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Unsere Arbeit an der Uni: Das PATON | Landespatentzentrum Thüringen

Von der Erfindung zum Patent und dessen Verwertung

Informationen kompetent, schnell und umfassend zugänglich zu machen, ist das Ziel des PATON | Landespatentzentrum Thüringen der TU Ilmenau. Hier beschäftigt sich seit über 25 Jahren ein Expertenteam mit der rechnergestützten Fach- und Patentinformation in Lehre, Forschung und Praxis.

Flyer mit Informationen zum PATON ari

Um die Vielfalt der Angebote des von Dr. Christoph Hoock geleiteten PATON darzustellen und zu erfragen, welchen Nutzen und welche Nachhaltigkeit diese Angebote für Interessierte haben, sprach UNIonline mit dem jungen Wissenschaftler Dr. Stefan Griebel, der den Service des PATON schon oft genutzt hat. Stefan Griebel hat an der TU Ilmenau in der Fakultät Maschinenbau studiert und am Institut für Biomedizinische Technik und Informatik (BMTI) sowie im Fachgebiet Nachgiebige Systeme verschiedene Projekte zu nachgiebigen Sensoren und Aktuatoren bearbeitet. In diesem Rahmen sind sechs Patentanmeldungen entstanden. Vor Kurzem hat Stefan Griebel seine Promotion abgeschlossen.

Wann kamen Sie das erste Mal mit den Angeboten des PATON bzw. mit Patenten in Berührung?

Das muss während des Studiums gewesen sein. Ich habe damals verschiede Angebote außerhalb des Studienplans genutzt. So kann ich mich an eine Vorstellung von Citavi durch die Bibliothek erinnern. Und auf die Literaturrecherche folgte eine Patentrecherche und ich kam bereits als Student zum ersten Mal in den Recherchesaal des PATON. Ich war über die vielfältigen Recherchemöglichkeiten erstaunt und verblüfft und fragte mich, warum nicht viel mehr Studierende diese Angebote nutzten. Die Mitarbeiterin im Recherchesaal beantwortete meine Fragen und zeigte mir, wie ich schnell und effektiv relevante Patente finden konnte.

PATON ist mit Einzelveranstaltungen in die Lehre in fast allen Fakultäten eingebunden und bietet eine Vorlesungsreihe zum „Intellectual Property  (IP)- Management“ für Masterstudierende an. Der Recherchesaal im PATON bietet die Möglichkeit selbständig, nach kurzer Einweisung durch unsere  Mitarbeiter Recherchen zu Patenten,  Gebrauchsmustern, Marken und Designs in professionellen Recherchesystemen kostenfrei durchzuführen.

 

Und wie ging es weiter?

Für die Diplomarbeit nutzte ich die Möglichkeit, eine Recherche zum Stand der Technik bei den Kolleginnen der Rechercheabteilung in Auftrag zu geben. Diese Unterstützung habe ich sehr geschätzt. Nach einem Gespräch, bei welchem ich das Thema erläuterte und mit mir das Vorgehen bei der Recherche besprochen wurde, konnte ich mich voll auf die Auswertung des vorgesichteten Rechercheergebnisses konzentrieren. Besonders hat mir auch die statistische Aufbereitung der Ergebnisse geholfen, die ich direkt in die Arbeit einbringen konnte.

In der PATON Rechercheabteilung recherchieren Patentingenieure im Auftrag in der Schutzrechts- (Patente, Gebrauchsmuster, Marken, Designs), Fach- und Wirtschaftsliteratur kommerzieller Online-Datenbanken renommierter Hosts unter Einhaltung des PIZnet-Recherchequalitätsstandards. Eine Spezialstrecke stellen Patentstatistik und Patentanalyse dar. Ausgehend von Fachgebietsrecherchen können Mitbewerber ermittelt, Markt- und Firmenanalysen durchgeführt, die Entwicklung ausgewählter Fachgebiete dargestellt und somit umfassende Trendanalysen angeboten werden. Ein Anwendungsbeispiel patentstatistischer Analysen ist das Patent-Dashboard Thüringen zur Visualisierung der regionalen Patentdaten Thüringens, welches von der Abteilung Patentinformationstechnologien entwickelt wurde.

 

Haben Sie als Student schon an die Anmeldung von Patenten gedacht?

Nein, gleich noch nicht. Meine Betreuerin Professorin Lena Zentner brachte mich auf diese Idee und erläuterte mir, wie wichtig es ist, die Patentanmeldung vor der Publikation in Artikeln oder der Abschlussarbeit zu tätigen. In diesem Zusammenhang nutzte ich auch die kostenlose Erfinderberatung durch einen Patentanwalt im PATON. Die Anmeldung wurde dann durch die Schutzrechtsbeauftragte der TU Ilmenau, Cordula Müseler, bearbeitet und während des Patentanmelde- und Erteilungsprozesses betreut. Für die Erfindungsmeldung gibt es entsprechende Formblätter, die mir geholfen haben, die richtigen Informationen für die eigentliche Patentschrift zuzuarbeiten. Manches Detail kann man jedoch nur im Gespräch erläutern, was ganz unkompliziert möglich ist, denn die Schutzrechtsbeauftragte hat ihr Büro auch im PATON-Flur. In enger Zusammenarbeit mit ihr und meinen Miterfindern entstand meine erste Patentanmeldung.

Die Schutzrechtsbeauftragte der TU Ilmenau ist zuständig für die Annahme, Bearbeitung und Verwaltung der Erfinderanmeldungen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auch der Studentinnen und Studenten der TU Ilmenau. Ebenso werden die vertraglichen Regelungen zu Erfindungen und Schutzrechten von der Schutzrechtsbeauftragten der TU Ilmenau gemanagt.

 

Wie schätzen Sie die Nachhaltigkeit dieser Erfahrungen ein?

Ich persönlich finde es entscheidend, schon vor der Bearbeitung von neuen Themen oder der Umsetzung von Ideen den Stand der Technik zu kennen, um Dinge nicht doppelt zu „erfinden“, aber auch um schnell zu Lösungsansätzen zu kommen, die es noch nicht gibt. Heute, als Betreuer von Arbeiten von Studierenden, gebe ich diese Erfahrungen weiter und empfehle immer einen „Besuch“ des Recherchesaals und auch die Nutzung des Rechercheangebots des PATON. Auf Basis unserer Erfahrungen haben wir im Fachgebiet für Studierende ein Hinweisblatt zur Erfassung des Standes der Technik entwickelt.

Heute sind Sie Miterfinder von 6 Patenten. Bekommt man da Routine beim Erfinden?

Naja, Routine würde ich nicht sagen, aber ich bin jetzt sensibler, wenn es um Ideen und deren Lösungen geht. Ich bemerkte, dass in den letzten Jahren die Prozesse innerhalb der Universität auch bei Patentanmeldungen immer weiter verbessert wurden. Ebenso wirkt sich die gewachsene Verzahnung mit dem Referat Forschungsservice und Technologietransfer positiv aus. Nach wie vor bekomme ich immer wieder kompetente Unterstützung von der Schutzrechtsbeauftragten, wenn es z.B. um die Erwiderung von Prüfbescheiden geht.

Gibt es auch bei der Verwertung von Patentanmeldungen Unterstützung vom PATON?

Die Mitarbeiter des Teams „Patentmanagement Thüringer Hochschulen“ (PTH) nehmen unsere Erfindungen mit auf Messen, stellen sie in Verwertungsportale ein und suchen explizit geeignete Verwertungspartner. Ein solcher Erfolg war der Kontakt zur Firma J. Schmalz GmbH aus Glatten, der sich durch die Präsentation auf der Hannover-Messe entwickelte. Später kaufte die Firma dann auch eines meiner Patente. Das Fachgebiet profitiert noch heute von dem guten Kontakt zu diesem Unternehmen, beispielsweise durch die gespendeten Lehrkoffer.

Neben der Tagung PATINFO in Ilmenau wurden meine Erfindungen auch auf der internationalen Fachmesse für Ideen – Erfindungen – Neuheiten IENA in Nürnberg präsentiert und Kontakte mit Interessenten vermittelt. Die Teilnahme an Messen hat mich immer sehr motiviert und die Auszeichnungen waren eine wichtige Anerkennung für meine Miterfinder/innen und mich. Der Verkauf und die weitere Verwertung sind für mich dann das „i-Tüpfelchen“. Die Patentanmeldung dient ebenso der Reputation und der Außenwirkung des Fachgebiets als auch von mir als Wissenschaftler. Gerade die erteilten Patente sind Veröffentlichungen mit Peer-Review-Charakter. So ist dies auch ein Aspekt, der zu einer erfolgreichen Projektbewilligung beitragen kann.

Gestartet im Jahr 1962 und begonnen mit 30-40 Teilnehmern wuchs die Veranstaltung PATINFO bis heute auf das zehnfache und repräsentiert damit die größte Tagung zur Patent- und Markeninformation in Europa.

 

Wie beurteilen Sie rückblickend die Erfahrungen bei Ihren Patentanmeldungen und haben Sie für die Zukunft Wünsche an das PATON?

Insgesamt muss ich sagen, braucht die Patentarbeit einen langen Atem. Wenn ich mir vorstelle, dass für die Promotion als Zielgröße ein Zeitfester von drei Jahren eingeplant ist, dann ist diese ganze Kette von der Ideenfindung bis zum verkauften Patent in diesem Zeitraum kaum zu schaffen. Um die Effizienz beim Finden von Verwertungspartnern zu steigern, könnte ich mir vorstellen, dass ein regelmäßiges Treffen, etwa alle zwei Monate, zwischen Kollegen des Patentmanagements PTH und den Erfindern die Zusammenarbeit vertiefen und zur Transparenz beitragen könnte. Denn die Vermarktung eines Patentes und bestenfalls die Überführung in ein Produkt ist ja das eigentliche Ziel – auch in Hinblick auf einen Rückfluss von den zuvor investierten monetären Mitteln. Das ist mitunter ja nicht wenig. Ich denke hier beispielsweise an die Gebühren einer internationalen Patentanmeldung.

Die schutzrechtliche Sicherung und Vermarktung des in Hochschulen generierten Wissens ist seit 2002 gesetzliche Aufgabe der Hochschulen. Ziel ist es, die Ergebnisse der akademischen Forschung schneller und gezielter in die industrielle Anwendung zu bringen. Die Patentverwertungsagentur unterstützt - als die koordinierende Einrichtung - die Partner des Thüringer Verwertungsverbundes (TVV) bei der Erfüllung dieser Aufgabe und schlägt damit die Brücke zwischen Wissenschaft und Industrie.

 

Können Sie sich vorstellen, das Wissen zu Patenten noch zu erweitern?

Ja tatsächlich möchte ich in naher Zukunft das Angebot der Seminare der PATONakademie verstärkt nutzen und eine Weiterbildung zum Pateningenieur belegen. Als Wissenschaftler möchte ich mich nicht nur auf ein oder wenige Spezialgebiete ausrichten. Die in der PATONakademie angebotenen Weiterbildungsseminare, sehe ich für mich als sinnvolle Erweiterung des eigenen Horizontes an.

In der PATONakademie werden auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes mehr als 40 verschiedene Seminare zu folgenden Themenfeldern angeboten.

  • Patent-, Marken- und Designrecht

  • Patentinformation / Patentdokumentation

  • Recherche

  • IP-Management

Die Weiterbildungsprogramme mit Universitätszertifikat der TU Ilmenau ermöglichen eine Qualifikation zum Patentingenieur/Patentmanager oder Patentrechercheur.

 

Mehr Informationen unter: https://www.paton.tu-ilmenau.de

Kontakt

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