Im Alltag nutzen wir eine Lupe, um Objekte zu erkennen, die mit bloßem Auge nur schwer oder gar nicht zu erkennen sind. Wie aber kann man Quantenanregungen, also die Übertragung kleinster Energieportionen, vergrößert sichtbar machen? Die Antwort darauf haben Wissenschaftler aus Ilmenau und Lyngby jetzt gefunden und dabei wissenschaftlich nachgewiesen, wie ein einzelnes Molekül die spektroskopischen Signaturen von Graphen-Phononen, also der Schwingungsbewegungen einzelner Kohlenstoffatome im Honigwabengitter des zweidimensionalen Materials, verstärken und wie das Schwingungssignal mit Hilfe eines Rastertunnelmikroskops sichtbar gemacht werden kann.
Anders als Lichtmikroskope arbeitet ein Rastertunnelmikroskop nicht mit optischen Linsen, sondern mit dem quantenmechanischen Tunnelstrom. Dieser wird durch die Spitze des Mikroskops lokal in die Probe injiziert und durchquert dabei eine Vakuumbarriere, die für einen gewöhnlichen Strom nicht passierbar ist. Durch die lokale Injektion und die exponentiell empfindliche Abstandsabhängigkeit des Tunnelstroms ist ein Rastertunnelmikroskop zur atomaren Ortsauflösung geeignet, d. h. einzelne Atome von Oberflächen oder auf ihnen deponierter Moleküle können sichtbar gemacht werden. Darüber hinaus stellt das Rastertunnelmikroskop ein Werkzeug dar, mit dem man Strukturen atomarer Dimension manuell Atom für Atom bauen kann. Dadurch ist eine direkte Verbindung zwischen der makroskopischen Welt und dem Nanokosmos hergestellt.
Die Information über Quantenanregungen, die für die aktuelle Arbeit die wichtigste Rolle spielen, steckt in der Strom-Spannungscharakteristik, die an ausgewählten Orten der Oberfläche aufgenommen wird: Die angelegte Spannung zwischen Spitze und Probe erteilt dabei den tunnelnden Elektronen Energie, die sie beispielsweise zur Anregung von Atomschwingungen im Graphen-Gitter abgeben können – man spricht in diesem Fall von unelastisch tunnelnden Elektronen. Wird die Energieportion abgegeben, dann ändert sich bei einer bestimmten Spannung der Tunnelstrom. Mit Hilfe von phasenempfindlichen Verstärkern kann dieser winzige Übertrag detektiert werden.