Studium

Physikbegeisterte Jugendliche erleben eine Woche als Studierende der TU Ilmenau

Jedes Jahr besuchen Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland den Ilmenauer Physiksommer. 2022 mit der Jubiläumsauflage: Zum 20. Mal lud das Institut für Physik ein, in das Leben eines Physikstudierenden an der TU Ilmenau zu schnuppern – mit spannenden Praktika, Experimenten und Vorträgen. Das Thema dieses Jahr ist so aktuell wie noch nie: „Die Physik der Energieversorgung“.

TU Ilmenau/Dino Junski
Eine Woche lang beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler beim Physiksommer mit viel Begeisterung und Spaß an der Naturwissenschaft mit der Energieversorgung.

Es ist ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch: 16 Grad, blauer Himmel und die Sonne lässt Ilmenau im besten Licht erstrahlen. An einem Montagmorgen im September strömen knapp 50 Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe in den Röntgenhörsaal am Stadtcampus. Auf sie wartet eine spannende Woche, vollgepackt mit Praktika, Experimenten, Vorlesungen und Freizeitaktivitäten: Beim Physiksommer der TU Ilmenau erleben sie hautnah den Studienalltag eines Physikstudierenden mit.

Vom 12. bis 16. September richtete des Institut für Physik eine Jubiläumsauflage des Ilmenauers Physiksommers aus: Zum 20. Mal wurden Schülerinnen und Schüler eingeladen, das typische studentische Leben an einer Universität zu erleben. Der Leiter des Fachgebiets Experimentalphysik, Prof.  Jörg Kröger, ist für die Organisation zuständig und glücklich, dass das Angebot bereits seit so vielen Jahren besteht. Zufrieden schaut er auf die Zahl der Teilnehmenden:

Das Interesse gibt es immer wieder, aber dieses Jahr sind es mehr als doppelt so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie in den letzten Jahren. Das ist schon eine großartige Sache, die mich sehr freut!

Der Ansturm mag an der pandemiebedingten Pause liegen oder auch an der diesjährigen Themenwahl – die Energieversorgung ist so aktuell wie noch nie zuvor, sagt der Professor. Doch die Idee brannte Prof. Jörg Kröger schon seit mehreren Jahren unter den Nägeln:

Dass die problematische Klimawandlung auf die rücksichtslose Ausnutzung fossiler Energieträger durch den Menschen zurückgeht, ist lange bekannt.  Gerade die jungen Leute sollten sich vollkommen ideologiefrei auf datenbasierenden Fakten eine eigene Meinung bilden.

Das Ziel: Alternativen zur konventionellen Energieversorgung diskutieren und eine Aussage zur Klimaverträglichkeit treffen. Die Jugendlichen sollen herausfinden, was die effizienteste Energieversorgung ist, und das mit physikalischer Begründung.

Vielleicht kommen die Schülerinnen und Schüler auf eine Idee, an die noch kein Mensch gedacht hat. Die Jugendlichen machen die Zukunft!

erzählt er mit strahlenden Augen.

 

Gruppenarbeit im Physiklabor

In der Einführungsveranstaltung werden die Gymnasiasten in sechs verschiedene Gruppen mit jeweiligen Themenschwerpunkten eingeteilt: Wind, Wasser, Sonne, Kerne, Gas & Kohle und Energiespeicherung. Gemeinsam mit ihren Tutorinnen und Tutoren, Studierende der Physik an der TU Ilmenau, arbeiten die Gruppen zu ihrem Thema einen Vortrag heraus.

Henri, Felix und Ewaza beschäftigen sich die Woche mit dem Thema Kernenergie. Die drei Freunde sind den weiten Weg aus Wetzlar in Hessen angereist. Vom Physiksommer haben sie durch ihren Physik-Lehrer erfahren. Doch die Begeisterung für die Naturwissenschaft war bei allen schon immer vorhanden:

Physik ist eine Sprache, die wir alle sprechen. Mich fasziniert die Erklärbarkeit von allem um uns herum und das auf eine verständliche Art und Weise

sagt Felix. Ewaza ergänzt:

Wir schauen uns Phänomene an und versuchen, sie zu verstehen. Es fasziniert mich, dass man sich damit die ganze Welt erklären kann.

Man geht den Dingen auf den Grund und löst Probleme

wirft der 19-jährige Henri ein. Mit lässiger Manier sitzen die Freunde im Seminarraum und recherchieren zusammen mit ihrer Gruppe Fakten zu ihrem Vortragsthema. Radioaktivität, Kernspaltung und Kernfusion – zusammen wird getüftelt und gebrainstormt, wie der Vortrag gestaltet werden soll. Alle Schülerinnen und Schüler sind interessiert und stellen aufmerksame Fragen, über zwei Stunden rauchen fleißig die Köpfe.

Das Freizeitprogramm kommt natürlich auch nicht zu kurz. Ein Besuch im bc-Studentenclub, Rodeln auf der Sommerrodelbahn oder eine Stadt-und Campusführung: Den Schülerinnen und Schülern werden alle Facetten des Ilmenauer-Studentenleben gezeigt.

Spannende Vorträge und Experimente

Am Mittwoch stehen die Praktika auf dem Programm. „Photo-Effekt“, „Franck-Hertz-Versuch“ und „Atomspektrum“: Unter Anleitung führen die Schülerinnen und Schüler Versuche im Labor durch, die normalerweise Studierende der Physik im Grundpraktikum als Prüfungsleistung absolvieren. Für die 19-jährige Ewaza ist das Praktikum ihr persönliches Highlight der Woche:

Die Versuchsreihe war auf jeden Fall super cool und auch hilfreich, mal in das Arbeiten eines Studierenden an der Uni reinzuschnuppern. Ich hatte viel Spaß!

Am vorletzten Tag dürfen die Teilnehmer des Physiksommers dann endlich ihr erarbeitetes Wissen der letzten Tage in 20-minütigen Vorträgen vor versammelter Mannschaft vorstellen. Felix, Henri und Paul stehen Donnerstagnachmittag vor dem vollen Röntgenhörsaal und präsentieren ihre Ergebnisse zu ihrem Themenschwerpunkt Kernenergie. Fachbegriffe wie Stellarator, Isotope und Plasmaeinschluss fallen bei den Schülern wie selbstverständlich, souverän und mit einer Leichtigkeit rechnet Henri physikalische Formeln an der großen Tafel vor – nervös war er nicht. Von selbstgebastelten Experimenten und spannenden Fakten bis hin zu lustigen Quiz-Fragen war in den insgesamt sechs Vorträgen alles dabei.

Neu dieses Jahr sind die Abschlussdiskussionen am letzten Tag. Leiter des Sommerkollegs Prof. Jörg Kröger setzt auf einen aufschlussreichen Dialog:

Wir möchten die Woche Revue passieren lassen und eine Schlussfolgerung ziehen. Am besten finden wir eine gute Lösung, die wir so den Politikern vorschlagen könnten.

Die große Hoffnung des Professors: Dass sich durch den Physiksommer wenigstens ein kleiner Teil zum Physikstudium in Ilmenau entschließt. Der 15-jährige Paul weiß jetzt schon ganz genau, was er später einmal werden will:

Ich will ohne Zweifel Physik und Mathe studieren und kann mir das auch hier an der TU Ilmenau gut vorstellen. Es ist mitten im Wald, die Umgebung ist schön und es ist ruhig – perfekt!

Reportage: Eva Seidl

Kontakt

Prof. Jörg Kröger

Fachgebietsleiter Experimentalphysik 1/ Oberflächenphysik