Bürgercampus: Die Jenaer Erklärung von 2019: „Rassismus macht Rassen“

Der Körper des Menschen macht ihn zu einer der variantenreichsten Spezies auf der Erde. Doch körperliche Unterschiede wie Hautfarbe, Augen- oder Schädelform wurden und werden auch dazu benutzt, um Rückschlüsse auf die Abstammung der Menschen zu ziehen und damit Rassismus zu schüren. Unter Verweis auf ihre Rasse wurden über Jahrhunderte hinweg ganze Menschengruppen verfolgt, versklavt oder ermordet. So führte der menschliche Hang zu kategorisieren und zu hierarchisieren im Laufe der Geschichte zu ungeheurem menschlichen Leid.

Doch die Einteilung der Menschen in Rassen ist nicht haltbar, so die Kernaussage der „Jenaer Erklärung“. Die wissenschaftliche Stellungnahme, die 2019 im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft in Jena veröffentlicht wurde, stellt die These auf, dass es für die Verwendung des Begriffs der Rasse im Zusammenhang mit menschlichen Gruppen keinerlei biologische Begründung gebe: „Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung“, so die Schlussfolgerung.

In seinem Vortrag im Rahmen des TU Ilmenau Bürgercampus‘ beleuchtet Prof. Uwe Hoßfeld, Biologiehistoriker und Biologiedidaktiker an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Geschichte der biologischen Anthropologie vor und nach der Evolutionstheorie des Naturforschers Charles Robert Darwin aus dem 19. Jahrhundert. Er tut dies auch mit Blick auf seinen Vorgänger an der Universität Jena, den heute umstrittenen Gelehrten und Evolutionsbiologen Ernst Haeckel, der mit seinen Ideen des Rassismus und der Eugenik im 20. Jahrhundert als Wegbereiter der Rassenkunde und „Rassenhygiene“ im Nationalsozialismus gilt. Am Ende seines Vortrags ordnet Prof. Uwe Hoßfeld schließlich die Jenaer Erklärung, die von führenden Wissenschaftlern aus den Bereichen Evolutionsforschung, Genetik und Zoologie verfasst wurde und maßgeblich die Gesetzesänderung zur Streichung des Begriffs „Rasse“ aus dem deutschen Grundgesetz beeinflusste, in die aktuelle Forschungslandschaft ein.

Referent: apl. Prof. Dr. Uwe Hoßfeld, FSU Jena

Eintritt: 5€