Studium

Studiengang Technische Physik feiert 25-jähriges Jubiläum

Zur Jubiläumsfeier des Studiengangs Technische Physik blickten seine Gründungsväter auf die Anfänge des Fachs zurück, während Alumni von den erfolgreichen und teilweise überraschenden Karrierewegen berichteten, die ihnen ihr Studium ermöglicht hat.

TU Ilmenau
Studierende, Alumni und Lehrende der Technischen Physik tauschten sich auf der Jubiläumsfeier aus.

Seit mehr als 25 Jahren besteht der Studiengang Technische Physik bereits an der TU Ilmenau. Mit einer Festveranstaltung feierten Alumni, Studierende und Lehrende nun das Bestehen ihres Studiengangs. Die Feierlichkeiten am 25. und 26. November waren in drei Abschnitte, „Gestern“, „Heute“ und „Morgen“, gegliedert und endeten mit einem Rundgang durch den Fararadaybau, den viele ehemalige Studierende noch nicht im renovierten Zustand gesehen hatten.

Anhand von projizierten Fotos erinnerten sich die Prof. Gerhard Gobsch, Prof. Jürgen Schäfer und Prof. Klaus Handrich an die Entstehung des Studiengangs. Lange vor der Wende 1990, vor der dritten Hochschulreform der DDR, hatte es schon einmal für kurze Zeit einen Studiengang „Technische Physik“ gegeben. Ein Institut für Physik gab es zur Wendenzeit aber nicht mehr, wohl aber eine Sektion PHYTEB: Physik und Technik physikalischer Bauelemente. In den wilden Jahren nach der Wende hatte man dann einfach Studierende immatrikuliert, bevor 1992 das zuständige Ministerium den Studiengang stoppte. So setzen vor allem die drei genannten und Prof. Schnittler, der aber gleichzeitig auch als Abgeordneter im Bundestag saß, sich zusammen und entwarfen die „Technische Physik“. Schon dem Namen nach, aber auch durch seine Einordnung als Ingenieursstudiengang, wurde eine Angebotsdopplung im Freistaat Thüringen vermieden. Details zur frühen Geschichte des Instituts für Physik findet man in der Artikelserie „Zeitenwende“ von Schnittler und Teichmann.

Breit angelegte Wissensvermittlung

Als Impulse für eine allgemeine Diskussion stellten zuerst vier Ehemalige ihre Lebenswege vor, so Branddirektor Dr. Tobias Erb, früher Vollblutphysiker und Hobby-Feuerwehrmann, heute Hobbyphysiker und Vollblutfeuerwehrmann als IT-Leiter der 112-Notruf-Leitstelle der Branddirektion München. Ihm helfe die technisch sehr breit angelegte Wissensvermittlung des Studiums, da sie dazu beitrage, die vielfältigen und zu gleich technisch komplexen Prozesse einer Millionenmetropole und vor allem die damit einhergehenden Gefahren bei Störungen Stück für Stück zu analysieren und so eine Lösung und Entscheidung für das weitere Vorgehen zu entwickeln.

Vollblutphysiker geblieben ist Christoph Minz (PhD), der heute über die Grundlagen der Quantengravitation forscht. Er ergänzt:

Das Studium der Technischen Physik ist nicht nur eine gute Grundlage für verschiedenste Berufe in der Wirtschaft und Industrie, sondern bringt auch das notwendige theoretische Fachwissen für ein vertiefendes Studium in der Physik oder gar einen Lebensweg in die Forschung.

Noch ganz andere Erfahrungen hat Dr. Angela Ulbrich gemacht. Sie ist heute Realschullehrerin in ihrer Thüringer Heimat im Eichsfeld. Wie andere Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs federe sie als Quereinsteigerin den eklatanten Lehrermangel ab und profitiere dabei von der im Studium vermittelten breiten MINT-Expertise.

Alle betonten den Mehrwert, den es bedeutet, ingenieurswissenschaftliche Probleme in der Sprache der Ingenieure kennen zu lernen. Gewünscht hätten sie sich etwas mehr Kontakt mit praktischem Projektmanagement.

Sechs Studierende und Promovierende stellten ihre Arbeiten und damit aktuelle Forschungsthemen des Instituts für Physik vor. So zeigten sie den Absolventinnen und Absolventen, wie sich deren Alma Mater weiterentwickelt. Die Themen reichen von fundamentaler Physik wie der Quantenelektrodynamik ungeordneter Strukturen zu konkreten Anwendungen wie neuartigen Magnetsensoren.

Alumni unterstützen Studierende

Die Studierenden, Lehrenden und Alumni nutzten die Jubiläumsveranstaltung, um ihre Erfahrungen auszutauschen und neue Impulse für das Studium zu generieren. Ein roter Faden aller Gespräche war die Bereitschaft der Ehemaligen, aktuell Studierende durch eine Vielzahl von Angeboten zu unterstützen, sei es durch persönliches Mentoring, durch Seminare und Workshops oder auch durch berufsbezogene Praktika und Stellenvermittlung. So begann die Jubiläumsveranstaltung am Freitagnachmittag schon mit zwei interaktiven Workshops, in denen zwei Absolventinnen und zwei Absolventen etwas Lebenserfahrung weitergeben wollen. Dabei begannen Dr. Nicole Killat von Infineon und Katharina Schulz von Evonik ihren Workshop mit einer Vernetzung aller Teilnehmenden: Man warf sich einen Wollknäul und Stichworte zu, bis jeder mit jedem wortwörtlich „vernetzt“ war. Dabei erzählte Dr. Killat, dass sie wegen ihrer „unglaublichen Angst vor der Chemie Vordiplomprüfung tagelang habe kaum essen können“, nun diskutierte sie auf Augenhöhe mit dem damaligen Rektor Prof. Scharff:

Das zeigt doch deutlich, wie familiär unsere Fakultät ist! Uni ist ein wenig wie eine Familie. Eine Familie, der man später auch etwas wiedergeben kann, zu der man immer mal wieder zurückkommen will.

Chris Bohlemann, der als Vertreter der mitorganisierenden jDPG (jungen Deutsche Physikalische Gesellschaft) die Sitzung leitete, fasste das Wochenende so zusammen:

Jetzt wo ich höre, wie weit es viele Absolventen der Technischen Physik gebracht haben, beflügelt es mich noch mehr in das Studium zu investieren, um es eben soweit zu bringen. Es ist einfach Wahnsinn zu sehen wie vielfältig die Möglichkeiten nach dem Abschluss sind, ob nun in der Wissenschaft zu bleiben und an vielen internationale Stationen das Wissen der Menschheit zu erweitern oder in der Wirtschaft in unterschiedlichsten Positionen prägend für den Erfolg der Unternehmen mitzuwirken. Ich bin überzeugt, dass ich mit diesem Studium überall einen tollen Job finden kann.

Die Alumni zeigten sich dankbar gegenüber ihrer Alma Mater, darunter Marko Hofmann, Vice President Europe bei Seoul Viosys Co. LTD:

13 Jahre nach erfolgreicher Verteidigung der Diplomarbeit wieder an die TU Ilmenau und besonders an das Fachgebiet Physik zurückzukehren, war ein ergreifendes Erlebnis. Besonders gefreut hat mich, dass auch viele ehemalige Professoren und Dozenten erschienen sind, denen ich meine aktuelle Laufbahn zu verdanken habe. Neben sehr interessanten Vorträgen der Forschung von Studenten und Doktoranden haben mich auch die Beiträge der Absolventen von Matrikel 1998 bis 2015 über ihre Werdegänge begeistert. Unglaublich, welche vielfältigen Möglichkeiten das Technische Physik Studium ermöglicht. Ich hoffe, das spricht sich noch mehr rum und die neuen Hörsäle werden prall gefüllt mit vielen neugierigen Physikstudenten.

Der Direktor des Instituts für Physik, Prof. Erich Runge, zeigte sich abschließend erfreut über die vielfältigen Karriereperspektiven der Absolventinnen und Absolventen seines Studiengangs:

Weil es kein klares Berufsbild eines Technischen Physikers gibt, haben oft bunte Lebenswege die Absolventinnen und Absolventen in berufliche Positionen gebracht, die nie angestrebt wurden, in denen sie aber objektiv erfolgreich und vor allem subjektiv auch sehr zufrieden sind. Dabei blicken sie dankbar auf die Ilmenauer Studienzeit zurück und meinen überwiegend, dass sie sehr gut auf ihre so nicht vorhersehbaren und für sie selbst überraschend erfolgreichen Karrieren vorbereitet worden sind.

Impressionen der Jubiläumsfeier

Kontakt

Prof. Erich Runge

Direktor des Instituts für Physik