Forschung

Fahrerloser Busshuttle: Wissenschaftliche Begleitung des Pilotbetriebs

Mit dem Projekt „KREATÖR – Funk- und Fahrzeugtechnologien für automatisierten Personentransport im öffentlichen Raum“ begleitet das Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo) an der TU Ilmenau ein neues Verkehrsangebot der Stadt Ilmenau und des Ilm-Kreises. Dabei sollen fahrerlose Shuttles den Campus der TU Ilmenau an den Bahnhof anbinden Mit dem Projekt, das durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) mit rund zwei Millionen Euro gefördert und durch die Thüringer Aufbaubank bewirtschaftet wird, wird erstmals in Thüringen hochautomatisiertes Fahren in den Fahrplan einer Personenverkehrsgesellschaft eingebunden. Mit dem für das Frühjahr 2022 bevorstehenden Fahrplanwechsel könnten die Busse für zunächst zwei Jahre den Betrieb aufnehmen. Bis dahin schafft die Stadt die dafür notwendige Verkehrsinfrastruktur.

Collage: ThIMo/Bus-Shuttel: EasyMile
E-Mobilität: Ilm-Kreis und Stadt Ilmenau planen den Einsatz eines hochautomatisierten Shuttlebusses vom Bahnhof Ilmenau zum Campus der Technischen Universität (abgebildete Route kann von der realen abweichen)

Bereits im Herbst 2020 hatte das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) grünes Licht dafür gegeben, das Projekt über das Programm „Modellprojekt Elektrobussysteme“ zu fördern. Für die Beschaffung der Fahrzeuge und die Ladesäuleninfrastruktur stehen damit bis zu 800.000 Euro zur Verfügung. Die Thüringer Umweltministerin Anja Siegesmund: „Sauber, leise und digital ist der Nahverkehr der Zukunft: Hochautomatisiert fahrende elektrische Kleinbusse können die Attraktivität des Nahverkehrs steigern und dazu beitragen, bestehende Angebotslücken insbesondere auf der letzten Meile durch umweltfreundliche Antriebe zu schließen. Gerne unterstützen wir den auf zwei Jahre angelegten Pilotbetrieb eines hochautomatisierten Shuttles in Ilmenau, um auch in Thüringen Erfahrungen mit dieser neuen Technologie zu gewinnen.“

Für die wissenschaftliche Begleitung des Pilotbetriebs der automatisierten Campus-Busse haben sich im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts KREATÖR am ThIMo fünf Fachgebiete der TU Ilmenau zusammengeschlossen. Im Fokus des Vorhabens stehen die Erforschung und Entwicklung innovativer Funk- und Fahrzeugtechnologien für hochautomatisiertes und vernetztes Fahren. Ergänzt werden diese Forschungen durch kommunikationswissenschaftliche Analysen von Risikowahrnehmung und Akzeptanz der Technologie in der Bevölkerung und in den Medien sowie durch maßgeschneiderte Transfermaßnahmen, die mit dem Geschäftsbereich des Vizepräsidenten für Internationale Beziehungen und Transfer koordiniert werden. Hinzu kommen Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und der Wissenschaftskommunikation.

Wichtiges Element der geplanten Forschungsoffensive „Digitale Mobilität“

„Dieses Projekt ist ein Meilenstein für die echtzeitfähige Kopplung zwischen realer Anwendung und Forschungsumgebung“, erklärt KREATÖR-Projektleiter und ThIMo-Direktor Prof. Dr. Matthias Hein: „Es stellt das Prinzip ‘open innovation‘ im öffentlichen Personenverkehr auf eine neue Stufe und bildet gleichzeitig ein wichtiges Element bei der geplanten Forschungsoffensive ‚Digitale Mobilität‘ des ThIMo.“

Auch Landrätin Petra Enders ist überzeugt: „Das Pilotprojekt und seine wissenschaftliche Begleitung vor Ort haben Modellcharakter über den Ilm-Kreis hinaus.“  Dem Projekt vorausgegangen war eine Machbarkeitsstudie des Büros autoBus im Auftrag des Ilm-Kreises, die ebenfalls mit Fördermitteln des Thüringer Umweltministeriums unterstützt wurde. Dabei wurden geeignete Streckenverläufe auf deren technische und rechtliche Umsetzbarkeit überprüft und eine Empfehlung für die Umsetzung der Strecke vom Bahnhof Ilmenau zum Universitätscampus gegeben.

Den ÖPNV von morgen entwickeln

Ein vollständig fahrerloser Betrieb ist aufgrund der aktuellen Rechtslage derzeit nicht möglich, so dass ein so genannter Operator an Bord jederzeit bei sicherheitsrelevanten Verkehrssituationen oder Störungen eingreifen können muss. Deshalb sollen mit der wissenschaftlichen Begleitung durch das ThIMo Erfahrungen mit den Chancen und Potenzialen autonomer Nahverkehrsangebote gewonnen und diese mit steigendem Automatisierungsgrad der zum Einsatz kommenden Fahrzeuge in die Praxis überführt werden.

„Klimaschutz im Verkehrsbereich ist ohne Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs nicht möglich“, so Landrätin Petra Enders. „Integrierte sowie vernetzte Planung von hochautomatisierten und konventionellen Verkehrsangeboten könnten zudem die Attraktivität des ÖPNV stärken, könnte die Nah- und Anschlussmobilität, Feinerschließung und Anbindung von Ortsteilen mit geringem Fahrgastpotenzial erhöhen. Mit der Stadt Ilmenau und der Technischen Universität Ilmenau haben wir wichtige Partner und Unterstützer für die Umsetzung dieser Ziele gefunden.“

Kontakt

Tatjana Faj

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Ilmenau