22.10.2021

„Green Shooting“

Kamera läuft! Egal ob Fernsehbeitrag, Kinofilm oder Musikvideo: Täglich wird in Deutschland gedreht – und dabei jede Menge Energie verbraucht. In der Film- und Fernsehbranche halten deshalb zunehmend nachhaltige Produktionsmethoden Einzug. „Eine Film- und TV-Produktion kann beispielsweise in den Bereichen Licht, Transport oder IT enorme Mengen an Treibhausgasen emittieren. Das muss sich ändern“, so Lisa Schirmer, Masterabsolventin der Medienwirtschaft mit dem Schwerpunkt Medienproduktion an der TU Ilmenau: „Denn Nachhaltigkeit muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen werden, vor der sich die Medienproduktion nicht verschließen darf. Auch sie sollte ihren Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten.“

Das Thema "Green Shooting", zu Deutsch „Grünes Drehen“, wird jedoch nicht nur aus Klimaschutz-Gründen immer bedeutender: Was bisher freiwillig geschah, zum Beispiel im Rahmen einer Gemeinsamen Erklärung zur Nachhaltigkeit in der Film- und Serienproduktion oder der Nachhaltigkeitsinitiative "100-Grüne-Produktionen" des Arbeitskreises "Green Shooting", soll künftig auch gesetzlich geregelt werden. So soll beispielsweise das Filmfördergesetz des Bundes umweltfreundliche Dreharbeiten ab dem kommenden Jahr verpflichtend machen. „Durch das föderale System in Deutschland gab es bislang keine einheitliche Umsetzungsstrategie für Green Shooting. Doch diese generationsübergreifende Aufgabe kann nur gelöst werden, wenn alle Akteure die gleichen Maßnahmen und Richtlinien umsetzen und Schnittstellenkompetenzen geschaffen werden“, erklärt Schirmer.

Preproduktionsphase im Zentrum einer „Green Production“

Porträtfoto Lisa Schirmer
Lisa Schirmer hat sich in ihrer Masterarbeit an der TU Ilmenau mit nachhaltiger Medienproduktion beschäftigt

Wo stecken dabei die größten Energie-Einsparpotenziale? Wie wirkt sich eine nachhaltige TV- und Filmproduktion auf den Medienproduktionsprozess aus? Und welchen Einfluss hat das „Green Shooting“ auf die Elemente Content, Technik und Organisation? Um das zu untersuchen, hat sich Lisa Schirmer im Rahmen ihrer Masterarbeit an der TU Ilmenau näher mit dem Thema auseinandergesetzt und leitfadengestützte Interviews mit Expertinnen und Experten aus der Medienbranche durchgeführt.

Die Untersuchung zeigt: Auch wenn bereits ein Umdenken in der deutschen Film- und TV-Produktionsbranche zu mehr Nachhaltigkeit stattgefunden hat, sind die Auswirkungen auf die einzelnen Produktionsphasen unterschiedlich ausgeprägt. „Besonders die Preproduktionsphase steht im Zentrum einer Green Production, da bestehende Workflows nachhaltig umgestellt werden müssen. Diese Umstellung bestehender Prozesse, die Wahl des Teams, die Priorisierung der Handlungsfelder oder die Kommunikation sind richtungsweisend für den Grad der Nachhaltigkeit einer Produktion“, so Schirmer: „Auch dem Berufsbild des Green Consultants wird eine Schlüsselrolle zuteil. Durch seine Unterstützung und Beratung am Set kann nachhaltiger produziert werden und es kann sogar Geld gespart werden.“

„Nachhaltiges Potenzial, das es auszuschöpfen gilt“

Als Beispiel für Maßnahmen Produktionsphase nennt Lisa Schirmer umweltbewusstes Catering oder die Verwendung nachhaltiger Produkte in der Maske. Die Postproduktion sei aufgrund des großen Stromverbrauchs wiederum vor allem durch die Umsetzung eines nachhaltigen Datenmanagements, Green IT sowie den Umstieg auf Öko-Strom, nachhaltige Rechner und nachhaltige Postproduktionshäuser geprägt. „Die Distribution“, so Schirmer weiter „hat bei einer Green Filming Production bisher nur wenig Beachtung erfahren, wobei das Engagement im Kinosektor positiv zu bewerten ist. Dennoch stellen auch die letzten beiden Produktionsphasen des Medienproduktionsprozesses ein nachhaltiges Potenzial dar, das es auszuschöpfen gilt.“

Alle Ergebnisse der Untersuchung haben Lisa Schirmer und Mathias Bauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Nutzerzentrierte Analyse von Multimediadaten, in einem Artikel in der aktuellen Ausgabe der FKT |Fachzeitschrift für Fernsehen, Film und elektronische Medienzusammengefasst:

Lisa Schirmer, Mathias Bauer: Nachhaltige Film- und Fernsehproduktion – Untersuchung der Auswirkungen auf die Medienproduktionsprozesse. In: Fachzeitschrift für Fernsehen, Film und elektronische Medien, Vol. 10, 2021, S. 31-36

Siehe auch

Lisa Schirmer: Nachhaltige TV- und Filmproduktion: Analyse der Auswirkungen auf die Medienproduktionsprozesse. Masterarbeit, Technische Universität Ilmenau, 2021.