Serie

"Ich wollte mich noch mehr im Bereich Optik vertiefen"

Mit herausragender Forschung schärfen die Wissenschaftlerinnen der TU Ilmenau das Profil der Universität und tragen zum Fortschritt unserer Gesellschaft bei. In der Interviewreihe „Frauen in der Wissenschaft“ berichten Wissenschaftlerinnen der TU Ilmenau über ihren Werdegang und geben Einblicke in ihren Lehr- und Forschungsalltag. 

Dr. Meike Hofmann erzählt von ihrer Arbeit am Fachgebiet Technische Optik und welchen Stellenwert eine gleichwertige Partnerschaft und die Familie für sie hat.

privat

Guten Tag Frau Dr. Hofmann, zu welchen Themen lehren und forschen Sie?

Ich lehre und forsche im Bereich der angewandten Optik. Momentan arbeite ich an einem Lichtschicht-Fluoreszenz-Mikroskop. Das ist kein fertiges Gerät, sondern ein modularer Aufbau im Labor mit Lasern, Kamerasensoren, Linsen, Spiegeln usw., der immer wieder erweitert und verändert wird. Auch Studierende können im Rahmen ihrer studentischen Arbeiten daran mitwirken. In der Lehre bediene ich ein großes Spektrum an Themen im Bereich der Strahlen- und Wellenoptik.
 

Was begeistert Sie an Ihrem Fach?

In der Optik gibt es immer etwas zu „sehen“, das ist sehr konkret und erfahrbar. Ich habe immer einen Laserpointer parat, um mal schnell durch ein Element durchzuleuchten. Wir simulieren z.B. Lichtverteilungen, entwerfen die optischen Elemente und stellen diese dann im Reinraum her. Im Labor wird dann getestet, ob das Element tut, was es soll. Im besten Falle sehen wir dann unmittelbar den Erfolg. 
 

Wie sieht ihr täglicher Lehr- und Forschungsalltag an der TU Ilmenau aus?

Im Moment habe ich viel mit der Lehre zu tun. Ich plane die Lehrveranstaltungen, erstelle das Material, halte die Kurse, bewerte Projekte der Studierenden. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, macht mir aber auch großen Spaß. Dabei fließen immer wieder neue Erkenntnisse der Hochschuldidaktik ein. Die Forschungsthemen werden hauptsächlich durch die Studierenden bearbeitet, die ich bei der Durchführung ihrer studentischen Arbeiten betreue. Wir treffen uns regelmäßig und besprechen den Fortschritt der Arbeit und die nächsten Schritte. Wenn wir gute Ergebnisse erzielt haben, werden natürlich auch Veröffentlichungen geschrieben und ich besuche regelmäßig Konferenzen. Und es müssen natürlich auch Forschungsanträge geschrieben werden.
 

Was hat Sie zu einer Karriere in der Wissenschaft bewegt?

Als ich mein Mechatronik-Studium abgeschlossen hatte, bot sich mir die Möglichkeit der Promotion und ich habe die Chance einfach ergriffen. Ich hatte damals das Gefühl, dass ich noch nicht richtig „ausgelernt“ hatte, ich wollte mich noch mehr im Bereich Optik vertiefen. Nach der Promotion folgte dann eine vierjährige PostDoc-Phase am IMTEK in Freiburg. In der Elternzeit mit meinem zweiten Kind lief dann der Vertrag aus. Glücklicherweise hat sich alles gut gefügt und ich habe jetzt eine feste Stelle an der TU Ilmenau.
 

Welche Hürden haben Sie persönlich in Ihrer wissenschaftlichen Karriere erlebt, denen Männer weniger häufig begegnen?

Wenn man in der Wissenschaft arbeitet, muss man ein Stück weit flexibel sein. Wenn eine Familie und Kinder ins Spiel kommen, sind dies weitere Faktoren, die bei der Karriereplanung eine Rolle spielen. Wenn beide Partner hochqualifiziert sind, entsteht ein Spannungsfeld bei dem traditionell oder persönlichkeitsbedingt eher Frauen zu Kompromissen bereit sind. Hier hilft natürlich eine gleichwürdige Partnerschaft und das offene Gespräch über die jeweiligen Lebensentwürfe. Als es damals darum ging, wegen meines neuen Jobs nach Freiburg zu gehen und meine Familie aus dem gewohnten Umfeld herauszureißen, saß manches Mal das Teufelchen auf meiner Schulter und hat mir Vorwürfe gemacht.
 

Welche Ratschläge würden Sie Kolleginnen geben, die ebenfalls eine Karriere in der Wissenschaft anstreben?

Die Wissenschaft ist toll, wenn man sich gerne tiefgehend mit Themen beschäftigt. Allerdings sind die Karrieremöglichkeiten an den Hochschulen abseits der Professur beschränkt, was ich persönlich sehr schade finde. Eine gewisse Mobilitätsbereitschaft und Offenheit für alternative Jobs sollte man also mitbringen. Man sollte auch immer darauf achten, vermittelbar zu bleiben, wenn der Vertrag bei der Uni ausläuft. Wenn man eine Professur anstrebt und auf Kinder nicht verzichten möchte, braucht man den Willen dazu, einen Partner der dieses Vorhaben mitträgt und am besten ein starkes Netzwerk rundherum.


Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie, singe im Chor und spiele Blockflöte, ein Instrument, das leider von vielen Menschen zu Unrecht verkannt wird. Ansonsten trifft man mich oft draußen, im Garten, beim Wandern oder Fahrradfahren.


Haben Sie einen Lieblingsplatz auf dem Campus?

Schon als Studentin fand ich den Blick Richtung Manebach toll, wenn wir nach der 7 Uhr Mathe-Vorlesung aus dem damals noch Großen Hörsaal am oberen Ehrenberg wieder ans Tageslicht getreten sind. Dieser Ausblick gefällt mir bis heute.


Was steht demnächst für Sie an?

Ich liebe es, neue Lehrkonzepte auszuprobieren. Hier gibt es noch einiges zu tun.


Zur Person

Dr.-Ing. Meike Hofmann hat Mikro- und Nanomechatronik an der TU Ilmenau studiert. Ihr Fachpraktikum führte sie bei SUSS MicroOptics in der französigsprachigen Schweiz durch. Nach ihrem Studienabschluss war sie bereits am Fachgebiet Technische Optik als tätig und erlangte 2013 ihren Doktortitel. Als Postdoc arbeitete Meike Hofmann mit Gruppenleiterfunktion/Teilprojektleitung am IMTEK Freiburg i. Br., Gisela-und-Erwin-Sick-Professur für Mikrooptik. Seit 2017 ist sie wieder am Fachgebiet Technische Optik an der TU Ilmenau tätig. Im Rahmen des Programms „Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft entwickelte Dr. Hofmann 2021 im Projekt SIMGAM – „Simulationen und Games in den Selbstlernphasen eines Blended-Learning-Grundlagenkurses“ innovative Lehrformate an der TU Ilmenau.

Kontakt

Dr.-Ing. Meike Hofmann

Fachgebiet Technische Optik