Serie

Frauen in der Wissenschaft: „Netzwerken, am Ball bleiben und positiv denken“

Mit herausragender Forschung schärfen die Wissenschaftlerinnen der TU Ilmenau das Profil der Universität und tragen zum Fortschritt unserer Gesellschaft bei. In der Interviewreihe „Frauen in der Wissenschaft“ erzählen Wissenschaftlerinnen der TU Ilmenau über ihren Werdegang und geben Einblicke in ihren Lehr- und Forschungsalltag. 

Dr. Jialan Cao-Riehmer ist PostDoc am Institut Chemie und Biotechnik, Leiterin der Microfluid Biotechnique Research Group und gleichzeitig Mutter von zwei Kindern. Warum Frauen, die eine akademische Karriere anstreben, nicht auf ihren Kinderwunsch verzichten sollten und wie vor allem junge Wissenschaftlerinnen bestärkt werden können, erzählt Dr. Cao-Riehmer im Interview.

Stefan Riehmer

Dr. Cao-Riehmer, was treibt Sie zum Lehren und Forschen an?

Kontinuierliches Lernen und der Erwerb von Wissen ist nicht nur bereichernd und macht mir Spaß - es stärkt auch mein Selbstvertrauen, weckt meine Neugier auf die Welt und hilft mir, wichtige Lebenskompetenzen zu entwickeln. Die Forschung ermöglicht es mir, meinen Interessen nachzugehen, etwas Neues zu lernen und gleichzeitig meine Problemlösungskompetenz zu verbessern und mich selbst auf immer neue Weisen herauszufordern.

Was begeistert Sie an Ihrem Fach?

Mikrofluidik für biotechnologische Anwendungen ist ein spannendes und sehr interdisziplinäres Forschungsgebiet: Ob es um die Entwicklung neuer mikrofluidischer Bauteile, um miniaturisierte Sensorik oder um die Optimierung mikrofluidischer Prozesse geht. Durch die Vielseitigkeit der Einsatzgebiete ist auch eine Menge an verschiedenstem Know-how aus Biologie, Chemie, der Ingenieurswissenschaft und Informatik nötig und all das zusammenzubringen empfinde ich als sehr gewinnbringend.

Wie sieht Ihr täglicher Lehr- und Forschungsalltag an der TU Ilmenau aus?

Mein Lehr- und Forschungsalltag besteht aus einer Kombination aus Laborexperimenten, Kaffeeküche, Diskussionen, Lesen und Schreiben. Meistens beantworte ich frühs E-Mails und organisiere Termine. Wenn wir ein Experiment planen, beginne ich immer am Vormittag. Leider habe ich jetzt weniger Zeit, selbst im Labor zu experimentieren. Die Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden und Studierenden gehört zur täglichen Routinearbeit. Regelmäßig finden Teambesprechungen statt, jedoch findet in der Teeküche oft ein Austausch mit Kolleg:innen statt, wobei viele gute Ideen entstehen. Beim Schreiben bin ich am produktivsten, wenn ich mehr oder weniger allein im Haus bin.

Was hat Sie zu einer Karriere in der Wissenschaft bewegt?

Ich habe ein sehr gutes Team und mein Professor hat mich sehr unterstützt, so dass ich am Ball geblieben bin. So hat mich mein Doktorvater schon relativ früh in der Promotionsphase auf nationale und internationale Konferenzen geschickt, um dort die Ergebnisse meiner Arbeit zu präsentieren. Die Wissenschaftscommunity zu erleben und auch mit ihr zu diskutieren, Menschen aus allen möglichen Ländern zu treffen, über die eigenen Ideen zu reden und neue Impulse zu erfahren - das fand ich toll und da wollte ich immer weitermachen.

Welche Hürden haben Sie persönlich in Ihrer wissenschaftlichen Karriere erlebt, denen Männer weniger häufig begegnen?

Mir hat am Anfang das Selbstbewusstsein gefehlt. Erst mit der Zeit und dem Feedback der Kolleg:innen  begann ich an mich zu glauben. Das fällt Männern meist leichter.

Welche Ratschläge würden Sie Kolleginnen geben, die ebenfalls eine Karriere in der Wissenschaft anstreben?

Seid mutig! Selbstzweifel sind normal, gerade weil man durch das Umfeld oft keine Unterstützung erfährt und man nur wenig ermutigt wird. Netzwerken, am Ball bleiben und positiv denken! Sollte der Wunsch nach Kindern und Familie bestehen, dann entscheide dich nicht dagegen. Es ist nicht immer einfach, aber meine Kinder haben mich in vielerlei Hinsicht nochmal besser gemacht, z.B. in Kommunikation, Toleranz, Anpassungsfähigkeit und im Zeitmanagement.

Ein weiterer Ratschlag ist die Nutzung von Rowena-Morse-Mentoring-Programm. Die Kombination aus Mentoring, Coaching, hochschulpolitischer Weiterbildung, Erfahrungsaustausch und Vernetzung stärkt die Teilnehmerinnen gegenseitig.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

In meiner Freizeit verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie, gehe auch meinen Hobbys nach und engagiere ich mich ehrenamtlich.

Haben Sie einen Lieblingsplatz auf dem Campus und wenn ja, was gefällt Ihnen dort besonders?

Der Weg zum Campus führt zwischen den Ilmenauer Teichen hindurch. Hier ist es ruhig und man kann die Gedanken kreisen lassen.

Kontakt

Dr. Jialan Cao-Riehmer

PostDoc am Institut Chemie und Biotechnik