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Umwelt und Gesundheit im Blick: Nachwuchsforschende begeistern mit Projektideen zu gesellschaftlichen Herausforderungen

So voll wie dieses Jahr war das Audimax noch nie beim Regionalwettbewerb von Jugend forscht an der TU Ilmenau: 120 Kinder und Jugendliche präsentierten einer Fachjury 50 Forschungsprojekte zu verschiedensten wissenschaftlichen Fragestellungen. Im Mittelpunkt standen dabei Themen rund um Klimaschutz, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Gesundheit – auch bei Ronja und Lea aus der 11. Klasse der Goetheschule Ilmenau.

TU Ilmenau/Dino Junski
120 Kinder und Jugendliche nahmen am Regionalwettbewerb "Jugend forscht" 2023 an der TU Ilmenau teil

„Uns hat immer wieder der Lärm in unserem Klassenzimmer gestört, aber wir haben uns gefragt: Empfinden nur wir das so, oder lässt sich die erhöhte Lärmbelästigung auch mit objektiven Werten belegen?“, erklärt Ronja Hollatz die Idee zum Forschungsprojekt, mit dem die 16-Jährige und ihre 17-jährige Klassenkameradin Lea Gaurun am 8. Februar beim Jugend forscht-Wettbewerb an der TU Ilmenau angetreten sind.

Doch um sich für einen der ersten Plätze im Jungforscher-Wettbewerb zu qualifizieren, reicht eine spannende Idee nicht: Bewertet werden auch Eigenständigkeit und Kreativität sowie die Qualität des wissenschaftlichen Arbeitens insgesamt, die Identifikation mit dem Thema und nicht zuletzt die Präsentation am Wettbewerbstag. Dabei wurden die beiden Schülerinnen von ihren Physiklehrern und von Dr. Sandra Brix vom Fraunhofer IDMT unterstützt: „Auf ihre Empfehlung hin haben wir zunächst einmal nach Quellen gesucht, aus denen hervorgeht, auf welche Werte wir achten müssen, um die Geräuschkulisse im Klassenzimmer zu messen“, erklärt Lea. Auch wollten die Schülerinnen einen Vergleichswert haben und maßen daher an je zwei Tagen zu unterschiedlichen Tageszeiten nicht nur die Lärmbelastung der 11. Klassen in ihrem Schulhaus, sondern auch die der 6. Klassen in einem anderen Gebäude. Vom Ergebnis der Messungen waren die beiden dann selbst überrascht: „Wir hatten zwar erwartet, dass die Lärmbelastung unterschiedlich ausfallen würde, aber welch starke Lärmbelastung auch in Stillarbeitszeiten auf die Schüler in den 6. Klassen einwirkt – 10 Dezibel mehr als in den 11. Klassen – und wie signifikant die Nachhallzeiten über dem Toleranzbereich liegen, hätten wir nicht gedacht.“

Ihr methodisches Vorgehen und ihr Engagement haben sich ausgezahlt: Am Ende eines spannenden Wettbewerbstags in Ilmenau durften die Nachwuchswissenschaftlerinnen für ihre „Akustischen Ermittlungen im Klassenzimmer“ nicht nur den Sonderpreis der Stadt Ilmenau von Oberbürgermeister Daniel Schultheiß und den Sonderpreis des Fraunhofer IDMT entgegennehmen, sondern sich auch über den 1. Preis in der Kategorie Physik „Jugend forscht“ freuen. Das Thema Lärmbelastung und Schallabsorption möchten sie demnächst auch mit ihren Lehrerinnen und Lehrern sowie der Schulleitung  besprechen

Ebenfalls mit einem 1. Preis ausgezeichnet wurden in der Kategorie Mathematik/Informatik das Projekt „Vorteile auf unterschiedlichen Feldgrößen im Strategiespiel „Dodgem““ von Jos Constantin Heinemann, Schüler der Goetheschule Ilmenau, und die „Dementia Web App – eine Web App, welche die Altersheime revolutioniert“ von Vivien Zeihs, die als Schülerin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Ruhla den 1. Preis in der Kategorie Arbeitswelt erhielt. Zudem durfte sie sich über den Preis des Gleichstellungsbüros der TU Ilmenau freuen und kann somit an der Sommeruni für Schülerinnen an der TU Ilmenau teilnehmen. Die Jury überzeugte sie vor allem durch ihr hohes persönliches Engagement und die sehr gute Dokumentation.

Themen der Nachhaltigkeit und Gesundheit im Mittelpunkt

„Es war sehr spannend zu sehen, wie viele Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Altersstufen sich in diesem Jahr mit Nachhaltigkeits- und Gesundheitsthemen beschäftigt haben“, so Jenny Gramsch vom Schülerforschungszentrum der Universität: von der „Implementierung eines adaptiven Umweltdienstes“ und dem „nachhaltigen Kartoffelteller“, ausgezeichnet mit dem Sonderpreis Ressourceneffizienz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, über die Frage „Wie hoch ist der CO2-Fußabdruck in den 8. Klassen? Lässt er sich in 6 Wochen verbessern?“, prämiert mit dem Sonderpreis Energiewende & Klimaschutz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, über die „Effektive Nutzung von Strom im Haushalt“, „Wasser pumpen ohne Strom – Experimente mit dem Wasserwidder“ bis hin zum Projekt „3D-Zellkultur – eine Alternative zu Tierversuchen?“. Für die besonders gelungene und engagierte Bearbeitung dieser Fragestellung erhielt Sophie Grützmacher, ebenfalls Schülerin der Goetheschule Ilmenau, den 1. Preis der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und den Sonderpreis Umwelttechnik der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. „Uns hast du vor allem mit deiner Leidenschaft überzeugt“, so die Jury in ihrer Begründung, „und wir wünschen dir, dass du mit deinem biologischen Interesse vielleicht tatsächlich irgendwann die Tierversuche abschaffen kannst.“

Als Erstplatzierte in der Kategorie hat die 18-Jährige sich ebenso wie Ronja und Lea, Vivien und Jos für den Landeswettbewerb „Jugend forscht“ am 31. März in Jena qualifiziert. Das große Bundesfinale findet dann vom 18. bis 21. Mai in Bremen statt. Bis dahin haben die Jugendlichen Gelegenheit, an ihrer Präsentation zu feilen und einen Coaching-Workshop im Schülerforschungszentrum Gotha zu besuchen.

Den nächsten Wettbewerb im Blick

Doch nach dem Wettbewerb ist bekanntlich vor dem Wettbewerb, und so hat Lea Gaurun schon jetzt den Jugend forscht-Wettbewerb im kommenden Jahr fest im Blick: Dafür hat sie sich ein neues spannendes Thema, die Acetylsalicylsäure, kurz ASS, ausgesucht, auch als Aspirin bekannt. Untersuchen möchte sie die Auswirkungen der ASS-Einnahme auf die Gesundheit: „Nur wenige wissen, dass die Einnahme von Aspirin unter bestimmten Bedingungen auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, beispielsweise auf die Nieren“, erklärt die 17-Jährige ihre Motivation. Daher arbeitet sie an der Entwicklung eines Selbsttests für die Heimanwendung, mit dem sich der Zustand der Niere einfach untersuchen lässt: „Damit man sich vor der Einnahme des Medikaments genau überlegen kann: Sollte ich wirklich Aspirin nehmen oder lieber noch einmal mit meinem Arzt Rücksprache halten?“

Dafür wird Lea sicher auch diesmal wieder die eine oder andere Über(schul)stunde machen: „Was ihr heute hier alle kennengelernt habt, ist eine etwas andere Definition von einem sehr aktuellen gesellschaftlichen Stichwort, der Work-Life-Balance“, so Vizepräsident für Forschung und Wissenschaftlichen Nachwuchs Stefan Sinzinger am Wettbewerbstag: „Ihr habt erlebt, dass man Dinge auch im schulischen oder beruflichen Kontext mit viel, viel Energie und Begeisterung weiterverfolgen kann. Und ihr habt gelernt, dass die Neugier für wissenschaftliche Themen, die Freude und der Antrieb, den man in spannenden Fragestellungen finden kann, durchaus auch als ein Stück Life interpretiert werden können. Bleibt dran! Wir brauchen euch –  Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die helfen, die gesellschaftlichen Herausforderungen zu adressieren und zu lösen.“

Über "Jugend forscht"

Der bundesweite Wettbewerb „Jugend forscht – Schüler experimentieren“ findet in diesem Jahr unter dem Motto „Mach Ideen groß“ zeitgleich im gesamten Bundesgebiet statt. Mit dem Wettstreit sollen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ermuntert werden, in die spannende Welt von Forschung und Wissenschaft einzutauchen. Am Regionalwettbewerb Westthüringen beteiligten sich Kinder und Jugendliche aus Gymnasien aus Ruhla, Neudietendorf und Ilmenau – Schülerinnen und Schüler von 10 bis 14 Jahren im Nachwuchswettbewerb „Schüler experimentieren“ und Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 21 Jahren bei „Jugend forscht“.

Contact

Jenny Gramsch

Schülerforschungszentrum der TU Ilmenau