Studium

TU bietet ab Herbst zwei internationale Studiengänge parallel zur Präsenzform online an

Im Wintersemester 2022/23 bietet die TU Ilmenau das Lehrangebot der beiden englischsprachigen Masterstudiengänge „Communications and Signal Processing“ und „Media and Communication Science“ erstmals parallel zur Präsenzform und außerhalb von Pandemiebedingungen auch in online/digitaler Distanzform an. Im Rahmen des Projekts "VEDIAS – Vorbereitung und Erprobung digitaler, international ausgerichteter Studiengänge mit Social Virtual Reality-Anwendung" erarbeitet die TU Ilmenau derzeit innovative digitale Angebote für Studium und Lehre. Als ein dritter Studiengang ist auch der Masterstudiengang Micro- and Nanotechnologies daran beteiligt.

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Studierende der TU Ilmenau im Kompetenzzentrum Virtuelle Realität.

Das 2021 gestartete VEDIAS-Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1,6 Millionen Euro für die Dauer von zwei Jahren gefördert und im Rahmen der DAAD-Ausschreibung Internationale Programme Digital umgesetzt. Es ordnet sich ein in die Internationalisierungs- und Digitalisierungsanstrengungen der TU Ilmenau: Es sollen innovative hybride oder vollständig digitale Lehr- und Prüfungsformate in verschiedenen Fachdisziplinen, für verschiedene Qualifikationslevel (Bachelor, Master) und Zielgruppen erprobt werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Angeboten für internationale Studierende im Rahmen der Studienvorbereitung bzw. der Teilnahme an ausgewählten Lehrveranstaltungen von ihrem Heimatland aus. Dabei bleibt das Selbstverständnis der TU Ilmenau als Präsenzuniversität unberührt.

Nach Ablauf des ersten Förderjahres sind die Arbeiten bereits so weit gediehen, dass die beteiligten zwei englischsprachigen Masterstudiengänge Communications and Signal Processing mit dem Abschluss Master of Science und Media and Communication Science mit dem Abschluss Master of Arts zum Wintersemester 2022/23 parallel zu den etablierten gleichnamigen Präsenzstudienformaten als Distanzangebote starten können. Die Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Anja Geigenmüller:

Für die Weiterentwicklung der Universität ist es von enormer Bedeutung, Potenziale, aber auch Grenzen einer digitalen Lehre besser zu verstehen. Die Digitalisierung berührt nicht nur die Gestaltung von Online-Lehrveranstaltungen. Sie fordert uns zudem in verschiedenen administrativen Bereichen, unter anderem im Datenschutz, im Hochschulrecht oder auch im Qualitätsmanagement. Dieses Projekt gibt uns die notwendigen Freiräume, nicht nur Online-Lehrformate, sondern auch zugehörige Regelungen und Prozesse neu zu durchdenken, daran zu lernen und für uns geeignete Lösungen zu identifizieren. Dieses Projekt sowie weitere Vorhaben im Bereich digitale Lehre und digitale Prüfungen sind daher für uns von unschätzbarem Wert.

Neben der Digitalisierung der Lehr- und Studieninhalte der drei direkt beteiligten Masterstudiengänge werden im Rahmen des VEDIAS-Projekts auch die Kompetenzen und Rahmenbedingungen zur Entwicklung weiterer digitaler Studienangebote insgesamt ausgebaut. Daher sind zahlreiche Struktureinheiten der TU Ilmenau in die Umsetzung des Vorhabens eingebunden, darunter außer den für die Lehre zuständigen Fakultäten das Universitätsrechenzentrum, das Zentralinstitut für Bildung, das Akademische Service Center, die Studierendenberatung und die Universitätsbibliothek. Die zentrale Projektleitung liegt im International Office der Universität. Leiterin Sophia Siegfried freut sich, dass der Antrag der TU Ilmenau für die Förderung ausgewählt wurde und schon im ersten Projektjahr wesentliche Erfolge erzielt werden konnten: 

Mit dem VEDIAS-Projekt wollen wir das innovative Profil der Universität in Lehre und Forschung auf internationaler Ebene stärker sichtbar machen. Durch die Vernetzung von Präsenz- und Distanzstudierenden in international ausgerichteten, online/digital studierbaren englischsprachigen Studiengängen wollen wir zugleich die Internationalisierung der TU Ilmenau weiter vorantreiben. 

Die Lehrangebote in den beteiligten Studiengängen wurden nahezu vollständig digitalisiert und für eine hybride und Online-/digitale Lehre methodisch-didaktisch aufbereitet. Zur Regelung der Besonderen Bestimmungen im Distanzstudium, in der Distanzlehre und in den Distanzprüfungen außerhalb von Pandemiebedingungen wurde eine Digital-Satzung für internationale Studienprogramme, die IPdigital-Satzung, erarbeitet und verabschiedet. Die Satzung liegt derzeit dem zuständigen Ministerium zur Genehmigung vor. Für die Betreuung Digital-Studierender wurde ein studienbegleitendes Betreuungs- und Vernetzungsangebot entwickelt. Für die Lehrenden wurden speziell auf die neuen Lehrformate und eingesetzten Technologien zugeschnittene Weiterbildungsangebote aufgelegt.

Einblicke in den virtuellen Campus der TU Ilmenau

Als besondere technologische Innovation in der Lehre wird im Rahmen des VEDIAS-Projekts eine Social Virtual Reality-Plattform für die Online-Lehre erprobt. Das VR-Tool stellt virtuell Hörsäle, Seminarräume, Labore und eine virtuelle Lobby bereit, die die Gegebenheiten vor Ort an der TU Ilmenau nachempfinden. Der Virtuelle Campus der TU Ilmenau wurde vom Fachgebiet Virtuelle Welten und Digitale Spiele auf einer etablierten Software aufgesetzt und ermöglichte bereits im ersten Projektjahr die Erprobung und den Einsatz virtueller Vorlesungen und Seminare. VR-Brillen sind für eine Teilnahme nicht erforderlich und Teilnehmende bedienen sich individualisierbarer Avatare, um sich in den virtuellen Räumen zu bewegen. Fachgebietsleiter Prof. Dr. Wolfgang Broll:

Die Erprobung zeigte, dass die Nutzung von Social Virtual Reality ein großes Potenzial für die Entwicklung neuer Formen der technologieunterstützten Lehre bietet. Mit der Evaluation der Akzeptanz dieser Formate im Rahmen einer längerfristigen Nutzung ist dieser innovative Ansatz für die digitale Lehre auch aus der Forschungsperspektive hochinteressant.

Den VR-unterstützen Lehrveranstaltungen schlossen sich begleitende Events des Betreuungsnetzwerks we4you in der virtuellen Lobby an. Dabei erwies sich die Technologie ebenfalls als sehr nützlich für die außercurriculare und interkulturelle Kommunikation zwischen den Studierenden und den Aufbau eines persönlichen Bezugs zum deutschen Studienstandort Ilmenau.

Die Befragungen der in der ersten Erprobungsphase beteiligten Studierenden in verschiedenen Fächern ergaben weitere Vorzüge des VEDIAS-Modells. Positiv bewerteten die Studierenden vor allem die Mehrfachbereitstellung von Lehrinhalten, weiß der Vizepräsident für Internationale Beziehungen und Transfer und Verantwortliche für den Studiengang Micro- und Nanotechnologies, Prof. Dr. Jens Müller:

Als erheblichen Mehrwert betrachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die Lehrinhalte mehrfach bereitgestellt werden können – etwa in Form einer hybriden Vorlesung und zusätzlich als separat aufbereitete Video-Streams von Vorlesungen, die permanent abgerufen werden können. Das trägt erheblich zum besseren Verständnis der Lehrinhalte und folglich zu einem größeren Lernerfolg bei.

Auch die ebenfalls erprobten kürzeren Video-Lektionen von 3 x 30 Minuten stellten sich bei der Studierendenbefragung als förderlich heraus, da den Studierenden damit mehr Zeit für die Nachbereitung bleibt, in der schwerer verständliche Inhalte nochmals und in kürzeren Sequenzen abgerufen werden können. Insgesamt zeigte sich, dass die Entwicklung qualitativ hochwertiger technischer Lösungen und deren Einbindung auf standardisierten Plattformen wesentlich für den Erfolg eines Digitalisierungsvorhabens wie VEDIAS ist. 

Die Lernerfahrungen aus dem 1. Projektjahr und dem begonnenen 2. Projektjahr sollen aufgegriffen und die Umsetzung des VEDIAS-Vorhabens weiter vorangetrieben und Lösungen für noch bestehende Herausforderungen gefunden werden. So zeigte sich auch, dass der Umgang mit virtuellen Lehrveranstaltungen, interaktiven Videos und Bildschirmexperimenten erst eingeübt werden muss und dass noch so gute Bildungstechnologien die Tätigkeit im Labor unter Umständen in praktisch ausgerichteten Studiengängen nicht komplett ersetzen können. Darüber hinaus wollen die Partner die Frage nach Nachhaltigkeit des Projekts stärker thematisieren. Um den Erfahrungsaustausch dahingehend zu ermöglichen, sollen verschiedene hochschulinterne und -übergreifende Gesprächsformate genutzt werden, beginnend mit dem Digital Teaching Day der TU Ilmenau, der am 29. März 2022 für alle interessierten Lehrenden und der Hochschulöffentlichkeit aus dem In- und Ausland zugänglich sein wird.

Nach der Ende 2022 anstehenden Projektevaluation entscheiden dann die zuständigen Gremien der TU Ilmenau, ob die Distanz-Studienangebote über das Angebot für die Matrikel 2022/23 hinaus weiter fortgeführt werden.

Interessierte an den digitalen Studienangeboten der beiden Masterstudiengänge „Communications and Signal Processing“ und „Media and Communication Science“ können sich hier bewerben:

Technische Universität Ilmenau

Studieninteressierte können weitere Informationen per E-Mail erhalten:

info.apply@tu-ilmenau.de

 

Kontakt

Dr. Diana Moehrke-Rasul

VEDIAS-Koordination, International Office TU Ilmenau