Serie

„Es ist ein Privileg, in der Wissenschaft mitzumischen“

Mit herausragender Forschung schärfen die Wissenschaftlerinnen der TU Ilmenau das Profil der Universität und tragen zum Fortschritt unserer Gesellschaft bei. In der Interviewreihe „Frauen in der Wissenschaft“ erzählen Wissenschaftlerinnen der TU Ilmenau über ihren Werdegang und geben Einblicke in ihren Lehr- und Forschungsalltag.

Jun.-Prof. Dr. Juliane Mendelsohn leitet seit 2021 das neu eingerichtete Fachgebiet Law and Economics of Digitization an der TU Ilmenau. Im Interview teilt sie, was sie zu einer wissenschaftlichen Karriere bewegt hat und verrät, warum sie sich in den Hörsälen der Universität so wohl fühlt.

AnLi Fotografie

Guten Tag Prof. Mendelsohn, wozu lehren und forschen Sie?

Wie das Recht unsere Wirtschaft und unser Leben gestaltet. Welche Freiheiten wir haben und wie diese durch Machtverhältnisse begrenzt werden.

Was begeistert Sie an Ihrem Fach?

Ich finde es spannend die Komplexitäten unserer Wirtschaftssysteme zu verstehen und die Interaktion zwischen Recht und Wirtschaft zu erfassen. Hierbei treiben mich aber vor allem sozio-ökonomische Fragen – nach Gleichheit, Fairness, Freiheit – um.

Hat Ihr Fachgebiet einen Bezug zur Nachhaltigkeit?

Ich denke, dass das Wirtschaftsrecht die Nachhaltigkeitsfrage nicht mehr ignorieren kann. Wir können unsere Wirtschaft nicht weiter vorantreiben und gestalten ohne über einen fundamentalen Wandel nachzudenken.

Wie sieht ihr täglicher Lehr- und Forschungsalltag an der TU Ilmenau aus?

Ich sitze viel im Büro, wo ich lese und schreibe. Ich gehe mit meinen Kolleg:innen in die Mensa und treffe Studierende die Seminar- oder Qualifikationsarbeiten schreiben. Meist bin ich nachmittags im Hörsaal oder in den Seminarräumen.

Was hat Sie zu einer Karriere in der Wissenschaft bewegt?

Die Idee ein freies Leben zu führen und mich den Fragen zu widmen, die ich wichtig finde.

Welche Hürden haben Sie persönlich in Ihrer wissenschaftlichen Karriere erlebt, denen Männer weniger häufig begegnen?

Keine.

Wie stehen Sie heute zu ihrer Entscheidung und welche Ratschläge würden Sie Kolleginnen geben, die ebenfalls eine Karriere in der Wissenschaft anstreben?

Ich empfinde es tatsächlich immer noch als Glücksgriff und als Privileg in der Wissenschaft mitmischen zu dürfen. Mein Rat: Dabei sein ist alles, Bedenken und Hürden soweit wie möglich ignorieren. 

Warum werden mehr Frauen in der Wissenschaft aus Ihrer Sicht gebraucht?

Weil alles andere absurd und unfair ist.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich denke viel nach. Ich gehe gerne spazieren und wandern, in Museen und bin immer für einen Diskussionsabend mit viel Wein und steilen Thesen zu haben.

Haben Sie einen Lieblingsplatz auf dem Campus und wenn ja, was gefällt Ihnen dort besonders?

Ich liebe die Hörsäle. Ich habe als Studentin immer gerne Vorlesungen besucht und fühle mich dort in diese Zeit versetzt. Mir gefällt vor allem der alte Helmholtz-Hörsaal mit den Holzbänken und dem Klavier.

Was steht im April für Sie an?

Die Lehre hat wieder begonnen! Zudem freue ich mich auf einige Tagungen. Am 13. & 14. April diskutieren Lukas Breide und ich mit Wirtschaftswissenschaftlern und Philosophen über Nachhaltigkeit und Innovationen. Am 21. April bin ich auf einer schönen Tagung in Budapest, wo es um Wirtschaftskrisen geht und am 24. April richtet die Universität Jena eine Tagung zur Plattformregulierung aus, wo ich über die Macht der Internetgiganten spreche.

Zur Person:

Jun.-Prof. Dr. Juliane Mendelsohn wuchs in Kapstadt, Südafrika, auf und studierte Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin und der University of Connecticut, School of Law. Sie promovierte anschließend bei Prof. Dr. Heike Schweitzer, LL.M (Yale), zum Thema „Systemrisiko und Wettbewerbsordnung im Bankensektor – Zum Ende von Too Big To Fail“, ebenfalls an der Freien Universität Berlin. Anschließend absolvierte sie das juristische Referendariat mit Stationen im Bundesfinanzministerium, der Kanzlei Linklaters LLP in Frankfurt und der NGO „Lawyers for Human Rights“ in Johannesburg.

Von Ende 2018 bis Mitte 2021 leitete Jun.-Prof. Dr. Juliane Mendelsohn an der Freien Universität Berlin ein renommiertes englischsprachiges Masterprogramm im Wettbewerbs- und Regulierungsrecht und widmete sich vermehrt den Themen der Wettbewerbspolitik, Law and Economics und der Digitalisierung. Seit September leitet die Wissenschaftlerin das Fachgebiet Law and Economics of Digitization, das sich mit der Schnittstelle zwischen Privatrecht und Ökonomik beschäftigt. Forschungsschwerpunkte sind Wettbewerbsrecht und Wettbewerbspolitik, Digitalisierung und Privatrecht, Law & Economics sowie Rechtstheorie. Ausgewählte Publikationen: https://www.tu-ilmenau.de/universitaet/fakultaeten/fakultaet-wirtschaftswissenschaften-und-medien/profil/institute-und-fachgebiete/fachgebiet-law-and-economics-of-digitization/publikationen

Kontakt

Jun.-Prof. Juliane Mendelsohn

Leiterin des Fachgebietes Law and Economics of Digitization