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Ilmkubator Class 2023: Von Künstlicher Intelligenz, Musiklabeln und Entrepreneurship

Mit vielversprechenden Geschäftsideen haben sich in diesem Jahr neun Teams für die Teilnahme an der Ilmkubator Class qualifiziert. Seit dem Frühjahr arbeiten sie nun an der Konkretisierung ihrer Projekte, die im Idealfall mit einer Unternehmensgründung enden.

TU Ilmenau/Ilmkubator
Im Ilmkubator arbeiten Studierende und Mitarbeitende der TU Ilmenau an der Umsetzung vielversprechender Geschäftsideen.

Der vierte Jahrgang der Ilmkubator Class zeichnet sich durch eine sehr breite thematische Fächerung aus. Und auch die Zusammensetzung der Teams und des Programms ist in diesem Jahr besonders divers: Erstmals zählen neben Studierenden und Promovierenden auch ein Post-Doc und ein Professor zu den Teilnehmenden. Ein weiteres Novum: Die Ilmkubator Class wird in diesem Jahr vollständig auf Englisch durchgeführt. Im Prozess der Bewerbung wurde den Mitarbeitenden des Ilmkubators schnell klar, dass ein überwiegender Teil der Bewerber:innen keine Deutsch-Muttersprachler:innen sind und die Vermittlung von Inhalten daher besser auf Englisch gestaltet würde. Class-Verantwortliche Mitarbeiterin im Gründungsservice, Julia Baumert, entschied daher, alle Inhalte zu übersetzen und das Programm im vierten Jahrgang neu zu strukturieren. Durch den Ansatz des Flipped Classroom und unter Zuhilfenahme digitaler Selbstlerneinheiten kann so besser auf die unterschiedlichen fachlichen und beruflichen Hintergründe sowie verschiedene Wissensstände der Teilnehmer:innen eingegangen werden.

Trotz vieler Neuerungen bleibt der Kern der Ilmkubator Class natürlich bestehen: In neun Monaten werden angehende Gründer:innen mit Wissen, Coachings, Netzwerk und der Unterstützung des Ilmkubators und seiner Partner fit für die Gründung gemacht. Dabei erhalten die Teilnehmenden auch Mentor:innen, ein Sachbudget sowie einen Arbeitsplatz in den Finnhütten, der ihnen im Zeitraum der Class rund um die Uhr zur Verfügung steht.

T-Shirt-Design mit Mehrwert

Oscar Krümmer studiert Angewandte Kommunikationswissenschaft und hat schon als Angestellter Start-up-Luft geschnuppert. Nun möchte er sich mit einem Shirt-Label selbstständig machen. Dabei steht neben ansprechenden Schnitten und nachhaltiger Produktion vor allem die Vision seines Vorhabens im Mittelpunkt seines Geschäftsmodells: So sollen seine Shirts als Schul- oder Gruppenkleidung verwendet werden, um ihre Träger:innen von Vorurteilen zu befreien, Verbindungen herstellen und Zugehörigkeit zu schaffen.

Mit dem Serious Game „Washigo“ spielerisch Hygieneregeln lernen

Promotionsstudentin Fatma Betül Güres hat Architektur sowie Game Interaction und Softwareentwicklung studiert. Ihre Geschäftsidee entstand im Rahmen eines Seminars, mittlerweile steht ein Demo-Spiel bereit: Mit dem von ihr entwickelten Online-Spiel „Wasigo“ können Spieler:innen einfache Hygieneregeln lernen. Angelehnt an asiatische Kampfkünste wehren sie in dem Spiel Viren mit den passenden Hygienetechniken, z.B. Händewaschen, ab. Dabei werden die Spieler:innen selbst aktiv: Als VR-Spiel angelegt, müssen sie die Handbewegungen auch in der Realität ausführen. Spielen sollen das Serious Game später hauptsächlich Kinder.

Satellitenüberwachung für die Landwirtschaft von Morgen

Das fünfköpfige Team um Arnab Bhownik und Pavel Chatterjee hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Landwirtschaft der Zukunft zu optimieren und erlebbar zu machen. Mit RiSCe wollen sie Pflanzen per Satellit in Echtzeit überwachen und Landwirt:innen im Mikromanagement helfen: So können passgenaue Aktionen wie Nachdüngung oder zusätzliche Wässerungen auch kleiner Flächen nahezu sofort umgesetzt und ideale Bedingungen für die Pflanzen geschaffen werden. Sie setzen mit ihrer Idee zunächst auf kleine Betriebe, planen langfristig mit einer branchenweit einsetzbaren Lösung. Für die entsprechende Umsetzbarkeit arbeitet das Team mit Forschenden und dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in München zusammen.

Außerdem möchten das Projetteam Produzent:innen und Konsument:innen zusammenbringen und Landwirtschaft erlebbarer machen: Dafür setzen sie auf eine Community-Plattform und Erlebnistouren zu Betrieben, um Einblicke und Verständnis für Landwirtschaft und Agrarwirtschaft zu bekommen – weltweit.

Hochleistungsbauteile aus heimischen Hölzern

Aus heimischen Hölzern ressourcenschonende Hochleistungsbauteile herstellen – das ist das Vorhaben von Robert Hartmann und Prof. Dr. Florian Puch vom Fachgebiet Kunststofftechnik. Dafür wird ein innovativer Ansatz gewählt, der bereits bestehende Composite-Verfahren der Faserverbundtechnik weiterentwickelt und auf die Holzverarbeitung anwendet.

Entstanden ist die Idee im Rahmen eines Forschungsprojektes der Thüringer Aufbaubank (TAB), in der auch eine Anlage im Labormaßstab gefertigt wurde. Nun wird im Rahmen der Class an der Umsetzung in ein tragfähiges Geschäftsmodell gearbeitet.

Auf dem Weg zu einer fairen und inklusiven Musikindustrie

Prachiti Thacker ist Studentin der International Business Economics und hat sich ebenfalls für einen Platz in der Class 2023 qualifiziert. Sie möchte das Musiklabel kheyaal gründen, das westliche und östliche Musik verbindet und Künstler:innen faire Arbeitsbedingungen bietet. Ihre Erfahrungen in der Musikindustrie haben gezeigt, dass Musiker:innen oft ausgenutzt, über Vertragliches nicht ausreichend informiert und zu schlecht bezahlt werden. So entstand in Prachiti die Idee, kheyaal zu gründen und die Musikindustrie fairer zu gestalten. Auch soll die internationale Vernetzung vorangetrieben und traditionelle Musikeinflüsse des globale Ostens mit westlicher Musik verbunden werden.

Pflege von Zimmerpflanzen leichtgemacht

Masterstudentin Jenny Reinhardt widmet sich mit ihrem Projekt all jenen Menschen, denen der grüne Daumen fehlt oder die schlichtweg zu beschäftigt sind, sich intensiv um ihr Pflanzen zu kümmern: Ihre smarten Blumentöpfe erinnern per App und Lichtsignal daran, die Pflanzen zu gießen und stellen sich dank verschiedener Sensoren individuell auf die Pflanzen ein. Zusätzlich dienen die Blumentöpfe mit integrierten Lichtquellen auch als indirekte Beleuchtung von Wohnräumen. Mit ihrer Idee hat Jenny Reinhardt im vergangenen Jahr den Ideenwettbewerb des Fördervereins des Fachgebiets Lichttechnik gewonnen und anschließend entschieden, sich auf die Ilmkubator Class zu bewerben.

KI-unterstützte Überwachung neurologischer Funktionen

Dr.-Ing. Mehmet Eylem Kirlangic ist der Kopf hinter dem Projekt „NeuroBasis Senilis“: Gemeinsam mit einem Expert:innenteam entwickelt er ein System, das neurologische Funktionen älterer Menschen überwacht und auswertet. Mit Hilfe von Hardwarekomponenten wie z.B. einem EEG-Gerät wird die Hirnfunktion von Erkrankten gemessen. Die anschließende, KI-basierte Auswertung kann dann Aufschluss über den aktuellen Gesundheitszustand von Patent:innen geben. – Ein Novum in der Art und Aufbereitung verschiedener Datenquellen. Dr. Kirlangic möchte damit insbesondere älteren Menschen helfen, ihren Gesundheitszustand leichter zu erfassen und Therapien entsprechend anzupassen. Der Post-Doc der greift in seinem Gründungsvorhaben auch auf seine jahrelange Forschung an der TU Ilmenau (Fachgebiet Biomedizinische Technik) und anderer Foschungseinrichtungen zurück.

Eine digitale Plattform für Terminbuchungen und Dienstleistungen

Warum kann man Termine für Dienstleistungen eigentlich nicht einfach online buchen? Diese Frage stellte sich Kommunikations-Student Dennis Hartmann oft während der Corona-Zeit. So entstand die Idee zu DISERV, einen Online-Plattform, die das Terminmanagement für Kund:innen und Dienstleister:innen vereinfachen soll. Im Rahmen des Seminars „Berufsfeldorientierung: Entrepreneurship“ entwickelte Dennis seine Idee so weiter, dass auch er sich einen Platz in der Ilmkubator Class sichern konnte.

Ilmkubator Class endet im Dezember

Im Dezember 2023 wird die Ilmkubator Class mit öffentlichen Abschlusspräsentationen der Projekte beendet und die Teilnehmenden verabschiedet. In den kommenden Monaten heißt es aber zunächst: Die Geschäftsideen verfeinern und auf ihre Umsetzbarkeit prüfen. Unterstützt werden die Teilnehmenden der Class von den Mitarbeiter:innen des Ilmkubator Gründungsservice, individuell ausgewählten Mentor:innen und weiteren Expert:innen.

Der Ilmkubator ist der Gründerservice der TU Ilmenau. Erfahrene Expertinnen und Experten unterstützen Gründungsinteressierte in allen Phasen der Selbstständigkeit – von der ersten Idee bis zum konkreten Gründungsprozess. Das Leistungsportfolio umfasst neben der klassischen Gründungsberatung auch intensive Coachings, Qualifizierung- und Lehrangebote, Netzwerkveranstaltungen, Kontaktvermittlung und Zugang und Beratung zu Fördermöglichkeiten. Studierende und Mitarbeitender der TU Ilmenau mit besonders aussichtsreichen Gründungsideen können sich für die Ilmkubator Class, ein intensives Betreuungsprogramm, bewerben. Teams und Einzelgründerinnen und -gründer entwickeln hier innerhalb von neun Monaten ihre Konzepte, Geschäftsmodelle und erste Prototypen ihrer Produkte. Dabei werden sie von den Ilmkubator Coaches, Mentorinnen und Mentoren und Fachexpertinnen und –experten unterstützt.

Kontakt

Laura Martin

Ilmkubator Öffentlichkeitsarbeit und Events