. Wer wir sind und was wir tun
Die Auswirkungen von sich verändernden Rahmenbedingungen auf das wirtschaftliche Geschehen sowie die Wirkung von Einzelmaßnahmen im Unternehmens- und Staatssektor auf die Wirtschaftsordnung sind Untersuchungsgegenstand der Ordnungsökonomik. Dabei wird analysiert, welche Folgen für das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem insgesamt zu erwarten sind. Durch systemvergleichende Analysen können unterschiedliche Gestaltungsformen der Volkswirtschaften beschrieben werden. Solche mit stärkerer staatlicher Lenkung (einschließlich Protektionismus) und solche des stärkeren dezentralen marktwirtschaftlichen Wettbewerbs stehen sich hier gegenüber. Die Erforschung von Ordnungsfragen der Wirtschaft ist zudem durch vielfältige institutionelle Regeln erweitert und durch kulturelle, religiöse, politische und rechtsstaatliche Aspekte ergänzt worden.
Wirtschaftsordnungen bestehen aus der Summe von formalen und informalen Regeln des Wirtschaftens. Die Ordnungstheorie ist somit letztlich auf die Erforschung der Steuerungswirkungen, auf die rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen sowie die wirtschaftlichen Prozessabläufe ausgerichtet. Sie zielt auf der Grundlage des theoretischen und empirischen Wissens über die Zusammenhänge zwischen Ordnungsrahmen und Prozessabläufen auf die Gestaltung dieses Regelwerkes.
Bei der Erforschung von Ordnungsfragen der Wirtschaft werden zusätzlich Fragestellungen der politischen Ökonomie, der Verhaltensökonomie und zu Institutionen wie Kultur, Religion und anderen handlungsleitenden Werten behandelt. Eine zentrale Rolle spielt auch die Digitalisierung in allen Lebensbereichen, die ordnungstheoretisch und –politisch noch umfangreich zu erforschen ist.
Entstehungsgeschichte der MGOW
Wirtschaftlicher Systemvergleich besteht in der Frage nach ordnungspolitischen Alternativen von Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen. Er kann mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Systeme keineswegs als erledigt betrachtet werden. Nicht nur die Umgestaltung der ehemals sozialistischen Wirtschaftssysteme, sondern auch ordnungspolitische Entscheidungen in entwickelten und sich entwickelnden Marktwirtschaften bedürfen der wissenschaftlichen Untersuchung. Diesem Thema widmete sich die von Prof. Dr. K. Paul Hensel 1957 gegründete Forschungsstelle zum Vergleich wirtschaftlicher Lenkungssysteme der Philipps-Universität Marburg, deren Leitung nach Hensels Tod 1976 von Prof. Dr. Alfred Schüller übernommen wurde.
Angesichts zunehmend begrenzter finanzieller Mittel der Universitäten wurde es immer schwieriger, Forschungsarbeiten auf diesem wichtigen Gebiet zu publizieren. Aus diesem Grund haben Leiter und Mitarbeiter der Forschungsstelle, zusammen mit einigen der Ordnungsökonomik verbundenen Professoren des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften, am 23. Oktober 1993 die Marburger Gesellschaft für Ordnungsfragen der Wirtschaft e.V. gegründet.
Wichtigstes Ziel dieses als gemeinnützig anerkannten Vereins war und ist es, die ordnungsökonomische Forschungsarbeit zu unterstützen und ihre Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei ist die Förderung von Forschungsprojekten, Vortrags- und Seminarveranstaltungen von besonderer Bedeutung. Die Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern der Forschungsstelle ermöglichen darüber hinaus einen intensiven Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, der sowohl politische als auch privatwirtschaftliche Entscheidungsträger einbezieht.