis blüht“ ist die Universität jetzt noch ein Stück weitergegangen und hat gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde Randstreifen auf dem Campus in der Nähe des Naturschutzgebiets „Ilmenauer Teiche“ identifiziert, die gezielt als „Blühwiesen“ und somit als zusätzlicher Lebensraum für Insekten und Vögel entwickelt werden.

Die Randstreifen auf dem Weg zum Humboldtbau, vor dem Oeconomicum und der Projekthalle haben wir auch deshalb ausgewählt, weil durch die Blühwiesen natürlich die Verkehrssicherheit gewährleistet bleiben muss

so Dennis Pohlig.

Die notwendige Technik für das Anliegen der Wiesen, eine speziell auf die Region abgestimmte Samenmischung sowie Schilder zur Kennzeichnung der Flächen mit Holzpfählen, die zugleich als Insektenhotels genutzt werden können, stellt ebenfalls die Naturschutzbehörde zur Verfügung. Der Universität koste die Aktion also keinen Cent zusätzlich.

Für uns ist das Ganze ein Pilotprojekt, und wir sind gespannt, wie sich die Wiesen entwickeln. Wenn sich das gut anlässt, könnte ich mir vorstellen, dass wir weitere Blühstreifen in der Peripherie gezielt ausbauen, beispielsweise hinter dem Internationalen Begegnungszentrum (IBZ), wo früher die alte Fernwärmetrasse entlangging – dort wäre auf jeden Fall genug derzeit ungenutzte Fläche vorhanden.

Über die Aktion „Ilm-Kreis blüht“

Die Aktion „Ilm-Kreis blüht“ ist eine Initiative des Landkreises in Zusammenarbeit mit der Natura 2000-Station Gotha/Ilm-Kreis. Finanziert wird das Vorhaben über das Regionalbudget Nachhaltigkeit – ein Modellprojekt des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz. 

Im Rahmen des groß angelegten Projektes sollen möglichst viele Blühwiesen, Blühhecken, artenreiche Wegränder und Schutzäcker angelegt, entwickelt bzw. gepflegt werden

erklärt Landrätin Petra Enders und verweist auf altbekannte, aber überlebte Denkmuster wie „Totholz muss aufgeräumt werden“, „Rasen muss kurzgehalten werden“, „Brennnesseln und Disteln müssen ausgerupft werden“.

 Das Ziel von ‚Ilm-Kreis blüht‘ ist es, die Insektenvielfalt durch die Erhaltung, ökologische Aufwertung und Schaffung von Lebensräumen zu fördern. Denn in ihren Lebensräumen finden Insekten Nistplätze, Nahrung und Baumaterial. Ein Projekt, das nur gemeinsam mit Kommunen, Gemeinden und interessierten Bürgerinnen und Bürgern gelingen kann

sagt die Landrätin.

Auch Universitätsmitglieder können mit Maßnahmen im eigenen Garten zum Gelingen der Aktion beitragen:

 Leicht umsetzbare Maßnahmen, wie den Rasen seltener zu mähen, Disteln und Brennnesseln in einer Ecke des Gartens wachsen und Staudenstängel über den Winter stehen zu lassen oder Laubhaufen nicht zu beräumen, haben nicht nur eine positive Wirkung auf Insekten, sondern ersparen auch viel unnötige Arbeit

so Petra Enders.

Kontakt

Dennis Pohlig

Abteilungsleiter Gebäudemanagement