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TU-Ausgründungen: Was wurde aus ... MetraLabs? Serviceroboter made in Ilmenau

Preisgekrönte mobile Serviceroboter als Helfer in Fabrikhallen, Supermärkten oder Modeboutiquen: Seit 2007 produziert und exportiert die TU Ilmenau-Ausgründung MetraLabs GmbH in Länder wie die USA, China oder Australien. Die Roboter aus Ilmenau navigieren autonom durch verschiedenste Umgebungen und sind weltweit gefragt.

TU Ilmenau/Dino Junski
Die TU Ilmenau-Absolventen Dr.-Ing Christian Martin, Dr. Andreas Bley und Dr. Ing. Johannes Trabert sind die Gründer und Geschäftsführer von MetraLabs. Das Unternehmen hat sich auf mobile Serviceroboter für verschiedene Anwendungen spezialisiert.

Wenn nachts im Supermarkt die Lichter ausgehen, beginnt TORYs Arbeit. Nacht für Nacht fährt er durch die Regale und scannt die Produktbestände. Bricht der Morgen an, zieht sich TORY bis zu seiner nächsten Schicht in das Lager des Supermarkts zurück. Bei dem Händler Kmart Australia ist der Betrieb ohne TORY nicht mehr wegzudenken, doch der fleißige Arbeiter ist kein Mensch, sondern ein mobiler Serviceroboter. Als einer der beliebtesten Exportschlager der Firma MetraLabs kommt er zur Inventur in Modehäusern und Supermärkten weltweit zum Einsatz.

Die Köpfe hinter TORY und weiteren Servicerobotern sind die TU Ilmenau-Absolventen Dr. Andreas Bley, Dr.-Ing Christian Martin und Dr.-Ing. Johannes Trabert. Mit ihrer Firma MetraLabs haben sie sich schon seit den frühen 2000er Jahren auf mobile Serviceroboter spezialisiert und exportieren heute Roboter „made in Ilmenau“ in die USA, Europa oder Australien. Seit ihrer Gründung hat MetraLabs über 700 Roboter in verschiedenen Anwendungen installiert. Die Alltagshelfer werden in Supermärkten, Produktionshallen oder Sport- und Bekleidungsgeschäften eingesetzt und weisen inzwischen mehr als 400.000 Kilometer Fahrerfahrung auf.

Ob als Shopping-Assistenten, Helfer in der Pflege oder Inventurarbeiter – die MetraLabs-Roboter sind gefragt. Größtes Verkaufsargument ist ihre ausgeklügelte autonome Navigation, wie Dr. Ing. Johannes Trabert erklärt:

Unsere Serviceroboter sind sehr anpassungsfähig und suchen sich ihren Weg selbst. Nach einer kurzen Installation erlernen sie ihre Umgebung, navigieren selbstständig durch die Räume und reagieren schnell auf Hindernisse. Diese Qualität findet man so nirgendwo anders.

Die Qualität ihrer Produkte verdankt MetraLabs ihrem Wissens- und Erfahrungsvorsprung auf dem Gebiet der Robotik. Während angesichts des Fachkräftemangels heute der Einsatz von Servicerobotern immer selbstverständlicher wird, waren sie im Gründungsjahr von MetraLabs, 2001, noch in der frühen Entwicklungsphase. Am Fachgebiet Neuroinformatik und Kognitive Robotik an der TU Ilmenau erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Leitung von Prof. Horst-Michael Groß diese bereits seit den 1990er Jahren. Die Gründer von MetraLabs und damaligen TU Ilmenau-Studierenden, Andreas Bley, Christian Martin, Matthias Merten und Johannes Trabert, bauten in den Laboren des Fachgebiets Roboter auseinander, nahmen Reparaturen vor, entwickelten Software weiter und legten den Grundstein für MetraLabs.

Schon im zweiten Semester ihres Studiums beschließen die Kommilitonen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Zunächst bieten sie Software-Dienstleistungen für andere Unternehmen an, doch bald entwickeln sie die Vision, Serviceroboter alltagstauglicher zu machen. Dr. Ing. Christian Martin erinnert sich an die Anfänge seines Unternehmens:

Die damaligen Roboter waren sehr groß und schwer, man könnte sie als fahrende Tonnen bezeichnen. Unser Anspruch war es daher, leichtere und intelligente Roboter zu entwickeln, die Menschen in ihrem Alltag entlasten.

Die Gründer setzen darauf, ihre Roboter schon früh in Anwendung zu bringen und sie im Alltag zu testen. Gemeinsam mit dem Fachgebiet Neuroinformatik und Kognitive Robotik entwickeln sie den weltweit ersten interaktiven Shopping-Roboter, der später mit dem Thüringer Forschungspreis ausgezeichnet wird. TOOMAS wird zunächst in drei toom-Baumärkten eingesetzt, wo er Kundinnen und Kunden zu ihren Wunschprodukten hinführt. Ein Jahr später bringen die Roboter PAUL und OLAF in einer KFC-Filiale in Mainz das Geschirr der Kundschaft zurück, Roboter AMOR dient als autonom fahrender Untersatz für Messgeräte bei der Produktion von Halbleitern bei Infineon. Mit einem stetig wachsenden Kundenportfolio expandiert MetraLabs und exportiert seine Serviceroboter in immer mehr Länder. Neben Europa zählen Nord- und Südamerika, Australien, China sowie Saudi-Arabien zu den Abnehmern der Serviceroboter.   

Aus rund 1000 Quadratmetern Firmengelände im Zentrum Ilmenaus finden heute TORY, CARY und Co. ihren Weg in Fabriken, Supermärkte oder Modehäuser. Forschung und Entwicklung, Produktion, Vermarktung sowie Qualitätssicherung finden an einem Standort statt. Das Unternehmen profitiert von kurzen Wegen zu Zulieferfirmen, der zentralen Lage Ilmenaus in Deutschland und der Nähe zur TU Ilmenau. Von Werkstudierenden bis hin zu Fach- und Führungskräften mit TU Ilmenau-Abschluss – ein Großteil der 60 Mitarbeitenden stammt aus der Universität. Zudem arbeiten MetraLabs und das Fachgebiet Neuroinformatik und Kognitive Robotik bis heute eng in gemeinsamen Forschungsprojekten zusammen.

Dank ihrem fachlichen Know-how und den Standortvorteilen in Ilmenau will sich MetraLabs im hart umkämpften Markt der mobilen Serviceroboter behaupten, wie Dr. Andreas Bley erläutert:

Derzeit sprießen viele Firmen aus dem Robotikbereich aus dem Boden, aber wir haben einen Innovationsvorsprung. In Zukunft wollen wir weiterwachsen und zur Akzeptanz mobiler Serviceroboter im Alltag beitragen.

Impressionen von MetraLabs