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TU-Ausgründungen: Was wurde aus ...

... Brandenburg Labs. Von Ilmenau zur Weltmarke mit „Wow-Effekt“

Mit seinem Start-up „Brandenburg Labs“ will Prof. Karlheinz Brandenburg, weltweit als Mit-Erfinder des MP3-Formats bekannt, die Art, wie wir hören, revolutionieren. Im Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau entwickelt er intelligente Kopfhörer, die ein lebensechtes räumliches Hören versprechen.

TU Ilmenau/Eleonora Hamburg
Prof. Karlheinz Brandenburg hat sein Start-up Brandenburg Labs 2019 gegründet.

„Unsere Technologie ist anderen um Jahre voraus“, weiß Prof. Karlheinz Brandenburg, Seniorprofessor an der TU Ilmenau und Unternehmer. Sein Start-up, Brandenburg Labs, arbeitet seit seiner Gründung 2019 an der Entwicklung intelligenter Kopfhörer, die einen Klang erzeugen, der der realen Welt entspricht – so das Ziel des Professors.

Prof. Brandenburg, weltweit als Mit-Erfinder des MP3-Formats bekannt, hat Brandenburg Labs kurz vor seinem Ausscheiden als Leiter des Fachgebiets Elektronische Medientechnik an der TU Ilmenau gegründet. Im Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau (TGZI) am Campus der Universität entwickelt er gemeinsam mit einem jungen internationalen Team die Technologien, mit denen wir in Zukunft hören sollen. Dabei nutzt er die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung seiner langjährigen Tätigkeit als Professor und Leiter und Gründungsvater des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie, entwickelt sie weiter und überführt sie in die Anwendung. Von Ilmenauer Campus aus will das Start-up zu einer weltweit etablierten Marke für Audiotechnik „designed by Brandenburg Labs“ anwachsen.

Realistischer Raumklang mittels Kopfhörer

Die Grundidee, mit Hilfe von Kopfhörern realistischen Raumklang zu erzeugen, hegt Karlheinz Brandenburg bereits seit den frühen 2000er Jahren. Im Januar 2000 kam der Wissenschaftler aus Erlangen nach Ilmenau, um das Fraunhofer IDMT sowie sein Fachgebiet an der TU Ilmenau aufzubauen.

Ich habe mich damals bewusst für Ilmenau und gegen ein eigenes Start-up in den USA entschieden. Das Gesamtpaket aus dem Studienschwerpunkt Medientechnik und der anwendungsnahen Forschung an der TU Ilmenau und dem Fraunhofer IDMT hat mich überzeugt. Als ich an der TU Ilmenau ankam, herrschte eine richtige Aufbruchstimmung. Ich habe gemerkt: Hier sind Menschen, die so wie ich ihre Zukunft in ihre Hand nehmen und etwas aufbauen wollten.

Auch heute, mehr als 20 Jahre nach seinem Start an der TU Ilmenau, herrscht in den Büroräumen von Brandenburg Labs eine Aufbruchstimmung. Prof. Brandenburg und sein Team, darunter kluge Köpfe aus Spanien, Brasilien oder Indien, entwerfen Kopfhörer, die ein noch nie da gewesenes Klangerlebnis versprechen. Ob bei virtuellen Videokonferenzen, beim Anschauen von Konzerten vor dem TV oder beim Joggen – mit den Kopfhörern soll sich jede Audiowiedergabe lebensecht anfühlen.

Demo-System als Proof of Concept

Dass das keine Zukunftsmusik ist, sondern schon jetzt technisch möglich ist, beweist Prof. Brandenburg mit einem Demo-System. In einem eigens dafür eingerichteten hallarmen Raum im TGZI wird zunächst ein Lied über Lautsprecher abgespielt. Dann folgt die Widergabe über Kopfhörer, die das Lied exakt wie vorher, ohne Kopfhörer, erklingen lassen – darauf sind Karlheinz Brandenburg und sein Team stolz. Gerade sind sie von einer mehrwöchigen Reise aus der Westküste der USA zurückgekehrt. Unter anderem im Silicon Valley haben sie ihr System einigen der führenden Technologieunternehmen vorgestellt. Zudem nahmen sie an einigen Konferenzen teil – mit sehr positiven Rückmeldungen aus der Fachwelt, wie Karlheinz Brandenburg schildert:

Zwar bieten andere Unternehmen ähnliche Produkte auf dem Markt an, die jedoch auf vereinfachten Systemen basieren. Wir vermessen den Raum akustisch mit einem Mikrofon und erfassen die Position der Kopfhörer im Raum. Auf diese Weise können wir die Schallübertragung so anpassen, dass sich ein Klang über Kopfhörer lebensecht anfühlt. Diesen Wow-Effekt haben nur wir, damit sind wir anderen um Jahre voraus.

Das Demo-System gilt als „Proof of Concept“ und ist die Grundlage für das erste Produkt, das Brandenburg Labs vertreiben wird. Zunächst fokussiert sich das Start-up-Unternehmen auf den B2B-Bereich. Unter anderem werden Musikproduzierende und Hersteller von Kopfhörern zu den ersten Kunden von Brandenburg Labs gehören. Später sollen Privatkunden folgen. Derzeit konzentriert sich das Entwicklungsteam vor allem auf die Erzeugung von authentischem Klang über Kopfhörer, parallel ergänzen sie diese um eine intelligente Komponente. Joggt der Tragende der Kopfhörer beispielsweise und hört dabei Musik, werden Umweltgeräusche nicht vollständig ausgeblendet. Autonom und ohne Eingreifen des Hörenden kann die Musik sogar heruntergepegelt werden, sollte ein lautes Geräusch wie eine Fahrradklingel die Aufmerksamkeit des Tragenden erfordern. Bis ein solches Szenario jedoch Realität wird, benötige man noch viele Jahre, sagt der 68-Jährige.

Junge Talente gefragt

In den kommenden Jahren will das Start-up stark wachsen. Angefangen bei drei Mitarbeitenden im Gründungsjahr des Unternehmens, arbeiten derzeit 18 Angestellte bei Brandenburg Labs. Um zu einer weltweit bekannten Marke zu wachsen, brauche man jedoch etwa 250 Mitarbeitende – diese Zahl peilt Karlheinz Brandenburg für die Zukunft an. Immer mehr Absolventen, darunter ein Großteil der TU Ilmenau, finden den Weg zu Brandenburg Labs – viele mit internationalem Background, wie der Seniorprofessor erklärt:

Die Hälfte meiner Mitarbeitenden stammt aus dem Ausland, zudem machen Frauen 50 Prozent meiner Angestellten aus. Das ist mir wichtig. Wir brauchen diese talentierten Menschen, um gemeinsam etwas Großes aufzubauen.

Kontakt

Franciska Wollwert

Chief Communication Officer Brandenburg Labs