Media Event Online-Vorträge 2022

Avatare in Gebärdensprache – the next big thing? Europäisches Forschungsprojekt «EASIER»

Was ist das Ziel des Forschungsprojekts und wohin führt dieses?
Menschen, welche von Geburt an vollständig gehörlos sind, verständigen sich primär mittels Gebärdensprache. Für sie ist Lesen und Schreiben oft schwierig – es ist für sie wie eine Fremdsprache. Im Projekt «EASIER» soll ein vollautomatisiertes Übersetzungs- und Kommunikations-Tool entwickelt werden, welches tauben und hörenden Menschen die barrierefreie Kommunikation und Interaktion in Gebärdensprache ermöglicht. Das Tool wird so zu einer barrierefreien Verbindung zwischen Unternehmen/Organisationen und Gehörlosen, z. B. beim Kontaktpunkt auf Unternehmens-Websites. Der Workflow des Tools übersetzt beispielsweise eine Video-Anfrage in Gebärdensprache in Textform, damit die Text-Antwort von hörenden Menschen wieder automatisch via Avatar in Gebärdensprache übersetzt und übertragen wird. Dabei analysiert und berücksichtigt die Forschung die Emotionen und geschlechtsspezifischen Aspekte in der Sprachtechnologie von sieben Gebärdensprachen und sechs Lautsprachen. Das Forschungsprojekt hat eine Projektlaufzeit von 2021 bis 2023.

Referenten:
Robin Ribback (Leiter Innovation bei SWISS TXT) präsentiert das Forschungsprojekt gemeinsam mit Michaela Nachtrab (Abteilungsleiterin Business Development Accessibility) und Luca Marra (Projektleiter Innovationprojekte Accessibility).

Seit einigen Jahren ist SWISS TXT, die Tochter und Multimedia-Kompetenzzentrum der SRG SSR (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft), in nationale und europäische Forschungs- und Entwicklungsprojekte in den Bereichen ihrer Kernkompetenzen «Digital Media Operation (DMO)» und «Barrierefreiheit/Accessibility» eingebunden. Es handelt sich um Projekte mit einer Laufdauer von 2 bis 5 Jahren. Dabei konzentriert sich SWISS TXT auf die angewandte Forschung.


 

NetBox - eine Open Source Software zur Verwaltung und Dokumentation von Infrastruktur in IT und Broadcast?

Die Infrastruktur im Broadcastbereich wird zur IT - oder ist es schon. Das bedeutet, sehr viele Kabel, Patchfelder, Racks, Geräte und IP-Adressen verwalten zu müssen. NetBox ist eine leistungsfähige Alternative zu den riesigen Excel-Listen oder Plan-PDF-Dateien, die aktuell oft verwendet werden. Die Software ist Open Source und für die Verwaltung der Systeme in Rechenzentren gemacht. Damit ist sie auch für die Infrastruktur eines Funkhauses als Werkzeug zur Dokumentation sehr interessant. Mit NetBox lassen sich IP-Netze und Netzwerkstrukturen logisch abbilden. Technikstandorte und Racks lassen sich modellieren und Geräte mit all ihren Anschlüssen anlegen. Kabelwege können über Patche hinweg nachverfolgt werden.

Aktuell wird NetBox vor allem im IT- und Rechenzentrumskontext eingesetzt. Als zentrale Datengrundlage können dabei mit einfachem Web-Zugriff und Rechteverwaltung Abläufe vereinfacht und Fehler vermieden werden. Wie sich die Ansätze und Methoden auf den Broadcastbereich übertragen und wie sich bestehende Dokumentationen übernehmen lassen soll Thema des Vortrags sein.

Alexander Votteler hat beim Aachener Internetprovider RelAix NetBox eingeführt und wird über das System und seine Erfahrungen berichten.


 

HDBaseT - Robuste High-Speed Konnektivität über Low-Cost Infrastruktur

Arno Distel, Valens

Moderation: Prof. Hans-Peter Schade, Klaus Sandig, FKTG

HDBaseT ist ein globaler Standard für die gemeinsame Übertragung von unkomprimiertem UHD Video und Audio, Ethernet, USB, Kontrollsignalen und Stromversorgung über ein einziges Kabel auch über größere Distanzen. Es kommt in vielen Anwendungsbereichen wie Professional AV, Automotive, Medical, Industrial zum Einsatz.

Der Vortrag zeigt nach einem einleitenden Überblick über HDBaseT die technischen Kniffe auf, die zur Lösung der Anforderungen notwendig sind und bringt typische Anwendungsfälle von HDBaseT zur Sprache. Darüber hinaus werden Vergleiche zu IP basierten Übertragungsverfahren erläutert und wie sich die diversen Standards ergänzen können.


 

Fehlersuche in SMPTE ST 2110 Netzwerken

Ralf Herrmann, Telestream LLC

Moderation: Prof. Hans-Peter Schade, Jürgen Burghardt, FKTG

SMPTE ST 2110 ermöglicht es, unkomprimierte Video-, Audio- und Datenströme in Echtzeit innerhalb von IT Netzen zu verwalten und bietet im Vergleich zu klassischen SDI-Netzen eine wesentlich höhere Flexibilität sowie eine bessere Skalierbarkeit. Die Prinzipien aus der IT Technologie, die bei der SMPTE ST 2110 Signalübertragung zum Tragen kommen, führen jedoch zu einer wesentlich höheren Komplexität und Vielschichtigkeit. Dies wiederum erschwert die Fehlersuche. Um Fehler zielstrebig eingrenzen zu können, sollte man die Vorgänge bei der Übertragung von Medien über das IT Netzwerk verstehen. Zudem sollten Betreiber von SMPTE ST 2110 Netzen geeignete Strategien entwickeln, um auftretende Probleme innerhalb des Mediennetzwerks schnell ausfindig zu machen. Echtzeitfähige SMPTE ST 2110 Messgeräte können die Fehleranalyse vereinfachen und beschleunigen. Darüber hinaus können Überwachungssysteme eingesetzt werden, um die Einhaltung von SLAs (Service Level Agreements) zu kontrollieren und das Auftreten von potentiellen Fehlern proaktiv zu melden, so dass diese zeitnah behoben werden können.

Im Vortrag werden die grundlegenden Konzepte von ST 2110 erläutert und Möglichkeiten zur Überwachung sowie Messung von Medienströmen bzw. der PTP (Precision Time Protocol) Referenz im IP-Video Netzwerk aufgezeigt.


 

Anwendungen des SRT-Protokolls

Lucas Gödel, Media Mobil GmbH

Die Anwendung des Secure Reliable Transport Protokoll bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt 2021

Das Secure Reliable Transport Protocol (SRT) ist ein Video-Streamingverfahren auf Basis des User Datagram Protocol (UDP), welches die Bildübertragung über das öffentliche Internet mit geringer Latenz ermöglicht. Durch seine zuverlässige Fehlerkorrektur basierend auf der ARQ und FEC ergibt sich eine seiner niedrigen Latenz. So wurde das Übertragungsverfahren bei den Landtagswahlen angewendet, um die bisherigen RNS-Leitungen zu ersetzten. Das Betriebssystem spielt in dem Fall keine Rolle. Zudem erfordert ein Stream mit dieser Methode keine zusätzlichen Hardware-Encoder oder Decoder. Auch wird kein umfangreiches informatorisches Wissen vorausgesetzt. Der Versuch lässt sich aus diesen Gründen sogar in den eigenen vier Wänden mit geringem Aufwand nachträglich durchführen. Abschließend werden alle eventuell offenstehenden Fragen zum Inhalt des Webinars diskutiert.