Videointerview mit Marcus Schwarz
Marcus Schwarz traf sich mit dem Alumni Faces Team in München. Er hat von 2013-2017 in Ilmenau Elektrotechnik studiert. Anschließend hat er in München seinen Master in Robotics gemacht und arbeitet jetzt seit fast einem Jahr als Data Scientist. Noch oft denkt er an die Ilmenauer Studentenzeit zurück und erklärt uns im Interview, weshalb das Studentenleben in Ilmenau so viel besser ist als in München.
Interview mit Jens Möbius
"Das Studium legt den Grundstein fürs Leben und es ist eben nicht das Ende, sondern erst der Anfang"
Jens Moebius, Diplom Elektrotechnik, 1984 - 1989
Studium
Zum einen die sehr gute Lehre, die man vermittelt bekommt, wie ich später im Berufsleben mitbekommen habe, was und wie manche Sachen anderen gelehrt wurden. Zum anderen natürlich auch das Studentische. Das Zusammensein. Wir sind dann auch noch regelmäßig in die Clubs gegangen am Wochenende. Und dass ich über dem D-Club gewohnt habe, hat für so manche schlaflose Nächte gesorgt. Zudem meine Kommilitonen, meine Seminargruppe, die Nummer 306-84 und die Internationalität, die selbst zu DDR Zeiten sehr, sehr groß war. Das verbinde ich alles mit Ilmenau.
Ich komme aus Erfurt und habe dort mein Abitur gemacht und Ilmenau war das naheliegendste. Dresden wäre vielleicht noch in den Sinn gekommen, aber die 40 Minuten Fahrzeit waren ausschlaggebend. Zudem sind von meinen damaligen Klassenkameraden aus der Abiturklasse, alle nach Ilmenau gegangen, die ein technisches Studium gemacht haben.
Ich war immer gut in Mathe, Physik, Chemie, also in den Schulfächern, die nahe eines technischen Studiums liegen und hatte eigentlich nie Zweifel, dass es das richtige oder das falsche sein könnte. Wobei ich sagen muss, das war damals noch zu den Zeiten, da war das noch nicht üblich Zweifel zu haben, bei dem was man tut, wofür man sich mal entschieden hat. Letztlich war ja da der Lebensweg schon etwas vorgegeben (DDR). Es gab halt einfach nicht die Möglichkeiten, die es heute gibt.
Ein Highlight aus meinem Leben ist, ich bin durch eine Prüfung gefallen. Das war im Marxismus-Leninismus, das gibt es also heute nicht mehr, das war aber damals ein fester Bestandteil des Grundstudiums. Mit derselben Konsequenz, dass wenn man durch die erste Wiederholungsprüfung fällt, dann hat es noch eine zweite Wiederholungsprüfung gegeben und sonst wäre das Studium zu Ende gewesen. Unabhängig von den Noten in anderen Fächern. Ich dachte halt ich kann das so ein bisschen aus dem Ärmel schütteln, am Ende war es nicht so und dann musste ich mich also wirklich hinsetzen und habe dann das Kapital von Karl Marx studiert und auch Bücher zur Interpretation des Kapitals gelesen, weil die Prüfung um dieses Thema ging und letztlich habe ich dann die erste Wiederholungsprüfung mit einer 2.0 bestanden, was natürlich vollkommen ausreichend ist (lachen). Hat mir also ein großen Stein vom Herzen genommen.
Arbeit
Wir hatten damals im siebten Semester ein halbjähriges Praktikum in einem Industriebetrieb. Ich war damals in Erfurt, das damalige Reparatur Werklager Zetkin, da habe ich halt Ingenieurarbeit gemacht. Und die haben mir dann eine Stelle angeboten und letztlich bin ich dann dort gelandet. Also nach dem Studium gab es für mich keinen Grund über etwas anderes nachzudenken oder mich woanders zu bewerben. Das hat gut zu meinen Lebensumständen gepasst mit der Familie und dann bin ich wieder zurück nach Erfurt und habe da 1989 die Arbeit bekommen. Danach, ja dann kam die Wende und im Herbst '89 ging der große Umschwung los. Ich hatte das Glück, dann bei der Firma bleiben zu können. Die Firma wurde damals dann 1990 von Siemens übernommen, und ich bin dann bis 2005 in Erfurt geblieben. Siemens hatte da eine Fabrik für Energieerzeugung. Dann war ich Konstruktionsleiter für Turbogeneratoren. Bin dann 2005 für anderthalb Jahre nach Mühlheim an der Ruhr gegangen, da ist das Stammwerk von Siemens für Kraftwerkstechnik und danach war ich dann von 2006 bis 2009 in Shanghai und Wuhan. Ein Jahr in Wuhan, zwei Jahre in Shanghai, aber damals war Corona noch weit weg. Und frühere Kollegen aus Erfurt von mir, die waren dann in der Schweiz, bei der ALSTOM AG und haben mir eine Stelle angeboten und dann bin ich 2009 von China in die Schweiz gewechselt. Hab dann auch den Arbeitgeber gewechselt, bin dann auch zu ALSTOM gekommen. War dann im Projektmanagement für Generatortechnik tätig und 2016 sind wir von Elektra übernommen worden und jetzt bin ich bei General Electric.
Mein Arbeitstitel lautet CYCLE PRODUCTIVITY und ich bin zuständig für Optimierungsprojekte in verschiedenen Servicefabriken, wo wir den Service für Kraftwerkstechnik machen. Die Fabriken sind auf der ganzen Welt, bloß nicht in der Schweiz. Also ich bin da quasi mit Microsoft Teams global unterwegs. Wäre aktuell nicht Corona, so würde ich viel rumreisen.
Am liebsten erinnere ich mich immer zurück an meine erste Stelle, die ich in Erfurt hatte. Das ist vielleicht ein bisschen die Verklärung der Vergangenheit. Ansonsten jede Veränderung im Arbeitsleben hat natürlich auch zu Veränderungen im persönlichen Lebensumfeld geführt. Mit dem Arbeitsplatzwechsel, eben auch eine Veränderung des Wohnortes. Das was mir in Erinnerung bleibt, ist auch wenn es schwer war, am Ende ist alles gut gekommen. Jede Veränderung hat Aufwand bedeutet, hat Unsicherheit bedeutet, aber am Ende ist es einfach gut gekommen. Überall habe ich mich eingelebt, man muss auch natürlich ein bisschen den Anspruch haben, sich auch woanders einleben zu wollen und letztlich hat sich das also für mich positiv entwickelt. Ich will nicht nur auf das monetäre abzielen, das ist natürlich das eine, dass sich mit jeder Veränderung auch einkommensmäßig Entwicklungen ergeben, aber es ist auch noch dann eben das Umfeld. Man lernt neue Menschen kennen, man lernt neue Sichtweisen kennen, und das denke ich, ist eine sehr große Bereicherung.
Erinnerungen
Also ich war damals im Bergsteiger- bzw. Kletterverein. Ich glaube, das sollte es heute auch noch geben. Und wir sind dann halt immer zum Hermannstein nach Manebach gepilgert und haben dort geklettert. Jedenfalls war das einer der Lieblingsorte.
Also zum Teil mit klettern. Leider war es halt so, das damals, also man hatte als Student im allgemeinen kein Fahrzeug zur Verfügung, sodass man eben auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen war. Von Ilmenau wegzukommen, war dann immer schon sehr schwierig damals, also nach Erfurt brauchte man über eine Stunde. Wir waren deshalb hauptsächlich in Thüringen unterwegs. Klettern dann manchmal in der Sächsischen Schweiz. Das waren so die Highlights, ansonsten in die Clubs zu gehen. Ich denke das ist so das übliche studentische Leben.
Mit den Leuten aus der Seminargruppe habe ich jetzt nichts mehr zu tun, aber mit zwei oder drei anderen Kommilitonen, die ich während des Studiums kennengelernt habe, mit denen habe ich noch Kontakt.
Mir fällt immer ein Spruch ein, den wir hatten, das war „Entweder es regnet oder die Schranken sind zu.“ Also da ist ja der Bahnhof und wenn man zum Bahnhof laufen musste, dann musste man immer über die Schranken laufen. Also ich verbinde immer Ilmenau mit blau, wie Wasser. Es hat häufig geregnet.
Sich bewusster für seinen Studiengang zu entscheiden. Wobei mit dem Alter um die 20 wirklich schon bewusst einschätzen zu können, was man später mal im Leben machen will, das ist sicherlich schwierig. Aber die Entscheidung bewusst zu treffen ist sicherlich, was jeder Student machen sollte. Letztlich habe ich mich dann, wahrscheinlich auch nicht sehr bewusst, für Elektrotechnik entschieden. Aber ich habe das nie bereut, Elektrotechnik studiert zu haben. Der Einblick in das, was man wirklich tut, ist letztlich erst mit dem Praktikum gekommen, in der Firma damals. Und halt dann mit dem Arbeitsleben selber.
Das Studium legt den Grundstein für's Leben und es ist eben nicht das Ende, sondern erst der Anfang. Selbst wenn man das Studium abgeschlossen hat, ist das erst der Anfang für das zukünftige Leben. Das Leben hält so viele Veränderungen und Überraschungen bereit, die man im Laufe der Zeit erkennt. Das Studium ist wichtig, aber es ist nicht das, was am Ende des Lebens besteht. Das, was man draus macht, Chancen, die man ergreift oder nicht ergreift und das sind dann die Entwicklungen, die dann wirklich noch kommen. Das Studium legt nur die Grundlage dafür.