Forschung

Internationales DFG-Projekt: COVID-19-Kommunikation von Behörden und Medien in Europa und den USA

Im Juni startet an der TU Ilmenau und am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ein groß angelegtes Forschungsprojekt, das sich mit der Risiko- und Krisenkommunikation zur COVID-19 Pandemie in Deutschland, Europa und den USA befasst.

TV-Bildschirm mit Newszeile Coronavirus update iStock.com/asiandelight

Das Projekt „Entzifferung der pandemischen Sphäre“ (DECIPHER) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit insgesamt 1,8 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert. Beteiligt sind vier Fachgebiete in den Bereichen Kommunikationswissenschaft und Informatik der TU Ilmenau sowie die Abteilung Risikokommunikation des BfR.

Das Projekt analysiert vergleichend, wie effektiv Regierungen, Gesundheitseinrichtungen und Medien in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien, Schweden, dem Vereinigten Königreich und den USA ihre Bürgerinnen und Bürger über COVID-19 informiert und zu selbstschützendem Verhalten ermutigt haben. Drei Kernfragen leiten das Projekt an: (1) Welche Erklärungen und Botschaften über COVID-19 und damit verbundene Schutzmaßnahmen haben Regierungen und Gesundheitseinrichtungen der Öffentlichkeit in den jeweiligen Ländern vermittelt? (2) Wie haben Medien über die Pandemie und die damit verbundenen Risikobotschaften von Regierungen berichtet? (3) Wie hat die Bevölkerung die Pandemie und die Risikobotschaften wahrgenommen?

Das Forscherteam verwendet zur Beantwortung dieser Fragen einen multidisziplinären Ansatz, in dem Expertise und Methoden der Kommunikationswissenschaft, Psychologie und Informatik verknüpft werden. Dabei kommen auch innovative Data Science-Methoden, wie maschinelles Lernen und Netzwerkanalysen zum Einsatz, um zum Beispiel einflussreiche Netzwerke und Echokammern in den sozialen Medien im Kontext der Pandemie zu identifizieren.

An der TU Ilmenau sind in verschiedenen Teilprojekten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Jun.-Prof. Emese Domahidi, Prof. Martin Löffelholz, Prof. Kai-Uwe Sattler, Dr. Andreas Schwarz und Dr. Nadine Steinmetz beteiligt. Am BfR forschen die Psychologen Dr. Natalie Berger und Dr. Frederik Freudenstein aus der Abteilung Risikokommunikation zur Bevölkerungswahrnehmung der Pandemie. Darüber hinaus wird das Projekt von internationalen Expertinnen und Experten aus Italien, den Niederlanden, Schweden, Spanien, den USA und dem Vereinigten Königreich beratend unterstützt. Der Präsident der TU Ilmenau, Prof. Dr. Kai-Uwe Sattler:

Mit diesem interdisziplinär angelegten Forschungsprojekt wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass die Auswirkungen der Kommunikation zu verheerenden Pandemien wie COVID-19 künftig besser verstanden und berücksichtigt werden.

Dr. Natalie Berger vom BfR in Berlin ergänzt:

Die Corona-Pandemie hat sich aufgrund widersprüchlicher und teilweise falscher Information zu einer ‚Infodemie‘ über Ländergrenzen und Kommunikationskanäle hinweg entwickelt. Daher braucht es einen internationalen Ansatz, den wir in diesem Vorhaben konsequent umsetzen.

Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens sollen zeigen, welche unterschiedlichen Strategien der Risiko- und Krisenkommunikation Regierungen und Gesundheitsbehörden in Europa und den USA eingesetzt haben. Die öffentliche Vermittlung und Auswirkungen dieser Strategien werden über die Analyse von Medien, sozialen Medien und Befragungen der Bevölkerung untersucht. Damit soll das Projekt nicht nur einen Beitrag zum wissenschaftlichen Verständnis von Pandemien leisten, sondern auch Schlussfolgerungen für eine bessere Kommunikation von Behörden und Medien in künftigen Krisenszenarien dieser Art erlauben.

Kontakt

Prof. Dr. Martin Löffelholz

Projektsprecher, Leiter Fachgebiet Medienwissenschaft

Jun.-Prof. Dr. Emese Domahidi

Projektsprecherin, Leiterin Fachgebiet Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Computational Communication