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TU-Ausgründungen: Was wurde aus ... AIUI?

Das Start-up macht KI für alle zugänglich

Künstliche Intelligenz (KI) für alle verfügbar zu machen – dieses Motto hat sich die Ilmenauer Firma AIUI auf die Fahne geschrieben. Die Tools der TU Ilmenau-Ausgründung ermöglichen es, Daten mittels KI unkompliziert auszuwerten.

AIUI
Das kreative Kernteam von AIUI, bestehend aus Ilmenauer Alumni Tobias Bauer, Dr. Martin Schiele, Stephan Gasterstädt und Pengcheng Fan.

Technische Lösungen für Probleme zu finden ist seit jeher der Anspruch von Ingenieurinnen und Ingenieuren. Auch der Fahrzeugtechniker Dr. Martin Schiele hatte geknobelt, als er sich während seiner Promotion am Fachgebiet Fahrzeugtechnik der TU Ilmenau die Aufgabe stellte, komplexe Systeme autonom zu steuern. Die Geburtsstunde von AIUI schlug, als Dr. Schiele, der selbst keine Programmierkenntnisse besaß, die Herausforderung annahm, KI als Werkzeug zu nutzen, um komplexe Steuerungen für Verbrennermotoren zu erlernen. Sein Ziel hatte er klar vor Augen – ein KI-Tool zu entwickeln, das ohne Programmierkenntnisse funktioniert. Was als Idee 2018 begann, endete 2021 in einem eigenen Start-up, das Dr. Martin Schiele gemeinsam mit weiteren Ilmenau-Alumni gründete: AIUI. Die Vision der Gründer: KI für Nicht-Entwickler in Industrie und Forschung zugänglich machen.

Im Boot des Start-ups befindet sich neben Dr. Martin Schiele und dem damaligen Informatikstudenten Stephan Gasterstädt auch Pengcheng Fan, ebenfalls damaliger Student der Informatik an der TU Ilmenau. Tobias Linus Bauer, der seinen Bachelor in Maschinenbau an der TU Ilmenau abgeschlossen hat, kommt später hinzu. Sie bündeln ihre Kompetenzen im Unternehmen: Martin Schiele bringt neben seinem Fachwissen vor allem kommunikative Fähigkeiten als Geschäftsführer ein, Stephan Gasterstädt weist viel Erfahrung als Entwicklungsleiter in verschiedenen IT-Unternehmen auf und ist als Chief Technical Officer für die übergeordnete Softwarearchitektur verantwortlich. Pengcheng Fan setzt sein analytisches Denken und seine KI-Vorkenntnisse als KI-Leadentwickler ein. Tobias Linus Bauer bereichert das Team mit seiner umfangreichen Praxiserfahrung und arbeitet als IT-Administrator und Projektmanager. Ein Netzwerk an Business Angels begleitet AIUI vor allem im ersten Jahr, danach finanziert sich das Unternehmen über das Forschungsprojekt "SHUTTLE". Über das bm-t beteiligungsmanagement thüringen GmbH und die Crowdfunding-Website companisto wirbt das Start-up zusätzlich Kapital ein.

Vom Baukasten zur KI-Innovation

Der Name des Startups: AI – Artificial Intelligence (KI), UI – User Interface (Benutzerschnittstelle) greift die Grundidee des Unternehmens auf: Künstliche Intelligenz mit einer selbsterklärenden und leicht zu bedienenden Benutzeroberfläche. Das erste Produkt von AIUI, AIMS, ist ein KI-Baukastenmodul für Nicht-Programmierer. Daten wie Bilder, Grafiken, Excel-Tabellen, Audiodateien oder Texte werden in AIMS eigespeist. Anwendende wie beispielsweise Ingenieur*innen trainieren die KI im Anschluss auf bestimmte Aufgaben. Danach ist sie einsatzfähig.

Zur Produktpalette von AIUI gehört auch AIVA, ein On-Premise-Chatbot, der in Bildklassifikation, in Wissensdatenbanken, im Kundensupport, zur Textverfassung und im Coding Anwendung findet. AIQA, das dritte Produkt, automatisiert Dokumente und digitalisiert Formulare wie zum Beispiel (handschriftlich ausgefüllte) Wohngeldanträge.

Die AIUI-Tools werden vielseitig eingesetzt. Sie sagen zum Beispiel die Nachfrage von Produkten im E-Commerce voraus, geben Empfehlungen über Aktienkäufe im Börsenhandel oder sichern die Qualität von Gütern in der industriellen Produktion. Auch in Branchen wie Medizin, Robotik, Maschinenbau oder Verwaltung unterstützen und entlasten sie die Beschäftigten. Vor allem seitdem der Chatbot „ChatGPT“ kommerziell populär geworden sei, sei auch das Interesse an AIUI gestiegen, so Dr. Schiele:

Unsere Produkte bieten maßgeschneiderte Lösungen für effiziente, sichere und moderne Arbeitsprozesse. Wir setzen zudem auf eine lokale Datenverarbeitung, die eine hohe Datensicherheit gewährleistet.

Lockere Arbeitsumgebung

Mit mehr als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter fünf TU Ilmenau-Alumni, weist das interdisziplinäre Team von AIUI eine vielfältige Mischung an Fachkenntnissen auf. Obwohl der Hauptsitz im Ilmenauer Technologie- und Gründerzentrum ist, arbeitet die Mehrheit remote, was laut Dr. Schiele eine globale Perspektive und eine breite Vielfalt an Ideen fördere. Die Mitarbeitenden wohnen neben Ilmenau auch in Berlin, Jena oder Hamburg.

Der Arbeitsalltag sei durch unkonventionelle Zusammenarbeit, schnelle Kommunikation und kreative Elemente wie Memes geprägt. Virtuelle Tools unterstützen die agile Arbeitsweise, während transparente Kommunikation die Grundlage für den Innovationsprozess bilde. „Die lockere und humorvolle Arbeitsumgebung trägt dazu bei, eine positive Atmosphäre zu schaffen und die Kreativität im Team zu fördern“, sagt der Start-up-Gründer.

AIUI ist aktiv in verschiedenen Netzwerken vertreten, darunter ITnet Thüringen und der Bundesverband mittelständische Wirtschaft BVMW. Diese Mitgliedschaften ermöglichen laut Dr. Schiele nicht nur Einblicke in aktuelle Branchentrends, sondern fördern auch strategische Partnerschaften. Durch ITnet Thüringen stärke das Unternehmen seine Präsenz in der regionalen IT-Landschaft, während die Mitgliedschaft im BVMW bundesweite Kontakte und Synergien mit mittelständischen Unternehmen ermögliche:

Diese Netzwerkbeteiligungen tragen maßgeblich dazu bei, AIUI als innovatives Unternehmen im Bereich Künstliche Intelligenz zu positionieren.