Auszeichnungen

Ausgezeichnet: Dagmar Schipanski Preis für Sophia Gänßle und Alexander Hunold

Für ihre mit summa cum laude an der TU Ilmenau abgeschlossenen Dissertationen in der Wirtschaftstheorie und in der Biomedizinischen Technik sind Dr. Sophia Gänßle und Dr. Alexander Hunold am 7. Oktober mit dem Dagmar Schipanski Preis der Universitätsgesellschaft Ilmenau – Freunde, Förderer, Alumni e. V. ausgezeichnet worden. Mit dem Dissertationspreis würdigt der Freundeskreis der TU Ilmenau herausragende wissenschaftliche Arbeiten.

Zwei Personen mit Blumensträußen und Urkunde vor Publikum TU Ilmenau/Chris Liebold
Für ihre herausragenden Dissertationen sind Dr. Alexander Hunold (links) und Dr. Sophia Gänßle mit dem Dagmar-Schipanski-Preis der Universitätsgesellschaft ausgezeichnet worden

Welche Besonderheiten weisen audiovisuelle Medienmärkte auf? Wie hat sich der Wettbewerb in der Unterhaltungsindustrie im digitalen Zeitalter vor allem durch Social Media verändert? Und wie werden Superstars ökonomisch untersucht? Diese Fragen erforschte Sophia Gänßle in ihrer Dissertationsschrift zum Thema „Audiovisuelles und interaktives Entertainment im digitalen Zeitalter – Eine ökonomische Perspektive“. „Obwohl Unterhaltungsmedien gesellschaftlich und wirtschaftlich immer bedeutsamer werden, nicht zuletzt durch die Sozialen Medien, gibt es bisher nur wenige ökonomische Studien zum Thema“, erklärt die Wissenschaftlerin die Motivation für ihre Arbeit:

Das Forschungsfeld der Entertainment Economics ist aktuell in der Volkswirtschaftslehre und selbst in den spezifischen Strömungen der Kultur- und Medienökonomik kaum vertreten, und es fehlt die ganzheitliche Betrachtung, die auch die Anliegen der Konsumenten und die Wirkung der Medien auf die Gesellschaft miteinbezieht.

Wie Unterhaltungsmärkte unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflussen

Wie groß das Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten nach Unterhaltung ist, zeigen Zahlen aus ihrer Dissertation. So nutzten Deutsche ab 14 Jahren 2020 hochgerechnet über neuneinhalb Stunden audiovisuelle Medien pro Tag – eine halbe Stunde mehr als im Vorjahr ohne Corona-Krise. Die reine Nutzung von Bewegtbild-Medien lag im selben Zeitraum bei fünf Stunden und 44 Minuten täglich. „Insbesondere die Bewegtbild-Nutzung über das Internet hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen“, so Dr. Gänßle.  In ihrer Arbeit untersuchte sie, wie die Unterhaltungsmärkte unsere Gesellschaft bewegen und nachhaltig beeinflussen. Dabei leitete sie mit modernen empirischen Methoden unter anderem neue Erkenntnisse zur Starökonomik von Social Media-Stars, so genannten Influencern, auf YouTube und Instagram her. Ihre Forschung liefert zudem neue Erkenntnisse zum Wettbewerb auf Märkten für audiovisuelle Güter wie Video-on-Demand.

Mit diesen Arbeiten machte sich Sophia Gänßle bereits während ihrer Promotion mit zahlreichen Publikationen und Konferenzbeiträgen auf renommierten internationalen Konferenzen einen Namen in der Wissenschaftswelt. Auch Prof. Oliver Budzinski, Fachgebietsleiter Wirtschaftstheorie, der die Dissertation von Sophia Gänßle betreute, ist überzeugt vom Forschertalent der Wissenschaftlerin, die aktuell eine Assistenzprofessur im Bereich Digitalisierung und Kreativindustrien an der Erasmus Universität Rotterdam in den Niederlanden innehat: „Trotz ihres jungen Karrierestadiums leistet Sophia Gänßle bereits einen erheblichen Beitrag zur wirtschaftswissenschaftlichen Forschung, insbesondere im Bereich Social Media Stars, und ich freue mich sehr, dass wir weiterhin eng in Forschungsprojekten zusammenarbeiten.“  Sie selbst sieht ihre Erkenntnisse als Grundlage, um aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen besser verstehen und weitergehende Fragen stellen zu können: „Beispielsweise ob wir als Gesellschaft die aktuellen Marktergebnisse für sinnvoll und wünschenswert halten und wie wir damit umgehen wollen.“

Neue Erkenntnisse für die Therapie von Depressionen

Auch Alexander Hundold beschäftigte sich in seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Transcranial electric stimulation - modeling, application, verification“ mit einem sehr gesellschaftsrelevanten Thema: den therapeutischen Wirkungen, die man erzielen kann, indem man das Gehirn gezielt mit schwachen Ströme von wenigen Milliampere beeinflusst. „Sobald solche Ströme an der Nervenzellmembran fließen, ändert sich die Spannung an der Zellmembran und damit auch die Feuerrate der Nervenzellen“, erklärt der Nachwuchswissenschaftler. Dies beeinflusst, wie das Gehirn Informationen verarbeitet, was sich wiederum auf das Verhalten auswirken kann. „Diese physiologischen Effekte der transkraniellen Stromstimulation (TES) können jedoch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Zudem wies die Technik zum Zeitpunkt meiner Forschungen noch erhebliche Unzulänglichkeiten auf, was einen breiten Einsatz bis dato verhinderte“, so Dr. Hunold.

Hier setzte die Forschung des Dissertationspreisträgers an: Um die TES besser handhabbar zu machen, entwickelte er in seiner Arbeit sowohl neue Simulationsmodelle als auch neue Evaluierungsansätze – und damit neue Einsichten, wie sich Strom im Kopf verteilt. Insbesondere die von ihm entwickelten Elektrodentechniken –  trockene Elektroden, die mit additiven Verfahren hergestellt wurden, und textile Elektroden in Stoffhauben – machen die Stimulation flexibler und patientenfreundlicher.

„Mit dieser Arbeit leistet Herr Dr. Hunold wesentliche Beiträge für eine verbesserte Therapie unter anderem von Patienten mit Depression, aber auch für die neurowissenschaftliche Grundlagenforschung“, so Prof. Jens Haueisen, der die Dissertation als Leiter des Instituts für Biomedizinische Technik und Informatik betreute. Bei seinen Forschungen kooperierte der Nachwuchswissenschaftler mit renommierten deutschen, aber auch internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen wie der University of Brisbane in Australien und dem Boston Children’s Hospital in Harvard. Die Ergebnisse seiner Arbeiten konnte Dr. Hunold in führenden internationalen Zeitschriften und auf den wichtigsten internationalen Konferenzen publizieren. Die von ihm entwickelten Elektroden und Hauben sind inzwischen als medizinisches Produkt umgesetzt und können von Kliniken und in der Wissenschaft genutzt werden.

Über den Dagmar Schipanski Preis

Der Dissertationspreis, der einmal pro Jahr von der Universitätsgesellschaft für herausragende wissenschaftliche Arbeiten vergeben wird, ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. In diesem Jahr teilen sich Dr. Sophia Gänßle und Dr. Alexander Hunold das Preisgeld: „Das Niveau und die Qualität der eingereichten Arbeiten war auch in diesem Jahr sehr hoch“, so der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft, Prof. Peter Scharff: „Aus diesem Grund war die Auswahl der Preisträger nicht leicht.“

Die Verleihung fand im Rahmen der Immatrikulationsfeier im Audimax der TU Ilmenau statt. Anlässlich der Preisverleihung würdigte Universitätspräsident Prof. Kai-Uwe Sattler noch einmal die großen Verdienste der im vergangenen Jahr verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der Universitätsgesellschaft und ehemaligen Rektorin der TU Ilmenau, Prof. Dr. Dagmar Schipanski. Ihr zu Ehren wurde die Auszeichnung der besten Dissertationen dieses Jahr erstmals als „Dagmar Schipanski Preis“ vergeben.