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Created on: Sun, 19 May 2024 20:15:11 +0200 in 0.0652 sec


Walter, Roberto;
Sexueller Kindesmissbrauch: Qualitätskriterien und Qualitätsmessung der Presseberichterstattung in Deutschland. - Ilmenau, 2023. - 250 Seiten
Technische Universität Ilmenau, Dissertation 2023

Sexueller Kindesmissbrauch (SKM) ist ein weit verbreitetes Problem mit schwerwiegenden und oft langanhaltenden Folgen für die Betroffenen. Wie die Gesellschaft das Miss­brauchsproblem wahrnimmt, hängt wesentlich auch von dessen medialer Berichterstattung ab. Eine qualitätsvolle SKM-Berichterstattung hilft bei der Faktenvermittlung und ermöglicht eine lösungsorientierte gesellschaftliche Debatte, doch der Forschungsstand kritisiert häufige Qualitätsdefizite wie eine einzelfallfokussierte und sensationalistische Darstellung sowie die Vernachlässigung von Prävention und Intervention. Bisher liegt allerdings kein Qualitätsmodell zur SKM-Berichterstattung vor, es fehlen dedizierte Qualitätsanalysen der Berichterstattung und die Qualitätsbewertung des Medienpublikums wurde nicht beachtet. In drei aufeinander aufbauenden Studien bearbeitet die vorliegende Dissertation diese Forschungslücken. Das Ziel der ersten Studie war die Entwicklung eines theoretisch und empirisch fundierten Qualitätsmodells zur Beurteilung der SKM-Presseberichterstattung. Durch quantitative Inhaltsanalysen von vier Expertisequellen Goumalistische Praxisleitfäden, wissenschaftliche Fachliteratur, Missbrauchsbetroffene, Fachberatungsstellen) wurden zunächst verschiedene Verbesserungsvorschläge zur SKM-Presseberichterstattung identifiziert und anschließend per qualitativer zusammenfassender Inhaltsanalyse zu Qualitätskriterien verdichtet. Diese Qualitätskriterien wurden sieben etablierten journalistischen Qualitätsdimensionen des normativen Public-Interest-Modells zugeordnet und somit theoretisch verankert im Hinblick auf die Unterstützung einer fruchtbaren gesellschaftlichen Debatte zu Missbrauch. Eine zusätzliche wissenschaftliche Literaturrecherche wurde durchgeführt, um alle journalistischen Qualitätsdimensionen abzudecken. Das resultierende Qualitätsmodell mit den folgenden zehn Qualitätskriterien definiert und strukturiert die Medienqualität in der Presseberichterstattung zu SKM: 1) Thematisches Framing, 2) Nicht-sensationalisierte Berichterstattung, 3) Nutzung angemessener Begriffe, 4) Einbindung von Anspruchsgruppen, 5) Nicht-stereotype Berichterstattung, 6) Einbindung von Prävention und Intervention, 7) Ethischer Umgang mit Betroffenen in Interviews, 8) Rechtskonforme Berichterstattung, 9) Interessenabwägung zwischen Betroffenen und mutmaßlichen Täter_innen, 10) Offenlegung und Reflexion offizieller Quellen. Die zweite Studie untersuchte mit dem in Studie 1 entwickelten Qualitätsmodell die journalistische Qualität der deutschsprachigen Presseberichterstattung über SKM anhand des Missbrauchsfalls an der Odenwaldschule. Dabei wurden Qualitäts- und Boulevardpresse in ihrer Qualität der SKM-Berichterstattung verglichen. Eine zweistufige bewusste Stichprobe mit N 325 Zeitungsartikeln über den institutionellen Missbrauchsfall an der Odenwaldschule wurde zusammengestellt (2010-2022; 23 Print- und Online-Zeitungen, 52.3 % Qualitätspresse, 47.7 % Boulevardpresse). Basierend auf dem Qualitätsmodell wurde einfallspezifisches Codebuch zur Bewertung der Medienqualität erstellt. Die Befunde belegen, dass die meisten der untersuchten Qualitätskriterien erfüllt waren. Im Einklang mit dem Forschungsstand zeigten sich aber auch drei Qualitätsdefizite: die mangelnde Thematisierung von Prävention und Intervention, eine sensationalistische Darstellung sowie die Nutzung unangemessener Begriffe. Für alle untersuchten Qualitätskriterien konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen der Qualitäts- und Boulevardpresse festgestellt werden. Dass die Boulevardpresse nicht schlechter als die Qualitätspresse berichtet hat, lässt sich mit der offenen wie auch verdeckten Nutzung von Presseagenturmeldungen begründen, deren Qualität üblicherweise die typische boulevardeske Berichterstattung übertrifft. Die dritte Studie untersuchte die Perspektive des Medienpublikums hinsichtlich der Qualitätsbewertung und der Fähigkeit zur Qualitätsunterscheidung im Kontext der SKM-Presseberichterstattung. Dazu wurde ein Online-Experiment mit einer ungekreuzten Quotenstichprobe von N = 2724 Internetnutzenden (18-65 Jahre; MAlter = 44.1; 52.5 % Frauen) in Deutschland durchgeführt. Als Stimulusmaterial wurden zwei prototypische Presseartikel zu einem fiktiven Missbrauchsfall konstruiert, welche anhand des Qualitätsmodells aus Studie 1 systematisch in ihrer Qualität variiert wurden. Den Teilnehmenden wurde anschließend randomisiert entweder der Artikel mit der hohen oder der niedrigen Qualität vorlegt. Die Ergebnisse zeigten, dass bei der Qualitätsbewertung für die Befragten insbesondere die normativen Qualitätskriterien aus dem Journalismus bedeutsam waren. Subjektive Qualitätskriterien wie Voyeurismus und Unterhaltung spielten nur eine untergeordnete Rolle. Die Teilnehmenden waren unabhängig von der eigenen Missbrauchsbetroffenheit in der Lage, zwischen der hohen und niedrigen journalistischen Qualität zu unterscheiden. Der Artikel mit der journalistisch schlechten Qualität wurde vom Publikum allerdings eher mittelmäßig als schlecht bewertet. Dieser Befund deutet auf einen positiven Bias bei der Bewertung von niedriger Medienqualität beim Publikum hin, das möglicherweise nicht für alle Qualitätsprobleme sensibilisiert ist. Die vorgelegte Dissertation liefert einen Beitrag zum Forschungsgebiet der Medienqualität und profitiert durch ihre solide theoretische Fundierung in Form eines Qualitätsmodells, das zur empirischen Qualitätsanalyse herangezogen wurde und auch aus Sicht des Medienpublikums relevant war. Die Arbeit ist limitiert durch ihren Fokus auf die Presseberichterstattung. Zukünftige Forschung sollte daher weitere Medienformen wie Fernsehen und soziale Medien berücksichtigen und auch die Perspektive der Kommunikatorforschung einbeziehen.



Döring, Nicola; Mikhailova, Veronika; Conde, Melisa
Soziale Nähe durch Roboter und Avatare: eine Chance für die alternde Gesellschaft?. - In: Medien & Altern, ISSN 2195-3341, (2023), 22, S. 71-86

Döring, Nicola;
Psychologische Zugänge zu Medien und Geschlecht: Medienpsychologie und Sozialpsychologie. - In: Handbuch Medien und Geschlecht, (2023), S. 899-913

Die Psychologie als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten von Individuen befasst sich sowohl mit Medienfragen (Medienpsychologie) als auch mit Geschlechterfragen (Sozialpsychologie). Die psychologische Forschung zu Medien und Geschlecht zeigt, dass es bis heute zum Teil deutliche Geschlechterdifferenzen bei der Mediennutzung und bei der Medienproduktion gibt, die unter anderem auf psychologische Ursachen zurückgehen. Weiterhin ist gut belegt, dass Geschlechterstereotype in den Medieninhalten und auch bei der Gestaltung von Digitaltechnologien wie Software-Agenten oder Robotern weit verbreitet sind. Es existieren aber auch Medienangebote, die emanzipatorisch und empowernd wirken. In der Gesamtbilanz ist festzuhalten, dass sich Medien aus psychologischer Sicht sowohl negativ als auch positiv auf Gleichberechtigung in den Geschlechterverhältnissen auswirken können. Der Beitrag berichtet die wichtigsten Befunde anhand von Studien und Praxisbeispielen und weist auf Limitationen und Lücken der bisherigen psychologischen Forschung zu Medien und Geschlecht hin.



Döring, Nicola;
Videoproduktion auf YouTube: die Bedeutung von Geschlechterbildern. - In: Handbuch Medien und Geschlecht, (2023), S. 963-973

Wie ist die weltweit führende Social-Media-Video-Plattform YouTube im Hinblick auf Geschlechtergleichberechtigung einzuschätzen? Die Analyse zeigt, dass die Videoproduktion auf YouTube männlich dominiert ist und dass die Video-Inhalte oft tradierte Geschlechterrollen vermitteln. Rezipierende greifen neben den Mainstream-Inhalten jedoch auch auf Nischen-Inhalte zurück, die vielfältigere Geschlechterbilder bieten als die herkömmlichen Massenmedien. Der Beitrag zeigt Forschungslücken auf und endet mit praktischen Handlungsempfehlungen zur Förderung von Geschlechtergleichberechtigung auf YouTube.



Conde, Melisa; Mikhailova, Veronika; Döring, Nicola
Towards augmented reality-based and social robot-based social integration of older adults: a user requirements analysis. - In: HCI International 2023 posters, (2023), S. 426-432

Background: Older adults are at risk of social isolation and loneliness. As part of the CO-HUMANICS (Co-Presence of Humans and Interactive Companions for Seniors) project, augmented reality (AR)-based and telepresence robot-based systems are to be developed to support social integration of older adults. Aim: Following a human-centered approach, this study aims to identify requirements of older adults towards AR-based (RQ1) and telepresence robot-based (RQ2) communication that fosters social integration. Methods: Semi-structured individual interviews were conducted between May and October 2022 with N = 30 older adults (60-74 years old, 37% women) from Germany. Participants were presented with storyboard illustrations of hypothetical interpersonal communication scenarios involving an AR system and a telepresence robot and gave their detailed evaluations (mean interview duration 43 min). Results: Older adults had ambivalent and nuanced requirements for an AR system and a telepresence robot. Technology-specific and general requirements emerged from the data and were grouped into four dimensions: 1) technological requirements (ease of use, effortless contact initiation, realistic avatar design, intuitive movement control, anthropomorphism, and robot size), 2) emotional requirements (warmth, intimacy, companionship, and empowerment), 3) social requirements (potential for joint activities, multiparty interaction, and multitasking), and 4) administrative requirements (privacy, data protection, and affordability). Conclusions: Older adults recognized the potential of AR systems and telepresence robots to support their social integration; however, ease of use, privacy and data protection issues, and affordability remain an obstacle for technology acceptance.



Mohseni, Rohangis;
Motives of online hate speech: results from a quota sample online survey. - In: Cyberpsychology, behavior and social networking, ISSN 2152-2723, Bd. 26 (2023), 7, S. 499-506

Online hate speech (OHS) is a prevalent societal problem, but most studies investigating the reasons and causes of OHS focus on the perpetrators' side while ignoring the bystanders' and the victims' side. This is also true for the underlying theories. Therefore, we proposed a new Action-Theoretical Model of Online Hate Speech (ATMOHS), which assumes that OHS is a product of environmental, situational, and personal variables with three groups involved (perpetrators, bystanders, and victims) that each have their own set of motives, attitudes, traits, and norm beliefs that are impacting their behavior. The model was put to a first test with an online survey using a quota sample of the German online population (N = 1,791). The study at hand is a first analysis of these data that focus on the motives of OHS. Results show that wanting to be a role model for others is an important motive on the active bystanders' side. However, it could not be confirmed that any aggression motive is important on the perpetrators' side or that undeservingness is an important motive on the victims' side. Future studies could investigate if there are other motives for the victims' side that are in-line with the underlying theory of learned helplessness, or if there is a better theory for modeling the victims' side. Future studies could also develop a better scale for aggression motives. In practice, prevention programs could focus on being a role model for others as a relevant motive for becoming an active bystander.



https://doi.org/10.1089/cyber.2022.0188
Döring, Nicola;
Jugendsexualität im Internet-Zeitalter: aktuelle Daten und Debatten. - In: Ethik & Unterricht, ISSN 0936-7772, (2023), 2, S. 9-13

Döring, Nicola;
[Rezension von: Kleinplatz, Peggy J., Magnificent sex]. - In: Zeitschrift für Sexualforschung. - Stuttgart : Thieme, 2001- , ISSN: 1438-9460 , ZDB-ID: 2073538-8, ISSN 1438-9460, Bd. 36 (2023), 2, S. 120

https://doi.org/10.1055/a-2040-7227
Döring, Nicola;
[Rezension von: Timmermanns, Stefan, 1968-, "Wie geht’s euch?"]. - In: Zeitschrift für Sexualforschung. - Stuttgart : Thieme, 2001- , ISSN: 1438-9460 , ZDB-ID: 2073538-8, ISSN 1438-9460, Bd. 36 (2023), 2, S. 122-123

https://doi.org/10.1055/a-2040-7852
Konrad, Annika C.; Engert, Veronika; Albrecht, Reyk; Dobel, Christian; Döring, Nicola; Haueisen, Jens; Klimecki, Olga; Sandbothe, Mike; Kanske, Philipp
A multicenter feasibility study on implementing a brief mindful breathing exercise into regular university courses. - In: Scientific reports, ISSN 2045-2322, Bd. 13 (2023), 7908, S. 1-14

Practicing mindfulness is associated with stress reduction and with positive effects in the context of learning and teaching. Although effects on student populations have been studied extensively, there are few studies implementing mindfulness exercises in university courses directly. For this reason, we aimed to investigate whether the use of a brief mindfulness exercise in regular university courses, guided by the lecturers, is feasible and has immediate effects on the students’ mental states. We conducted a preregistered multicenter study with one observational arm, following an ABAB design. In total, N = 325 students from 19 different university courses were included at baseline and n = 101 students at post measurement. Students were recruited by N = 14 lecturers located in six different universities in Germany. Lecturers started their courses either by guiding a brief mindfulness exercise (intervention condition) or as they regularly would, with no such exercise (control condition). In both conditions, the mental states of students and lecturers were assessed. Over the semester, n = 1193 weekly observations from students and n = 160 observations from lecturers were collected. Intervention effects were analyzed with linear mixed-effects models. The brief mindfulness exercise, compared to no such exercise, was associated with lower stress composite scores, higher presence composite scores, higher motivation for the courses, as well as better mood in students. Effects persisted throughout a respective course session. Lecturers also reported positive effects of instructing mindfulness. Implementing a brief mindfulness exercise in regular university teaching sessions is feasible and has positive effects on both students and lecturers.



https://doi.org/10.1038/s41598-023-34737-0