Kommunikation und Journalismus in Krisen

v.r.n.l.: Daniel Schultheiß, Johanna Radechovsky, Nadine Steinmetz, Kathrin Schleicher, Andreas Schwarz, Jan Hollitze

Ilmenauer Oberbürgermeister und Chefredakteur der Thüringer Allgemeine sprachen mit Forscherinnen der TU Ilmenau über Politik und Medien in Krisenzeiten

Im Mittelpunkt der Gesprächsrunde während der Wissenschaftsnacht der TU Ilmenau Anfang Juli 2023 stand die Frage, was wir aus der Corona-Pandemie lernen und wie Politik, Medien und Bürgerschaft künftige Krisen besser bewältigen können. Neben dem Ilmenauer Oberbürgermeister, Dr. Daniel Schultheiß, und dem Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen, Jan Hollitzer, diskutierten die Wissenschaft­lerinnen Kathrin Schleicher vom Fachgebiet Medienwissenschaft der TU Ilmenau und Prof. Dr. Nadine Steinmetz von der Bergischen Universität Wuppertal.

Petra Enders, Landrätin des Ilm-Kreises, war ebenfalls unter den Gästen im gut besuchten Hörsaal. Das Publikum beteiligte sich mit Fragen und Kommentaren zu Themen wie Falschinformation und Verschwörungserzählungen während der COVID-19-Pandemie.

Ausgangspunkte des Gesprächs waren Ergebnisse aus zwei Forschungsprojekten der TU Ilmenau zur Risiko- und Krisenkommunikation in Pandemien. Schultheiß und Hollitzer gingen in ihren Beiträgen auf die Herausforderungen einer Megakrise wie die COVID-19 Pandemie für die lokale Behördenkommunikation und den regionalen Journalismus ein.

Die Ergebnisse einer Repräsentativbefragung aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte verdeutlichten, dass die Kommunen während der Pandemie mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert waren. Zeitdruck, improvisierte Maßnahmen auf kommunaler Ebene und unzureichende Vorlaufzeit für politische Vorgaben waren Hauptkritikpunkte. Die Kommunikation war uneinheitlich, und kommunale Behörden erhielten oft Informationen über politische Entscheidungen erst über die Medien.

OB Schultheiß betonte die positive Rolle sozialer Medien bei der Kommunikation mit der verunsicherten Bevölkerung, bestätigt aber auch die von Hollitzer erläuterten Probleme mit Fehl- und Desinformation. Daneben wurde die Bedeutung der Wissenschaftskommunikation erörtert, um wissenschaftliche Ergebnisse verständlich vermitteln zu können.

In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten MIRKKOMM-Projekt untersuchen Prof. Dr. Martin Löffelholz, Kathrin Schleicher und Johanna Radechovsky, wie die staatliche Risiko- und Krisenkommunikation in Deutschland verbessert werden kann. Die Informatikerin Prof. Dr. Nadine Steinmetz analysiert in dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten DECIPHER-Projekt, wie Bürgerschaft und Behörden in Deutschland, Europa und den USA während der Pandemie soziale Medien genutzt haben. Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Andreas Schwarz, der im DECIPHER-Konsortium ein Projekt zur Analyse der internationalen Medienberichterstattung über die Pandemie leitet.

Weitere Informationen und Kontakt:

DECIPHER:    https://www.tu-ilmenau.de/decipher

MIRKKOMM:   https://mirkkomm.de/