Aktuelle Projekte
Die Mehrzahl aller geophysikalischen und ingenieurtechnischen Konvektionsprobleme ist dadurch gekennzeichnet, dass deren laterale Ausdehnung die Höhe der Fluidschicht um ein Vielfaches übersteigt. Nach wie vor ist allerdings der Fokus experimenteller und numerischer Arbeiten zum konvektivem Wärmeübergang auf Problemstellungen gerichtet, bei denen dieses sogenannte Aspektverhältnis eher klein, d. h. kleiner oder gleich eins ist. Dies hängt insbesondere damit zusammen, dass man vergleichbar hohe Rayleigh-Zahlen in Laborexperimenten unter anderem durch eine große vertikale Ausdehnung der Versuchsanordnung erreicht, welche in der Regel nicht beliebig durch eine laterale Erweiterung kompensiert werden kann. Diesem Umstand ist es auch geschuldet, dass phänomenologische Theorien zum konvektiven Wärmetransport, die in der Regel auf einer eindimensionalen Modellvorstellung ohne eine laterale Begrenzung basieren, bis heute experimentell nur eingeschränkt evaluiert werden konnten. Messungen des Wärmetransports und der thermischen Dissipationsrate in Experimenten mit hohem Aspektverhältnis (und hoher Rayleigh-Zahl) tragen dazu bei, diese Einschränkungen zu überwinden. Dies wollen die Antragsteller auch im Folgeprojekt aufgreifen und im sogenannten „Ilmenauer Fass“ beide Größen bei Aspektverhältnissen gleich oder größer als acht und bei Rayleigh-Zahlen bis 10^{12} messen. Im Vergleich zum Vorgängerprojekt, bei dem die zeitlich gemittelten Größen im Vordergrund standen, soll im hier beantragten Projekt der Fokus auf deren zeitlicher Dynamik liegen. Aus direkten numerischen Simulationen (DNS) von Scheel und Schumacher [J. Schumacher and J. D. Scheel. Extreme dissipation event due to plume collision in a turbulent convection cell. Phys. Rev. E 94, 043104 (2016)] ist bekannt, dass insbesondere die thermische Dissipationsrate zeitlich und auch lokal extrem starken Schwankungen unterliegt. Dies soll nun erstmalig auch im Experiment nachgewiesen werden. Da Messungen potentiell einen deutlich längeren „Beobachtungszeitraum“ als vergleichbare DNS abbilden können, wird auch die statistische Unsicherheit der Messdaten wesentlich kleiner ausfallen. Ein zweiter Schwerpunkt der Arbeiten soll der folgenden Fragestellung gewidmet sein: Wie repräsentativ sind lokale, zeitgemittelte Messwerte in turbulenter Rayleigh-Bénard Konvektion für die jeweilige horizontale Ebene, wenn sie nur an einer einzigen Position gemessen wurden. Für Aspektverhältnisse kleiner oder gleich eins, ist diese Fragestellung in der Vergangenheit bereits untersucht und negativ beantwortet worden. Für große Aspektverhältnisse, bei denen der Einfluss der Seitenwand nur auf einen kleinen, äußeren Bereich der Fluidschicht beschränkt ist, wollen dies die Antragsteller anhand von lateral verteilten Messungen der thermischen Dissipationsrate, also letztendlich der Verteilung des lokalen, turbulenten Wärmestromes im hier beantragten Folgeprojekt klären.
Fördermittelgeber: DFG
Zeitraum
01.10.2022 - 31.12.2023
Bearbeiter:
Abgeschlossene Projekte

In der bodennahen atmosphärischen Grenzschicht bilden sich in flachem Terrain unter konvektiven Bedingungen häufig intensive Wirbel mit vertikaler Achse. Diese sind unter dem Namen Staubteufel bekannt und es wird vermutet, dass sie signifikant zur Produktion von kontinentalem Aerosol beitragen. Über den Ursprung und die Eigenschaften dieser atmosphärischen Wirbel ist bis heute immer noch sehr wenig bekannt. In ihrer natürlichen Umgebung sind sie messtechnisch nur sehr schwierig zu erfassen, da stationäre Sensoren nur eine ungenügende Datenbasis liefern und Fernerkundungsverfahren eine zu geringe Auflösung haben. Für die numerische Simulation derartiger Strukturen werden Modelle benötigt, die einerseits die großen Skalen der atmosphärischen Grenzschicht, aber andererseits auch die kleinen Skalen der dissipativen Prozesse abbilden. Dies war bis heute noch nicht möglich, obwohl in Large Eddy Simulationen (LES) mittlerweile Simulationsgebiete mit mehr als einer Milliarde Gitterpunkten und 2 m Gitterweite berechnet werden können. |
Ziel des vorliegenden Projektes ist die Durchführung von systematischen numerischen Studien, die erstmalig von Laborexperimenten begleitet werden. Sie sollen die Mechanismen aufdecken, unter denen Staubteufel entstehen und wie sie zum vertikalen Transport von Wärme und Staub in der Atmosphäre beitragen. Auf der Basis des in den vergangenen Jahren am Institut für Meteorologie und Klimatologie der Leibniz Universität Hannover entwickelten Simulationspaketes PALM (PArallelized LES Model) sollen sowohl LES als auch Direkte Numerische Simulationen (DNS) durchgeführt werden. Parallel dazu werden am Institut für Thermo- und Fluiddynamik der Technischen Universität Ilmenau Laborexperimente im acht Meter hohem und sieben Meter durchmessendem Konvektionsexperiment „Ilmenauer Fass“ durchgeführt. In diesem klassischen Rayleigh-Bénard-Experiment, in dem eingeschlossene Luft von unten beheizt und von oben gekühlt wird (ähnlich wie in der Atmosphäre), wurden in der Vergangenheit unter bestimmten Bedingungen schon mehrfach intensive Wirbel mit vertikaler Achse beobachtet. Diese sollen im Rahmen des Projektes messtechnisch erfasst und charakterisiert werden. Die dabei gewonnenen Daten erlauben erstmalig einen Vergleich und eine Verifizierung der DNS in einem Bereich der Rayleighzahl bis 10^12. Die geplanten LES-Studien für eine atmosphärische Grenzschicht werden Rayleigh-Zahlen bis 10^18 erreichen und damit Die Übertragbarkeit der Ergebnisse der DNS- und Laborexperimente auf die Atmosphäre gewährleisten. Zur Beseitigung derzeitig noch vorhandener Limitierungen in der numerischen Auflösung der Simulationen soll im oberflächennahen Bereich mittels eines Modellnesting-Verfahrens die Gitterweite bis auf 0.1 m reduziert werden. Ebenfalls gelöst werden soll das Problem der Identifizierung der sich bewegenden Wirbel innerhalb der extrem großen LES-Datensätze sowohl während der Entstehungsphase als auch im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung/Fortbewegung.
Fördermittelgeber: DFG
Zeitraum
01.01.2018 - 31.05.2022
Partner:
Leibniz Universität Hannover, apl. Prof. Dr. Siegfried Raasch
Bearbeiter:
Klima und Wetter auf der Erde werden maßgeblich durch thermische Konvektionsströmungen beeinflusst, die sich in vergleichsweise flachen Fluidschichten, wie der Erdatmosphäre oder den Erdmeeren ausbilden. Diese und viele andere natürliche und technische Konvektionsströmungen weisen ein Aspektverhältnisse Γ – das ist das Verhältnis von lateraler zu vertikale Ausdehnung – von einigen Tausend auf. Phänomenologische Theorien zum konvektiven Wärmetransport basieren auf dieser Annahme und treffen Vorhersagen, die streng genommen nur für derartige, lateral unendlich ausgedehnte Systeme gültig sind. Die experimentelle und numerische Evaluierung dieser Theorien erfolgt jedoch insbesondere im Bereich hoher Rayleighzahlen nahezu ausschließlich in Geometrien mit einem Aspektverhältnis kleiner oder gleich eins, bei dem die Seitenwände einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Strömungsfeld und damit auch auf den turbulenten Energietransport haben. Im beantragten Projekt sollen deshalb der konvektive Wärmestrom und die Dissipationsrate in turbulenter Rayleigh-Bénard- Konvektion („Ilmenauer Fass“) bei großem Aspektverhältnis und gleichzeitig hoher Rayleighzahl gemessen werden. Erstmalig soll dabei der konvektive Wärmestrom an den Oberflächen von Heiz- und Kühlplatte direkt und ohne den Einfluss von seitlichen Wänden gemessen werden. Dies ist ein deutlicher, qualitativer Fortschritt gegenüber bisherigen Messungen, bei denen diese Größe in der Regel aus der in das System eingespeisten Heizleistung ermittelt wird. Ergänzend dazu wollen die Antragsteller mittels einer miniaturisierten Sonde mit vier ultrakleinen Thermistoren in einer kartesischen Anordnung auch die thermische Dissipationsrate messen. Aufgrund der Größe der experimentellen Anlage, das „Ilmenauer Fass“ misst sieben Meter im Durchmesser, können auch die kleinsten dissipativen Strukturen im Bereich der Kolmogorov Längenskala \eta=1,1mm und der Kolmogorov-Zeitskala \tau_eta=76ms aufgelöst und phänomenologische Skalentheorien zum Wärmetransport direkt validiert werden. Als besonderes Highlight des Projektes ist geplant, dass „Ilmenauer Fass“ mit Schwefelhexafluorid zu füllen und damit erstmalig bei einem Aspektverhältnis von \Gamma=8 Rayleighzahlen in der Größenordnung von Ra=10^11 zu erreichen.
Fördermittelgeber: DFG
Zeitraum
01.10.2017 - 31.07.2021
Bearbeiter:
Webseite:http://www.euhit.org
Zeitraum: 1.4.2013 - 31.3.2017
Was ist EuHIT?
EuHIT ist eine Vereinigung, deren Ziel darin besteht, hochspezialisierte, experimentelle Anlagen auf dem Gebiet der Turbulenzforschung in eine Europäischen Infrastruktur zu integrieren. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Turbulenzforschung gestärkt und eine gemeinsame Wissensbasis aufgebaut werden.
Wer sind wir?
Derzeit gehören EuHIT 21 Partnerinstitutionen aus 10 Europäischen Ländern an. Die Basis des Konsortiums bilden 14 "cutting-edge" Turbulenzexperimente, die von den Mitgliedern betrieben und anderen Wissenschaftlern für eigene Forschungen zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt wird vom Max-Plack-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Person von Herrn Prof. Eberhard Bodenschatz koordiniert. Er wird von einem Steering Committee unterstützt und von der Vollversammlung der Mitglieder beaufsichtigt.

Zur Messung der Geschwindigkeit in großskaligen Zirkulationsströmungen und speziellen Anwendungen in der Konvektionszelle “Ilmenauer Fass” wird ein dreidimensionales „Particle-Tracking-Velocimetry“ (PTV) Verfahren weiterentwickelt.
Um Strömungen mit optischen Messverfahren erfassen zu können, sind künstlich zugefügte Partikel (Tracer) notwendig. Ein bewährtes Hilfsmittels, um transparente Gasströmungen sichtbar zu machen, sind heliumgefüllte Seifenblasen, die der Strömung nahezu schlupffrei folgen können. Allerdings ist der Einsatz gewöhnlicher Seifenblasen aufgrund ihrer kurzen Lebensdauer (1-2 Minuten) stark eingeschränkt. Zur Untersuchungen turbulenter Konvektionsströmungen sind jedoch Messreihen in der Größenordnung von einigen zehn Minuten bis zu mehreren Stunden notwendig.
Eine mögliche Lösung dafür kann in der Anwendung einer speziellen Blasenflüssigkeit liegen, die zur Produktion langlebiger, dichteneutraler stabiler Seifenblasen („Stubbles“) eingesetzt wird. „Stubbles“ sind stabile Blasen, die sich anfassen, stapeln und verketten lassen. Auf der Grundlage eines vorhandenen Labormusters wird ein Prototyp zur Erzeugung der stabilen Seifenblasen weiterentwickelt und optimiert. Nach der Erprobung des Stubbles-Generators wird ein geeignetes Bildaufnahmesystem mit 4 Digitalkameras und ein Volumenbeleuchtungssystems aufgebaut und erprobt.
Fördermittelgeber: EuHIT - European High Performance Infrastructures in Turbulence
Zeitraum
01.04.2013 - 31.03.2017
Bearbeiter:
Die überregionale DFG-Forschergruppe (FOR 1182) "Wandnahe Transport- und Strukturbildungsprozesse in turbulenten Rayleigh-Bénard-, Taylor-Couette und Rohrströmungen" wurde am 24.10.2012 von der DFG positiv begutachtet und startete am 01.03.2013 in ihre zweite Förderperiode.
Informationen zum Projekt
Teilprojekte:
RB-1: Experimentelle Untersuchung wandnaher Transport- und Strukturbildungsprozesse in turbulenter Rayleigh-Bénard-Konvektion
RB-2: Numerische Untersuchung wandnaher Transport- und Strukturbildungsprozesse in turbulenter Rayleigh-Bénard-Konvektion
TC-1: Experimentelle Untersuchungen des Turbulenzübergangs und der Transportprozesse in turbulenten Taylor-Couette Strömungen
TC-2: Transport und Strukturbildung in der Taylor-Couette-Strömung: Theorie/Simulation
RS-1: Experimentelle Untersuchungen der Kinematik und Dynamik von transitionalen durch optimierte Störungen erzeugte Strömungsstrukturen in einem Rohr
RS-2: Transport und Strukturbildung in der Rohrströmung: Theorie/Simulation
Fördermittelgeber: DFG
Zeitraum
01.03.2013 - 28.02.2016
Partner:
BTU Cottbus, Prof. Dr. C. Egbers
Universität Marburg, Prof. B. Eckhardt
Universität Erlangen, Prof. M. Avila, Dr. Ö. Ertunc
IST Austria, Prof. B. Hof
Bearbeiter:
- Dr. Ronald du Puits
- Prof, A. Thess
- Dr. C. Resagk
- Prof. J. Schumacher
Zeitraum:
01.03.2013 - 28.02.2016
Zusammenfassung: |
Die Beschreibung turbulenter Strömungen ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen in den Ingenieurwissenschaften und der klassischen Physik. Die großen räumlich-zeitlichen Fluktuationen und die starken Kopplungen zwischen Strukturen auf verschiedenen Längen- und Zeitskalen limitieren die in vollständig aufgelösten Rechnungen heutzutage erreichbaren Strömungsgeschwindigkeiten und stellen besondere Anforderungen an die Modellierung der Turbulenz. Nur in Idealfällen sind exakte Aussagen möglich, wie etwa bei der von Kármán-Howarth-Gleichung für die Geschwindigkeitskorrelationen in homogener isotroper Turbulenz oder bei den oberen Schranken an die Energiedissipation in einfachen Strömungsgeometrien. Die Wechselwirkungen zwischen Strukturen auf vielen Größenordnungen dominieren insbesondere in der Nähe von festen Wänden, wie sie bei praktisch allen Strömungen auftreten. Ausgehend von Prandtls Grenzschichtüberlegungen, verfeinert um Symmetrieüberlegungen, sind wichtige Aussagen über die mittleren Geschwindigkeitsprofile erzielt worden. Allerdings führen bei der Berechnung globaler Transportgrößen, wie etwa dem Wärmestrom bei der thermischen Konvektion am Turbulenzforschungsgerät ”Ilmenauer Fass“, Unsicherheiten in den Profilen und Skalenexponenten leicht zu Variationen in den Vorhersagen um mehrere Größenordnungen. |


Der Wärmetransport von einer festen Oberfläche zu einem angrenzenden Fluid ist für eine Vielzahl von natürlichen und technischen Strömungsprozessen relevant. Obwohl die physikalischen Grundlagen des konvektiven Wärmeüberganges seit fast 100 Jahren mit hoher Intensität studiert werden, sind wir von einem umfassenden Verständnis der dabei ablaufenden Vorgänge noch weit entfernt.
Am Großgerät ”Ilmenauer Fass“, einer weltweit einzigartigen Anlage, an der turbulente Konvektionsströmungen mit unerreichter räumlicher und zeitlicher Auflösung studiert werden können, soll in diesem Projekt die Rolle kohärenter Strukturen beim konvektiven Wärmetransport untersucht werden. Eine Momentaufnahme einer derartigen, komplexen Strömungsstruktur an der Oberfläche einer beheizten Aluminiumplatte wurde mittels Strömungsvisualisierung eingefangen und ist in nachstehender Abbildung zu sehen.
Der besondere Ansatz in der DFG-Forschergruppe FOR 1182 besteht nun darin, mathematische Analogien zur Beschreibung der Transportprozesse in turbulenter Rayleigh-Bénard-Konvektion, Taylor-Couette-Strömung und Rohrströmung zu nutzen, um die globalen Skalierungseigenschaften des turbulenten Transportes wie auch die lokalen dynamischen Prozesse in der Nähe der fester Wände vergleichend zu untersuchen. Nachstehendes Schema zeigt in einer qualitativen Übersicht die strömungsphysikalischen Analogien in den drei Modellströmungen.
Erste Ergebnisse, die einen Einblick in die wandnahe Strömungsstruktur in turbulenter Rayleigh-Bénard-Konvektion liefern, sind im unten stehenden Video zusammengefasst. Die Visualisierung zeigt, dass auch schon bei niedrigen Rayleighzahlen die Strömung in der so genannten Grenzschicht im Gegensatz zur allgemeinen Annahme nicht gleichmäßig und laminar sondern extrem instabil und komplex ist.
Ansprechpartner:Dr. Ronald du Puits

Bestimmung des lokalen Wandwärmestromes mittels Infrarotthermografie
Thermische Konvektion ist ein allgegenwärtiger Prozess in unserem Alltag. Die klimatischen Bedingungen in unseren Breiten werden zum Beispiel einerseits durch warme feuchte Luftmassen über den Azoren beeinflusst, die uns heiße Sommertage bescheren, und anderseits durch kalte trockene Luftmassen aus nördlichen Gefilden, die im Winter für eine klirrende Kälte sorgen. Die zugrunde liegenden Vorgänge basieren auf der Erwärmung von kalter Luft über Meerwasser oder Landmassen und der Abkühlung in größeren Höhenlagen. Dieser Mechanismus, der thermische Konvektion genannt wird, wird systematisch in Rayleigh-Bénard Konvektionszellen erforscht, in denen ein Temperaturgefälle ähnlich dem in der Atmosphäre erzeugt wird. Von zentralem Interesse ist dabei der vertikale Wärmetransport bewegter Fluidpakete entgegen der Erdanziehungskraft.
Mit den hier vorgestellten Grundlagenuntersuchungen in einer rechteckigen Konvektionszelle ist erstmalig die Messung von hochaufgelösten Wärmestrombildern gelungen (siehe obere Abbildung). Hierzu wurde eine dünne Schicht mit bekannter Wärmeleitfähigkeit auf die beheizte Bodenplatte aufgetragen, wobei ihre Oberfläche der Temperatur der Strömung folgt (siehe Schema). Bei der Untersuchung dieser Schicht mittels einer Infrarotkamera wird die Oberflächentemperatur bestimmt, wobei eine Verteilung des Wandwärmestromes durch die Fourier'sche Beziehung für die Wärmeleitung berechnet werden kann. In Kombination mit Messungen des lokalen Strömungsfeldes (kleine Abbildung im unteren Schema) zeigte sich, dass beim Auftreffen der Hauptströmung auf die Bodenplatte zwei gegenläufige Wirbel entstehen. Infolge dieser guten Durchmischung wird der Wandwärmestrom lokal erhöht, welches deutlich als roter Fleck im Wärmestrombild erkennbar ist. Im weiteren Verlauf der Strömung kommt es zur Bildung einer Grenzschicht, wobei konvektive und diffusive Wärmetransportprozesse maßgebend sind. Schließlich steigt die erwärmte Luft auf und lokalisierte heiße Luftpakete, sogenannten Plumes, lösen sich von der Bodenplatte.
Turbulente thermische Konvektion tritt bei zahlreichen Strömungsprozessen in Natur und Technik auf. Wegen ihres hohen Turbulenzgrades und ihrer geometrischen Komplexität lässt sich diese Strömungsform nur sehr ungenau vorhersagen. Dies ist unter anderem auf ungenügendes Wissen über die genaue Struktur des Temperaturfeldes in den thermischen Grenzschichten zurückzuführen. Mit dem Großgerät "Ilmenauer Fass" steht an der TU Ilmenau eine weltweit einzigartige Turbulenzforschungsanlage zur Verfügung, mit der dieser Mangel überwunden werden kann. Ziel des vorliegenden Projektes ist es, die Struktur der beiden horizontalen thermischen Grenzschichten in dem von unten beheizten und von oben gekühlten zylindrischen Luftvolumen des Ilmenauer Fasses mit bislang unerreichter räumlicher und zeitlicher Auflösung zu vermessen. Zu diesem Zweck sollen für variable Rayleigh-Zahlen und Aspektverhältnisse an mehreren Punkten der Heizplatte die Profile von Temperatur, Temperaturschwankung, Skewness und Kurtosis gemessen und systematisch mit analogen Messungen an der Kühlplatte verglichen werden. Diese Untersuchungen sind dank einer im Jahre 2005 als DFG-Großgerät bewilligten Präzisionsheizplatte möglich geworden. Sie werden methodisch durch den Einsatz eines neuartigen Mikrotemperatursensors bereichert, der eine um fast zwei Größenordnungen bessere räumliche Auflösung als in bisherigen Temperaturmessungen erlaubt. Fördermittelgeber: DFG Zeitraum Partner: Universität Oldenburg, Prof. Dr. A. Kittel Bearbeiter:
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Die 3D Particle Tracking Velocimetry (PTV) ist ein Strömungsmessverfahren, bei dem mehrere Kameras die Bewegung von Tracerpartikeln in einem Beobachtungsvolumen aufnehmen und daraus das momentane Geschwindigkeitsfeld rekonstruieren. Diese Technik wurde bisher nur in relativ kleinen Messvolumina und vorwiegend in Flüssigkeiten angewendet. --- Prinzip des 3D PTV Verfahrens Das 3D PTV Verfahren ist eine flexible Technik zur Bestimmung von zeitaufgelösten, räumlichen Geschwindigkeitsfeldern, die durch geeignete Partikel visualisiert werden. Durch die Aufnahme und Auswertung einer Bildsequenz können Partikelbahnen rekonstruiert werden. --- Phase I: Testzelle "Ilmenauer Modellraum" Die ersten Forschungsarbeiten fanden in einer rechteckigen Zelle mit den Maßen (L/B/H) 4,2 m x 3,0 m x 3,6 m statt. Dabei wurden die einzelnen Komponenten des 3D PTV Systems getestet und anschließend Validierungsmessungen mit Modellströmungen durchgeführt. Kameras Beleuchtung Partikel Als dichte-neutrale Partikel setzen wir mit Helium gefüllte Seifenblasen ein. Für dessen Herstellung wurde an der TU Berlin von der Gruppe von Prof. Müller ein Blasengenerator entwickelt, der in der Lage ist, über mehrere Stunden eine ausreichende Menge von Blasen herzustellen. Phase II: "Ilmenauer Fass" In Vorbereitung! Fördermittelgeber: DFG Zeitraum Partner: TU Dresden, Prof. Dr. H.-G. Maas, DI T. Putze Bearbeiter:
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Im Ergebnis der ersten Bewilligungsperiode stehen mit dem Großgerät Ilmenauer Fass, mit einem neuentwickelten pseudospektralen Simulationsprogramm sowie mit einer außerhalb der DFG-Förderung aufgebauten kleinen Wasserzelle drei leistungsfähige Werkzeuge zur Untersuchung turbulenter thermischer Konvektion zur Verfügung. Diese sollen in der zweiten Antragsperiode dazu herangezogen werden, das Verständnis statistischer Eigenschaften der turbulenten Geschwindigkeits- und Temperaturgrenzschichten sowie kohärenter Strukturen voranzutreiben. Dies erfolgt durch eine Kombination aus (i) hochauflösenden lokalen Geschwindigkeits- und Temperaturmessungen am Ilmenauer Fass für variable Rayleigh-Zahl und variables Aspektverhältnis, (ii) numerischen Direktsimulationen von Konvektion in Anwesenheit von Scherströmungen an der Universität Bayreuth, (iii) Visualisierung kohärenter wandnaher konvektiver Strukturen in einer Wasserzelle an der Universität Göttingen. Die Verflechtung der drei Arbeitsgruppen untereinander sowie mit den anderen Arbeitsgruppen des Paketantrages kommt durch die Auswertung der Ilmenauer Daten in Göttingen und Oldenburg, durch den Einsatz der in Oldenburg und Ilmenau entwickelten Mikrosensoren am Ilmenauer Fass sowie durch die Anwendung des Simulationsprogramms zur Berechnung kohärenter Strukturen in der Göttinger Wasserzelle zum Ausdruck. Fördermittelgeber: DFG, Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Stadt Langewiesen Zeitraum Partner: Universität Bayreuth, Prof. F. Busse Bearbeiter:
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