Politik

TU Ilmenau blickt auf ihr 30-jähriges Jubiläum als Universität zurück

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums zum Bestehen der Technischen Universität Ilmenau befasst sich ein Blog mit den Ereignissen im Jahr 1992 bezogen auf die TU Ilmenau. Mitarbeiterinnen des Universitätsarchivs haben zahlreiche Unterlagen aus 1992 gesichtet und aufgearbeitet, um den Zeitgeist in den Anfängen der Universität einzufangen.

TU Ilmenau
Seit dem 27. April 1990 wurde die Hochschule erstmals seit ihrer Gründung von einem demokratisch gewählten Rektor, dem Elektrotechniker Prof. Eberhart Köhler (rechts im Bild), geleitet.

Die Technische Universität Ilmenau ist heute als international renommierte Universität im grünen Herzen Deutschlands bekannt. Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus rund 100 Nationen lernen, lehren und forschen gemeinsam erfolgreich an fünf Fakultäten der TU Ilmenau. Ein Meilenstein dafür wurde vor 30 Jahren gesetzt. Im Sommer 1992 erhielt die Technische Hochschule Ilmenau auf Empfehlung des Wissenschaftsrates den Status „Technische Universität“ zuerkannt. Mit dem Inkrafttreten des Thüringer Hochschulgesetzes vom 7. Juli 1992 wurde dies rechtskräftig.

Im Jahr 1992 kulminierte ein umfangreicher Transformationsprozess der TU Ilmenau, der die Weichen für die heutige TU Ilmenau stellte. Es wurden zahlreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen auf dem Campus initiiert, um mehr Hörsäle, Seminarräume und Wohnmöglichkeiten für Studierende zu schaffen und damit die zunehmende Studierendenzahl bewältigen zu können. Das vorhandene Personal wurde einer umfassenden Evaluierung unterzogen und mit der Schaffung neuer Fachgebiete wurde neues Personal gewonnen. Die TU Ilmenau bekam eine neue Prüfungs- und Studienordnung nach Vorbild der Hochschulen in den alten Bundesländern, weitere betriebswirtschaftliche Inhalte fanden Einzug in das Studienangebot der Universität. Nach dem bereits bestehenden Studiengang Wirtschaftsinformatik wurde 1992 der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen eingeführt. Die Universitätsangehörigen bauten ihre Kontakte zu westdeutschen Hochschulen aus, um die TU Ilmenau zu modernisieren. Dr. Anja Kürbis, Universitätsarchivarin der TU Ilmenau, sichtete gemeinsam mit ihrer Kollegin Juliane Neidhardt zahlreiche Dokumente wie Protokolle und handschriftliche Aktennotizen sowie alte Fotos aus dieser Zeit, um sich ein Bild vom damaligen Zeitgeist machen zu können. Sie schildert ihre Eindrücke:

1992 herrschte eine richtige Aufbruchsstimmung an der TU Ilmenau. Man wollte die Chancen, die die neue Freiheit gebracht hat, nutzen. Gleichzeitig musste die DDR-Vergangenheit aufgearbeitet werden. Dieser Prozess lief an der TU Ilmenau ruhig und strukturiert ab, was zu großen Teilen dem damaligen Rektor Prof. Eberhart Köhler zu verdanken war.

Neue Ideen für die Mitgestaltung der Universität

Prof. Eberhart Köhler, Professor für Halbleiterbauelemente und erster demokratisch gewählter Rektor der TU Ilmenau, prägte die ersten Jahre der Universität mit seiner charismatischen und authentischen Art. Er betrieb eine offene Kommunikationspolitik: Jeden Monat verfasste der Rektor einen Artikel in der Hochschulzeitung, um alle Universitätsangehörigen über die neuesten Entwicklungen zu informieren und sie in den Umgestaltungsprozess der TU Ilmenau einzubinden. Aus heutiger Sicht hat er die Transformation sehr gut gemeistert, wie Dr. Anja Kürbis sagt:

Auch wenn die Bewältigung der DDR-Vergangenheit nicht leicht war, hat Prof. Köhler es verstanden, dass der Aufbruch Priorität hat. Den Beschäftigten hat er Mut zugesprochen, trotz der Unsicherheit, Lehre und Forschung mit Nachdruck zu betreiben, da die Forschungsleistungen der TU Ilmenau schon damals im In- und Ausland anerkannt waren.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands fand sich die TU Ilmenau in einer bisher nie da gewesenen Situation vor. Zwar genoss schon die Technische Hochschule Ilmenau zu DDR-Zeiten einen sehr guten Ruf, doch nun befand sich die Universität bundesweit im Wettbewerb mit anderen Hochschulen. Nur ein verschwindend geringer Anteil der insgesamt 2.507 Studierenden im Wintersemester 1991/92 stammte 1992 aus den alten Bundesländern. Die politische Vorgabe, bis zum Jahr 2000 die Anzahl der Studierenden auf 6.000 zu erhöhen, setzte die TU Ilmenau unter Zeitdruck. Die Professorinnen und Professoren, Beschäftigten und Studierenden brachten sich mit vielen Ideen ein, um ihre Universität mitzugestalten: Vorschläge, wie beispielsweise einen Studiengang Umwelttechnik einzuführen, wurden diskutiert und wieder verworfen. Die TU Ilmenau stand vor der Herausforderung, das westdeutsche Hochschulsystem einzuführen, ohne dabei ihr eigenes Profil zu verlieren. Die fünf Fakultäten für Mathematik und Naturwissenschaften, Elektrotechnik und Informationstechnik, Informatik und Automatisierung, Maschinenbau sowie Wirtschaftswissenschaften, die sich teilweise neu formiert hatten, nahmen ihre Arbeit auf. Die Gebäude wurden mit neuer Technik ausgestattet, die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie intensiviert. Mit der Wahl von Prof. Dagmar Schipanski in den Wissenschaftsrat bekamen die TU Ilmenau sowie ostdeutsche Hochschulen eine Stimme im politischen Beratungsgremium auf Bundesebene.

Die TU Ilmenau nutzte die neuen Gegebenheiten als eine Chance, und die Bemühungen der Universität zahlten sich aus. Heute wie damals ist die TU Ilmenau für ihre sehr gute Lehre und Forschung mit einem hervorragenden Betreuungsverhältnis und einer hochmodernen technischen Ausstattung bekannt. Studierende aus den neuen Bundesländern bilden die Mehrheit der Studierendenschaft, ein Drittel aller Studierenden stammt aus dem Ausland. Dr. Anja Kürbis sieht heute viele Änderungen, aber auch Parallelen zu den Anfängen der TU Ilmenau:

Auch heute studieren junge Menschen an einer kleinen Universität im Grünen, die vieles bietet. Und nach wie vor gilt das Motto ‚Ilmenau ist das, was du daraus machst‘ – auch wenn es damals offiziell gar nicht existiert hat. Die Studierenden sind und waren schon immer sehr aktiv und bringen sich kulturell sehr ein.

In Artikeln mit Fotos arbeitet das Universitätsarchiv alle wichtigen Geschehnisse aus dem Jahr 1992 auf. Diese sind auf der Webseite der TU Ilmenau zu finden. Zudem werden die Blogbeiträge regelmäßig auf Instagram und Twitter geteilt.

Kontakt

Dr. Anja Kürbis

Leiterin des Universitätsarchivs Ilmenau