Transfer

Patente der TU Ilmenau auf Erfindermesse iENA prämiert

Erfinderteams der TU Ilmenau sind auf der iENA, einer der bedeutendsten internationalen Fachmessen für Ideen, Erfindungen und Neuheiten, ausgezeichnet worden. Die Patente der Universität gehören damit zu den besten Erfindungen aus mehr als 500 Einreichungen aus 26 Ländern und Regionen. Eine Fachjury würdigte alle Einreichungen aus der TU Ilmenau mit Gold-, Silber und Bronzemedaillen.

Jens Dahlems
Für ihre Erfindung "SoundInSpace: Audiovisual Augmentation for Activities in Space" erhielten Dr. Tobias Schwandt (mittig), Annika Neidhardt (li.), Dr. Florian Klein (re.), Dr. Stephan Werner und Professor Wolfgang Broll eine Goldmedaille.

Mit durchschnittlich 20 Patenteinreichungen im Jahr gehört die TU Ilmenau zu den erfindungsstärksten Universitäten in Thüringen. Präsentiert werden diese Innovationen einmal jährlich auf der Erfindermesse iENA in Nürnberg. Dort stellt das Landespatentzentrum Thüringen PATON, das das Patentmanagement der Thüringer Hochschulen verantwortet, die besten Patente aus der TU Ilmenau und den Hochschulen des Freistaats vor. Nach einer langjährigen und erfolgreichen Teilnahme an der iENA sind in diesem Herbst erstmalig alle eingereichten Patente der TU Ilmenau ausgezeichnet worden. Von den acht Erfindungen wurden vier mit Goldmedaillen, eine mit einer Silbermedaille und drei mit Bronzemedaillen prämiert. 

Auf der Preisverleihung im Senatssaal der TU Ilmenau, bei der die Erfinderteams ihre Medaillen erhielten, würdigte Prof. Jens Müller, Vizepräsident für internationale Beziehungen und Transfer der TU Ilmenau, die hervorragende Arbeit der Forschenden:

Wir blicken auf eine ausgesprochen erfolgreiche iENA zurück. Dass alle eingereichten Patente mit Medaillen prämiert worden sind zeigt die Wertschätzung für die anwendungsorientierte Forschung an unserer Universität und hebt die Bedeutung von Transfer als wichtige Säule der TU Ilmenau hervor. Die Erfindungen der Forschenden sind ein bedeutender Baustein, um Wissen aus der Universität in die Gesellschaft hinein zu transferieren.

Sicheres autonomes Fahren für Autofahrer und Fußgänger

Die ausgezeichneten Patente zeichnen sich durch ein breites Themenspektrum innovativer Ideen und Konzepte aus der Medizintechnik, Künstlicher Intelligenz oder der Audiovisuellen Technik aus. Ein Team unter der Leitung von Dr. Tobias Schwandt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Virtuelle Welten und Digitale Spiele, gewann für ihr Konzept zur Simulation einer erdähnlichen Atmosphäre im Weltall eine Goldmedaille. Die Forschenden Dr. Tobias Schwandt, Annika Neidhardt, Dr. Stephan Werner, Dr. Florian Klein und Prof. Dr. Wolfgang Broll können mit Hilfe von Sensordaten eine virtuelle Umgebung für Raumfahrende schaffen, die - angereichert mit Audioelementen – ihr situatives Bewusstsein verbessern und Stress reduzieren soll. Aus ihrem Patent ist das Forschungsprojekt AVSPACE in Kooperation mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entstanden. Schon im kommenden Jahr plant das Team zudem ein Start-up mit ihrem Forschungsschwerpunkt zu gründen.

Prof. Pu Li und Qais Yousef wollen den Straßenverkehr für Autofahrende und Fußgänger sicherer machen. Ihr mit einer Goldmedaille ausgezeichnetes Patent zur Online-Schätzung der Fußgängerabsicht für autonome Fahrzeuge nutzt Künstliche Intelligenz, um Unfälle zu vermeiden. Innerhalb von Millisekunden wird dabei der Gesichtsausdruck eines Fußgängers analysiert und dem Fahrerassistenzsystem oder dem autonomen Fahrzeug eine Prognose angezeigt, ob dieser die Straße überqueren will. Möchte ein Fußgänger tatsächlich über die Straße laufen, hat das Auto mehr Zeit, seine Geschwindigkeit zu reduzieren und ihn passieren zu lassen. Qais Yousef, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Prozessoptimierung, erklärt, was sein Patent auszeichnet:

Während vergleichbare Systeme die Bewegung der Fußgänger lesen, fokussieren wir uns auf ihren Gesichtsausdruck. Unsere Technologie nimmt Bilder der Fußgänger auf, klassifiziert die Mimik und schätzt ihre Absicht ein bevor sie sich bewegen. Somit wird eine unbewusste Kommunikation zwischen Autofahrern und Fußgängern ermöglicht, um ein normales Fahrverhalten und die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.

Logos, Fotos und Texte auf Glasoberflächen

Mit ihrem Patent zur Nutzung eines Verfahrens zur Modifizierung von Glas-Oberflächen im Mikro- und Nanometerbereich haben auch Mathias Holz, Dr. Martin Hofmann und Prof. Steffen Strehle, eine Goldmedaille gewonnen. Mit Hilfe eines Elektronenstrahls gelingt es den Wissenschaftlern am Fachgebiet Mikrosystemtechnik, Strukturen in Glas für Anwendungen z.B. in der Sensorik, Optik und Mikrofluidik und sogar auch dekorative Elemente wie Logos, Fotos und Texte direkt in den Glasoberflächen zu erzeugen. Die Nutzung des Verfahrens, das ursprünglich als zerstörungsfrei galt, reduziert deutlich die Komplexität der Strukturerzeugung und macht diese in nur wenigen Arbeitsschritten möglich.

Auch das Patent der Wissenschaftler Prof. Jean Pierre Bergmann, Michael Hasieber, Konstantin Szallies und Christian Riebel vom Fachgebiet Fertigungstechnik ist mit einer Goldmedaille prämiert worden. Ihre Erfindung, ein bewegungsentkoppeltes Werkzeug zur Zuführung von einem Zusatzwerkstoff beim Rührreibschweißen, schließt sprichwörtlich eine Lücke im Verfahren. Denn: Beim Rührreibschweißen werden Werkstoffe beim Fügeprozess nicht aufgeschmolzen. Durch das Hinzufügen eines Zusatzwerkstoffs in Form von Schweißdraht während des Rührreibschweißens, wird ein vorhandener Luftspalt nicht nur geschlossen, sondern die daraus resultierende Abnahme der Bauteildicke ausgeglichen. Daraus resultieren homogene mechanische Eigenschaften über das gesamte Bauteil.

Dr. Christoph Hoock, Leiter des PATON, hob die Bedeutung der iENA-Auszeichnung für die Patente der Thüringer Erfinder mit Ausblick auf künftige Ausgründungen hervor. Die Medaillen seien eine Art Qualitätsstempel und signalisierten potenziellen Investoren das hohe Niveau der Patente. Er lobte die Innovationskraft der Forschenden in Bezug auf Nachhaltigkeit, denn viele der Einreichungen berücksichtigten gleich mehrere der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. In den SDGs formulierte die UN Ziele für nachhaltige Entwicklung wie zum Beispiel Gesundheit und Wohlergehen, bezahlbare und saubere Energie oder Maßnahmen zum Klimaschutz.

Impressionen der Medaillenverleihung im Senatssaal der TU Ilmenau

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Landespatentzentrum Thüringen PATON

Team Patentmanagement Thüringer Hochschulen