Bürgercampus: „Der gedichtete Himmel“ – Eine Geschichte der Romantik

Mit der Aufklärung und der intellektuellen Mündigkeit gegen- über traditionellen Glaubenslehren kam zugleich die Nostalgie: die Trauer über den Verlust an Ganzheitlichkeit im Denken und Leben. Die Romantik schaffte hier Abhilfe, ohne rückwärts zu gehen: Sie erschuf einen neuen Himmel, der keiner metaphysischen Absicherung bedarf. Das gelang durch einen neuen Stil: Er macht Transzendenz als Produkt der Einbildungskraft bewusst, ohne sie dadurch zu entwerten. Anders gesagt: Romantik ist die aufgeklärte Einsicht in die Lebenswirksamkeit der Einbildungskraft - und damit das beste Mittel gegen jeden weltanschaulichen Fundamentalismus. Nach der Aufklärung wurde sie dadurch zum zweiten entscheidenden Impuls der europäischen Moderne.

Referent Stefan Matuschek ist seit 1996 Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, seit 2018 Sprecher des DFG-Gradu- iertenkollegs „Modell Romantik“ und seit 2019 ehrenamtlich Präsident des Vereins Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V. Der Vortragstitel ist zugleich der Titel eines Buches, welches Prof. Matuschek im Jahre 2021 bei C.H. Beck in München veröffentlichte.