Vom Thüringischen Technikum zur Technischen Universität

Historisches Bild einer Dampfmaschine in einer HalleArchiv TU Ilmenau
Das Thüringische Technikum mit der Maschinenhalle

Die TU Ilmenau blickt auf eine lange Tradition in der Ausbildung von Ingenieuren zurück. Sie begann am 3. November 1894 mit der Eröffnung der von Eduard Jentzen begründeten privaten Bildungseinrichtung Thüringisches Technikum, in der Ingenieure der Elektrotechnik und des Maschinenbaus ausgebildet wurden. Der damals noch sehr junge Stellvertreter Jentzens, der spätere langjährige Direktor Prof. Georg Schmidt, war beeindruckt vom Aufschwung der Elektrizität und schwärmte zur Eröffnung des Technikums:

"Es gibt keine Naturkraft, welche so modulationsfähig ist wie die Electrizität, denn es ist ein leichtes, sie in alle Formen der Energie umzugestalten; bald verwenden wir sie als Kraft, bald als Wärme, bald als Licht, bald als Magnetismus, bald als chemisch wirkenden Strom."

Historisches Gebäude der TU IlmenauArchiv TU Ilmenau
Faradaybau, 1926

Im Stadtzentrum von Ilmenau entstand 1895 die Keimzelle der heutigen Universität: das Alte Technikum, heute Curiebau, und 1926 das Neue Technikum, der heutige Faradaybau. Heute sind der Curie- und der Faradaybau Sitz der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften mit den Instituten für Mathematik und für Physik. Im selben Jahr 1926 erfolgte die Umbenennung in „Ingenieurschule Ilmenau“. Direktor wieder: Prof. Georg Schmidt. Neben Elektrotechnik und Maschinenbau wurden die Ingenieurstudenten nun auch in Automobil- und Flugzeugbau, Dampfmaschinenbau, Brückenbau und Rundfunktechnik ausgebildet. Seit 1947 staatliche Einrichtung, hieß die Ingenieurschule Ilmenau ab 1950 „Fachschule für Elektrotechnik und Maschinenbau“.

Eröffnung der Hochschule für Elektrotechnik durch Gründungsrektor Prof. Hans Stamm 1953Archiv TU Ilmenau
Erster Rektor der TU Ilmenau mit Amtskette am Rednerpult

Mit der Gründung der Hochschule für Elektrotechnik als Spezialhochschule im Jahr 1953 unter Leitung von Prof. Hans Stamm begann die akademische Ausbildung von Diplom-Ingenieuren. Der Lehrbetrieb startete mit nicht mehr als 268 Studentinnen und Studenten. Nun auf Elektrotechnik, Elektromaschinenbau und Feinmechanik/Optik spezialisiert, war die HfE in fünf Fakultäten untergliedert:

  • Technische Grundwissenschaften
  • Mathematik und Naturwissenschaften
    (seit 1954/55: Technische Grundwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften)
  • Starkstromtechnik
  • Schwachstromtechnik
  • Feinmechanik/Optik (seit 1954/55)
  • Technologie/Ingenieurökonomie (seit 1956/57)
Historisches Bild eines Wissenschaftlers an einem RötgengerätArchiv TU Ilmenau
Institut für Röntgentechnik

In den Folgejahren begründete die HfE eine ganze Reihe international anerkannter Lehr- und Forschungsgebiete: die elektromedizinische und radiologische Technik als Vorläuferin der heutigen Biomedizintechnik, die digitale Netzberechnung, die theoretische Elektrotechnik sowie die Regelungstechnik und Kybernetik. Neue Linien der Ilmenauer Ingenieurausbildung waren die Elektrochemie, die Elektrowärme- und Galvanotechnik, die Technische Optik und die Lichttechnik.

Historisches Foto einer GroßbaustelleArchiv TU Ilmenau
Logistik des Baugeschehens auf dem Campus, ca. 1960

1956 begann der erste große, zehn Jahre dauernde Bauabschnitt auf dem „neuen“ Campus Ehrenberg, wenige Kilometer von der Innenstadt Ilmenaus entfernt. Der Kirchhoffbau, der Helmholtzbau und die ersten Studentenwohnheime entstehen. 1963 erhielt die Hochschule für Elektrotechnik den Status einer Technischen Hochschule. An die Stelle der fünf Fakultäten traten 1968/69 vier interdisziplinäre Sektionen:

  • Elektrotechnik (ET)
  • Technische und biomedizinische Kybernetik (TBK)
  • Informationstechnik und Theoretische Elektrotechnik (INTET)
  • Konstruktion und Technologie der Elektronik und der Feingerätetechnik (KONTEF)
     

1973 kamen die folgenden neu gegründeten Sektionen und Institute hinzu:

  • Gerätetechnik (GT)
  • Physik und Technik elektronischer Bauelemente (PHYTEB)
  • Mathematik, Rechentechnik und ökonomische Kybernetik (MARÖK)
  • Institut für Informationswissenschaft, Erfindungswesen und Recht (INER)
  • Institut für Marxismus/Leninismus (ML)

Das Studienprofil wurde von den Grundstudienrichtungen Elektroingenieurwesen und Mathematik geprägt. Neue Gebiete fanden Eingang in die Lehre: die Mikroelektronik und die Informations- und Automatisierungstechnik, die Glas-, Keramik- und Plasmatechnik und die Neuroinformatik. Hohe Anerkennung fanden die Biomedizinische Technik und die mathematischen Arbeiten zur linearen Optimierung sowie zur Graphentheorie.

 

Mit dem politischen Umbruch 1989/90 wurde die TH Ilmenau grundlegend neu organisiert. 1992 erhielt sie den Status als Technische Universität, die sich in fünf Fakultäten gliederte:

  • Elektrotechnik und Informationstechnik
  • Automatik und Informatik
  • Maschinenbau/Feinwerktechnik
  • Mathematik und Naturwissenschaften
  • Wirtschaft, Rechts- und Sozialwissenschaften (seit 1991/92)
 
Luftbild des Campus der TU IlmenauArchiv TU Ilmenau
Luftbild des Campus, 2001

Als zentrale Einrichtungen wurden das Universitätsrechenzentrum, die Universitätsbibliothek, das Universitätssprachenzentrum, das Universitätssportzentrum sowie das Patentinformationszentrum und Online-Dienste (PATON) gegründet, das heute als Landespatentzentrum Thüringen bekannt ist. 2002 kam als weitere zentrale Einrichtung das Zentrum für Mikro- und Nanotechnologien hinzu, 2009 das Energietechnische Zentrum.

 

Mit einem zweiten großen Bauabschnitt auf dem Universitätscampus ab 1999 entstanden zahlreiche hochmoderne Funktionsbauten wie der Humboldtbau, heute das zentrale Lehr- und Veranstaltungsgebäude mit dem Auditorium Maximum, der Newtonbau und die Sporthalle.

 

Im Zuge des „Bologna-Prozesses“ wurde das Studium an der TU Ilmenau ab 2005 neu organisiert und die bisherigen Diplomstudiengänge auf die Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt.

Universitätsgeschichte(n)

Nähere Informationen zur Universitätsgeschichte, zu herausragenden Ereignissen, Personen und Geschichten sowie zum Universitätsalltag im Wandel der Zeit finden Sie auf der Website des Universitätsarchivs.