12.04.2021

DFG-Projekt: TU Ilmenau erforscht Konkurrenz zwischen Hochschulen

Studierende sitzen in großem Hörsaal© TU Ilmenau/Michael Reichel

Die Technische Universität Ilmenau startet am 01.05.2021 ein Forschungsprojekt, in dem sie die verschiedenartigen Konkurrenzsituationen untersucht, denen sich Hochschulen in Deutschland ausgesetzt sehen. Nicht nur Wissenschaftler konkurrieren um Forschungsprojekte und -gelder, auch die Hochschulen selbst stehen zunehmend im Wettbewerb um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende. Wie dieser dynamische Wettbewerb zwischen Hochschulen genau funktioniert und welchen Einfluss die verschiedenen Akteure dabei spielen, das erforschen nun drei Jahre lang die TU Ilmenau gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Forschungsprojekt ist Teil der neuen Forscher­gruppe „Multipler Wettbewerb im Hochschulsystem: Akteurskonstitution, Handlungskoordi­nation und Folgewirkungen“, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 520.000 Euro für drei Jahre gefördert wird.

Längst geht es im deutschen Hochschulsystem nicht mehr nur um den wissenschaftlichen Erfolg des einzelnen Forschers, im gegenseitigen Wettbewerb muss sich jede Hochschule als Ganzes besser und stärker positionieren. Hochschulen und Universitäten in Deutschland sehen sich einem immer stärkeren wirtschaftlichen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Sie müssen gegeneinander um die Ressourcen Drittmittel, Forscher, Transferprojekte und Studierende kämpfen. Der Wettbewerb ist also multipel: Jeder Einzelne nimmt an mehreren unterschiedlichen Wettbewerben teil und die Wettbewerbe finden auf verschiedenen Ebenen statt: unter Hochschulen einerseits und unter Forschern andererseits, aber auch auf hochschulpolitischer und auf landes- und bundespolitischer Ebene.

Porträtfoto Prof. Thomas GrebelTU Ilmenau/Foto Richter
Prof. Thomas Grebel, Leiter des Fachgebiets Wirtschaftspolitik der TU Ilmenau

Prof. Thomas Grebel, Leiter des Fachgebiets Wirtschaftspolitik der TU Ilmenau, und Prof. Uwe Cantner, Leiter des Fachgebiets Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, entwickeln gemeinsam ein Modell, das den multiplen Wettbewerb im Hochschulsystem beschreibt. Anschließend überprüfen sie es empirisch, also auf Basis von Erfahrungsdaten. Dabei fragen sie sich auch, welche Konsequenzen neu eingeführte Wettbewerbe auf die Hochschulen und die Akteure haben, etwa die Exzellenzinitiative des Bundes, in der nur die vermeintlich besten Hochschulen hohe Fördergelder erhalten, oder der Hochschulpakt 2020, eine Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern zur Verteilung von Studienanfängern auf die Hochschulen. Verlieren bei solchen Formaten kleine Hochschulen und gewinnen die großen? Wer kann sich überhaupt als Gewinner fühlen: die Hochschule mit den höchsten Fördergeldern oder die Universität mit den meisten Studierenden? Kommt es zu einer Spezialisierung? Welche Rolle spielt dabei die Hochschulpolitik der Länder und die des Bundes?       

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Forschung der Wirtschaftswissenschaftler aus Ilmenau und Jena mit 520.000 Euro für drei Jahre, von denen 231.000 auf Ilmenau entfallen. Innerhalb der Forschergruppe werden sich die Wissenschaftler Thomas Grebel und Uwe Cantner mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und der Soziologie austauschen, um die Ergebnisse der Teilprojekte disziplinübergreifend zu bewerten. Während sich das laufende Forschungsprojekt auf das deutsche Hochschulsystem konzentriert, möchten die beiden Wissenschaftler ihre Forschung im Rahmen der gesamten DFG-Forschergruppe auf die Positionierung der deutschen Hochschulen im internationalen Wettbewerb ausweiten.

Kontakt:

Prof. Thomas Grebel
Leiter Fachgebiet Wirtschaftspolitik
+49 3677 69-4032

thomas.grebel@tu-ilmenau.de