Internationale Forschungszusammenarbeit zur öffentlichen Wahrnehmung und Mediennutzung während der Corona-Krise

Virtuelles Meeting des Forschungsteams: Prof. Jens Wolling und Mira Rochyadi-Reetz vom EMPK, Dr. Eni Mulyani von der Padjadjaran University Bandung und Dr. Anna Agustina von der Pancasila University Jakarta

Die Forschungsgruppe EMPK führt ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Fakultät für Medien und Kommunikation der Universitas Padjadjaran (UNPAD) und der Universitas Pancasila (UP) in Indonesien durch. In beiden Ländern wurden repräsentative nationale Umfragen durchgeführt, um zu untersuchen, welchen Einfluss die Medien auf die öffentliche Wahrnehmung der Korona-Krise haben. Die Forschung in Indonesien baut auf den vom Forschungsteam des EMPK entwickelten Konstrukten und Indikatoren auf. Die Umfrage fand in beiden Ländern jeweils ca. 50 Tage nach Beginn der Pandemie statt. Dies bietet die Möglichkeit, die Daten aus beiden Ländern in vergleichender Perspektive zu analysieren.

Im Vergleich zur europäischen Situation ist die Infektionsrate mit dem Corona-Virus in Indonesien vergleichsweise niedrig. Bisher wurden etwa 25.000 positive Fälle festgestellt und etwa 1.400 Menschen starben an den Folgen des Corona-Virus. In Deutschland erreichte die Zahl der Infektionen inzwischen fast 185.000 mit mehr als 8000 Verstorbenen.

Trotz der geringen Zahl der Infektionen in Indonesien zeigen die repräsentativen Umfragen, dass die Indonesier die Corona-Krise als intensiver empfinden als die Deutschen. Mehr als 90% der Indonesier haben Angst, sich mit dem Virus zu infizieren, während weniger als 60% der deutschen Befragten Angst haben, sich anzustecken. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Wirtschaftskrisen. Mehr als 90% der Befragten in Indonesien stimmen zu, dass ihre wirtschaftliche Lage negativ beeinflusst wird, während weniger als 65% der deutschen Befragten dieser Aussage zustimmen.

Auch die Relevanz der Informationsquellen während der Krise war in beiden Ländern unterschiedlich: Die indonesischen Befragten verlassen sich mehr auf das Privatfernsehen (86%) als auf das öffentliche Fernsehen (57%), während in Deutschland mehr Menschen das öffentlich-rechtliche Fernsehen (71%) häufig nutzen, um sich über das Thema zu informieren, und die privaten Anbieter von einer kleineren Gruppe genutzt wird (53%). Die Umfragen zeigen auch, dass mehr Indonesier (65 %) als Deutsche (43 %) häufig die Websites und sozialen Medien der Regierung nutzen, um sich über Corona zu informieren. Diese vorläufigen Ergebnisse werfen die Frage auf, wie sich die Unterschiede zwischen den Ländern erklären lassen. Als mögliche Erklärungsansätze werden Merkmale der wirtschaftlichen Situation, des Gesundheitswesens, des politischen und des Mediensystems von den Forschern diskutiert.

Das Forschungsteam hat bereits erste Ergebnisse der Umfragen in Indonesien und Deutschland veröffentlicht und in beiden Ländern eine positive Medienberichterstattung erhalten. Zurzeit bereiten beide Teams gemeinsame Veröffentlichungen vor.