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TU-Ausgründungen: Was wurde aus ...

... der 5microns GmbH? Eine Kooperation auf Augenhöhe

Im März 2014 schlossen sich fünf Absolventen der TU Ilmenau zusammen, um ihre Gründungsidee in die Tat umzusetzen: Mikrosysteme zu entwerfen und zu fertigen. Das war die Geburtsstunde der 5microns GmbH, die sich seitdem der Welt der winzigen Mikro- und Nanometer verschrieben hat.

Chris Liebold
Das Zentrum für Mikro- und Nanotechnologien der TU Ilmenau wird aufgrund ihrer einzigartigen Reinraumausstattung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft als Gerätezentrum gefördert.

Die Mikrosystemtechnik zählt zu den Schlüsseltechnologien einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft. Experten beziffern den Nachholbedarf der Industrie gegenüber dem Stand der Forschung jedoch auf 10 bis 20 Jahre. Die TU Ilmenau zählt zu den international weltweit ausgewiesenen Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet und verfügt über ein deutschlandweit einzigartiges Gerätezentrum für die Mikro- und Nanotechnologien. Diese Kompetenz für die Wirtschaft nutzbar zu machen und damit einen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Thüringen zu leisten, sind Idee und Credo von 5microns. Lars Dittrich, einer der fünf Gründer und heute der zwei Geschäftsführer des Unternehmens:

Wir alle sind Ingenieure aus Leidenschaft. Wir brennen für die Mikrosystemtechnik und möchten einen Beitrag dazu leisten, die technologische Lücke zwischen Forschungseinrichtungen und Industrie zu schließen.

„Wir wollten ausprobieren, ob unser Ansatz tragfähig ist.“

Alle Gründer des Unternehmens haben sich an der TU Ilmenau im Fachgebiet Mikrosystemtechnik kennengelernt, wo Lars Dittrich seinerzeit als Wissenschaftler tätig war. Seine Mitgründer Boris Goj, Thomas Geiling und Robert Hebel schrieben bei ihm ihre Abschlussarbeiten, Michael Bertko war wissenschaftliche Hilfskraft. Die Triebfeder, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, war nicht zuletzt der Traum der jungen Ingenieure, ihr eigenes berufliches Umfeld und ihre Zukunft aktiv selbst zu gestalten. Lars Dittrich: „Forschung und Lehre an der Uni haben immer viel Spaß gemacht, und auch die tolle Ausstattung des Zentrums für Mikro- und Nanotechnologie (ZMN) ist ein Paradies für Technologen. Aber irgendwann war tatsächlich der Gedanke da, dass wir es bis zur Rente im öffentlichen Dienst nicht aushalten würden. Wir wollten uns später im Leben nicht den Vorwurf machen müssen, eine tolle Idee gehabt, diese aber nicht umgesetzt zu haben. Kurzum: Wir wollten es irgendwann auch einfach ausprobieren, ob unser Ansatz tragfähig ist.“

Brücke zwischen KMU und Hochtechnologie-Ausstattung

Unter dem Slogan "Mikrosystemtechnik für den Mittelstand" baut 5microns nunmehr seit acht Jahren erfolgreich die Brücke zwischen Thüringer KMU und Unternehmen aus ganz Deutschland und der an der TU Ilmenau vorhandenen hohen Kompetenz in Forschung und Ausstattung auf dem Feld der Mikro- und Nanotechnologien. Denn oft fehlt den Unternehmen im eigenen Haus das entsprechende Know-how, das Fachpersonal und vor allem das aufwändige und kostenintensive Equipment. Im Auftrag ihrer Kunden entwirft, entwickelt, charakterisiert und fertigt die im Technologie- und Gründerzentrum am Unicampus ansässige 5microns GmbH Mikrosysteme von der Idee bis zur Serie. Mitgeschäftsführer Dr. Boris Goj:

Als Ingenieure verstehen wir die Applikationen der Kunden und setzen diese als flexibler Technologie- und Ingenieurdienstleister um. Von der Erstberatung über eine Prototypen- oder Kleinserienfertigung bis hin zur Überführung in eine Großserienfertigung oder den Aufbau eigener Fertigungsressourcen begleitet unser Team von 5microns seine Kunden und ermöglicht den mittelständischen Unternehmen, von unterschiedlichen Hochtechnologien zu profitieren.

Enge Kooperation mit der TU Ilmenau

Durch die sehr enge und umfangreiche Kooperation mit dem ZMN der TU Ilmenau konnte das Unternehmen schon zum Zeitpunkt seiner Gründung die gesamte technologische Bandbreite der Mikrosystemtechnik – Materialien, Prozesse und Analytik – anbieten. Dies ist die Voraussetzung für die Entwicklung von marktreifen Innovationen auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik und gleichzeitig ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der 5microns GmbH. Lars Dittrich:

Unser Team hat damit unmittelbaren Zugriff auf Deutschlands einziges DFG Gerätezentrum für die Mikro-Nano-Integration. Das versetzt uns in die Lage, den Kunden Reinraumtechnologien bedarfsgerecht und genau zugeschnitten auf ihre spezifische Anforderung anbieten zu können. Dadurch konnte das Unternehmen bis heute ohne die typischerweise astronomischen Investitionen in technologische Eigenausstattung im Bereich der Reinraumtechnologien auskommen.

Es verwundert daher nicht, dass die 5microns GmbH im Hochtechnologiesektor ohne Investor gegründet wurde und bis heute aus dem eigenen Cashflow herausgewachsen ist. Dabei nutzt das Unternehmen nicht nur die hervorragende Infrastruktur der TU Ilmenau, sondern leistet auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung des ZMN. „Nicht selten“, berichtet Dr. Boris Goj, „freuen sich unsere Auftraggeber über eine spannende Führung durch die Reinraumlabore des Zentrums. Darüber hinaus wurden gemeinsam mit Mitarbeitern der jeweiligen Fachgebiete schon zahlreiche studentische Arbeiten betreut und neue Prozesse etabliert bzw. charakterisiert.“

Das Team der 5microns GmbH versucht stetig, technologisch am Ball zu bleiben und selbst zu forschen: Einerseits bestehen etliche Kundenaufträge in der Entwicklung spezifischer Prozesse und Lösungen. Zugleich ist die 5microns GmbH selbst aktiver Partner in geförderten Kooperationsprojekten, beispielsweise in Zusammenarbeit mit den Fachgebieten Mikrosystemtechnik, Elektroniktechnologie, Theoretische Physik 1 und Technische Optik der TU Ilmenau. Lars Dittrich ist darüber hinaus als Gastdozent an der TU Ilmenau tätig.

Ingenieurdienstleister mit eigenem innovativen Produkt

Aus der Kooperation mit der TU Ilmenau und der aktiven Forschung heraus hat die Firma jetzt auch ein eigenes innovatives Produkt auf den Markt gebracht: Die Mikropumpe E-PunCh, die im Gegensatz zu herkömmlichen Pumpen ohne mechanische Komponenten auskommt und auf Wafer-Level produziert werden kann. Anstelle von mechanischen Kolben oder Membranen übernimmt in der neuartigen Mikropumpe die Flüssigkeit selbst die Pumparbeit. Die Idee für diese energieeffiziente und kostengünstige Innovation entstand an der TU Ilmenau. Inzwischen hat die 5microns GmbH das dahinterstehende Patent von der TU Ilmenau übernommen.

Das innovative Produkt ist somit auch ein sehr erfolgreiches Transferprojekt und Ausdruck der Zugkraft der TU Ilmenau für Unternehmen in ihrem Umfeld, die, wie 5microns, sogar aus ihr heraus gegründet wurden. Umgekehrt kann so die gesamte Wertschöpfungskette bis zum fertigen Produkt geführt werden. Die neuartige Pumpe kann in zahlreichen neuen Anwendungsfeldern eingesetzt und auf spezielle Bedürfnisse zugeschnitten werden. „E-PunCh ist auf Grund seiner herausragenden Eigenschaften prädestiniert für den Einsatz in Pipettierrobotern, Tropfendosierautomaten etc. für die Medizintechnik, die Lebensmittelindustrie, für die Zellkultivierung oder Probennahme“, erläutert Dr. Goj. „Hier, wo es auf präziseste Dosierungen ankommt, profitieren die Hersteller von unserem innovativen Pumpverfahren. Das Design der Mikropumpe kann zudem mit dem Kunden individuell an den jeweiligen Anwendungszweck angepasst werden.“

Hochqualifizierte Mitarbeiter aus dem Umfeld der TU Ilmenau

Die Basis für ein erfolgreiches Unternehmen sind zunächst aber kluge Köpfe. Nicht anders ist dies bei der 5microns GmbH: Ob Maschinenbauer, Mechatroniker, Physiker, Elektrotechniker – eine hochqualifizierte, in erster Linie aus der TU Ilmenau rekrutierte Mannschaft steht bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen und anspruchsvolle Entwicklungsaufgaben zu lösen. Eben mehr, viel mehr, als sich etwa auf Instandhaltungs- oder Wartungsarbeiten zu konzentrieren. Das Umfeld der TU Ilmenau und des ZMN bietet dem Unternehmen dafür ideale Rahmenbedingungen. Ganz besonders gern bindet 5microns herausragende Studierende aller Fachrichtungen der TU Ilmenau in Form von Praktika, Abschlussarbeiten oder Nebenjobs in laufende Projekte und Themen des Unternehmens ein.

Heute besteht das 5microns-Team aus zwölf Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und betreut derzeit Kunden aus mehr als zehn Ländern. Mehr als 200 Technologieprojekte wurden in den sieben Jahren des Bestehens des Unternehmens erfolgreich abgeschlossen. Die Geschäftsführer Lars Dittrich und Dr. Boris Goj sind darüber hinaus stolz darauf, dass viele Teammitglieder sich auch gesellschaftlich bzw. ehrenamtlich engagieren.

Weitere Informationen:

www.5microns.de

Kontakt

Lars Dittrich, Dr. Boris Goj

Geschäftsführer 5microns GmbH Ilmenau