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Created on: Fri, 26 Apr 2024 23:18:39 +0200 in 0.0359 sec


Wollenschläger, Daniela;
Lernziel: Medienkompetenz : eine empirische Analyse kompetenzfördernder Maßnahmen im Handlungsfeld Schule. - 111 S Ilmenau : Techn. Univ., Diplomarbeit, 2006

Ziel meiner Diplomarbeit war es, herauszufinden, in welchem Maße kompetenzfördernde Maßnahmen zur Vermittlung von Medienkompetenz in Thüringer Schulen angewendet werden. Dafür war es zunächst notwendig, hinführend zu der Begriffsexplikation von Medienkompetenz, den Begriff des Mediums, seine Bedeutung unter der pädagogischen Perspektive und verschiedene Kompetenzansätze darzustellen. Die Zusammenführung der Begrifflichkeiten zu dem Begriff der Medienkompetenz führte über die Erläuterung anerkannter Medienkompetenzkonzepte von Dieter Baacke, Gerhard Tulodziecki und Dieter Spanhel. Zu der Ausdifferenzierung von Tulodziecki und Spanhel habe ich ihre Modellversuche vorgestellt, die kompetenzfördernde Maßnahmen für die schulische Medienerziehung vorschlagen und ihre praktische Anwendbarkeit evaluieren. Die Auseinandersetzung mit den theoretischen und praktisch-evaluierten Dimensionen von Medienkompetenz führte zu dem Ergebnis, dass die Vermittlung von Medienkompetenz im Sinne einer umfassenden Medienbildung verstanden werden muss und sich auf alle Medien (Sprache und Literatur, visuelle Medien, audiovisuelle Medien, Massenmedien und neue elektronische, digitale Medien) beziehen muss. So wichtig wie die Debatte über die Bestimmungsgrößen der Medienkompetenz ist, so wichtig ist die Präzisierung von Maßnahmen, wie diese zu vermitteln ist. Dass zum heutigen Bildungsauftrag der Schule die Vermittlung von Medienkompetenz gehört, ist unumstritten und wird hinlänglich in einschlägigen Rahmenschriften und Empfehlungspapieren beschrieben. Um Medienkompetenz zu fördern und auszubilden, wird die Integration schulischer Medienerziehung und didaktischer Medienverwendung in der Schule gefordert. In diesem Zusammenhang kommen speziell auf die Lehrkräfte an deutschen Schulen vielfältige Aufgaben und Anforderungen zu, die Vermittlung von Medienkompetenz, in der Mehrschichtigkeit des Begriffes, in den Unterrichtsalltag zu integrieren. Von Lehrerinnen und Lehrer werden bei dieser Vermittlungsaufgabe ganz unterschiedliche Kenntnisse und Fertigkeiten gefordert. So zum Beispiel eine Einschätzung darüber, an welchen Punkt sie Schülerinnen und Schüler bei den Vermittlungsanstrengungen abholen können. Hierzu gehört auch die Auffassung darüber, was Medienkompetenz ausmacht und wo die Vermittlungsziele liegen. Und schließlich werden Kenntnisse im Umgang mit den Medien und deren angemessener Einsatz im Unterricht verlangt. Spanhel und Tulodziecki fassen diese Aspekte unter dem Begriff medienpädagogische Kompetenz als medienpädagogische Maßnahme zusammen. Zusammenfassend schlägt Tulodziecki weitere Maßregeln vor, die für die Vermittlung von Medienkompetenz förderlich sind: Dazu gehören eine hinreichende schulische Medienausstattung, didaktische Medienverwendung im Unterricht, Auseinandersetzung mit den Medienerfahrungen der Lernenden, produktive Medienarbeit sowie offene und projektorientierte Unterrichtsformen, die zeitliche und auch räumliche Grenzen auflösen können. Spanhel äußert sich zusammenfassend ähnlich und fordert ebenfalls eine medienpädagogische Kompetenz der Lehrkräfte, aktive Medienarbeit, die die Alltagswelt der Schülerinnen und Schüler mit den schulischen Lerninhalten verbindet sowie einen kontinuierlichen und intensiven Medieneinsatz. Wiewohl Medienerziehung nicht vollständig an die Verfügbarkeit des gesamten Medienensembles gebunden ist, ist doch ohne hinreichende Medienausstattung eine angemessene und alle Dimensionen umfassende Förderung von Medienkompetenz nicht möglich. - Aus der theoriegeleiteten Analyse der Aspekte und Maßnahmen zur Vermittlung und Förderung von Medienkompetenz nach Gerhard Tulodziecki und Dieter Spanhel folgere ich: Wenn Mediennutzer lernen ihre eigene Argumentation sowie die eigenen Bedürfnisse zu überprüfen und zu hinterfragen, dann ist ein großer Schritt getan, ein medienkritisches Bewusstsein auszubilden. Aufgrund dessen kann man schon allein Medienkritik fördern, indem Lehrkräfte Schüler auffordern, darüber nachzudenken, warum sie sich dieses oder jenes gerne anschauen, Alternativen dem Schüler aufzeigen, so dass die Schüler angeregt werden, ihr Medienhandeln zu reflektieren. Zudem gilt es die Methode der kritischen Überprüfung zu fördern, so dass die aufgebauten Denkstrukturen und Bewertungsprozesse auch auf weitere Mediensituationen übertragbar werden und flexibel einsetzbar sind. Somit steht nicht nur Faktenwissen im Vordergrund, sondern eine Form von Methodenkompetenz hinsichtlich eines medienkritischen Handelns und Denkens. Wie kann nun konkret die Umsetzung einer medienkritischen Vermittlung aussehen? Nach Tulodziecki ist es notwendig, dass Lehrkräfte sich einen Überblick über außerschulisch erworbene Fähigkeiten und bereits vorhandenes Medienwissen sowie Interessen für medienbezogene Fragen der Heranwachsenden verschaffen. Denn wer sich für etwas interessiert, der ist häufig auch kompetenter in diesen Dingen und je mehr jemand über ein Medium weiß. Desto leichter fällt ihm die kritische Beurteilung. Zudem bedeutet der Erwerb von Wissen, dass man sich informieren muss. Informieren bedeutet verschiedene Medien abwechselnd zu konsultieren, unzuverlässige von zuverlässigen Quellen zu unterschieden und dementsprechend zu selektieren. Mit diesem Ansatz wird parallel eine interessen- und bedürfnisorientierte Mediennutzung gefördert. Werden etwa Schüler aufgefordert über ein bestimmtes Thema in verschiedenen Medien nachzuforschen, wird den Kindern und Jugendlichen quasi nebenbei gelehrt, welche Funktionen, etwa Information und Lernen sowie Unterhaltung und Kommunikationsaustausch, die jeweiligen Medien implizieren. Kinder und Jugendliche greifen aufgrund dieser medialen Erfahrungen auf die Medien zurück, welche am ehesten zur Bedürfnisbefriedigung beitragen. Erfolgreiche Arbeitsform zur Vermittlung von Medienkompetenzen ist eine Aufweichung des starren Fächerkanons, wie es Spanhel fordert, zugunsten integrierter Lernverfahren wie Projektunterricht. Nur dann wird es möglich, Medien vielfältig einzusetzen und zu thematisieren und vor allem produktiv und kreativ zu gestalten. Das eigene Produzieren macht die Strukturen von Medien am Besten transparent, da die Kompetenz, Medien, ihre Inhalte und Entwicklung beurteilen zu können, mit dem Wissen über Erfahrungen mit Produktionsbedingungen wächst. Obwohl in diesem Ansatz das eigene Medienprodukt im Vordergrund steht, wird trotzdem die medienkritische Fähigkeit, quasi nebenbei erlernt und steht nur für den Vermittler als Ziel im Vordergrund. Weiter sollten Kindern und Jugendlichen im spielerischen Umgang Kriterien vermittelt werden, die sie zur Beurteilung heranziehen. Man könnte sich zum Beispiel gemeinsam im Unterricht einen Film/ Video anschauen und im Nachhinein fragen, wie dem Schüler der Film gefallen hat. Dann fragt man nach spezifischen Kriterien, die die Kinder nicht angesprochen haben, etwa wie haben spezielle Szenen auf den Schüler gewirkt haben oder wie sie die Schauspieler fanden. Dadurch lernt das Kind unterschiedliche Maßstäbe für eine Bewertung heranzuziehen. Daneben gilt es mediale Tricks von Medien den Kindern zu offenbaren, so dass ihnen bewusst wird, dass Medien mit Reizen arbeiten, die nicht immer offenbar sind und die Wahrnehmung beeinflussen können. Ziel dieser Vorgehensweise ist, dass sich Kinder und Jugendliche die Fähigkeit aneignen zwischen Medien zu unterscheiden und sich der unterschiedlichen Einflüsse und Wirkungen der jeweiligen Medien auf die Wahrnehmung bewusst zu werden. Die ausdifferenzierten Maßnahmen zur Medienerziehung und Medienverwendung in der Schule bildeten die Ausgangslage für die Konzeption eines vollstandardisierten Fragebogens, mit dem Lehrerinnen und Lehrer schriftlich befragt wurden. Die Ergebnisse der Erhebung deuten auf medienerzieherische Aktivitäten insbesondere im Rahmen produktiver Medienarbeit hin. Für die vorliegende Arbeit wird konstatiert, dass Lehrer sich durchaus bewusst sind, dass die Vermittlung von Medienkompetenz in den Schulalltag integriert werden muss, wollen sie ihrer Bildungsaufgabe nachkommen und gerecht werden, aber kaum Raum sehen zur stetigen Verwendung und Thematisierung von Medien. An dieser Stelle ist insbesondere die Leitung der Schulen gefordert, im Rahmen der medienpädagogischen Konzeptentwicklung, Freiräume zu schaffen. - Als wichtige Aspekte von Medienkompetenz sehen die Pädagogen, die Medien und Medienangebote differenziert beurteilen sowie die Wirkungen der Medien durchschauen zu können. Effektive Maßnahme dafür ist die kritische Auseinandersetzung mit Medien und Medienangeboten im Unterricht zum Beispiel die Thematisierung von Fernsehwerbung. Aber eher selten reden die Lehrkräfte im Unterricht mit ihren Schülerinnen und Schülern über Gelesenes, Gehörtes und Gesehenes. Ebenso selten setzen sich die Lehrkräfte mit den Medienerfahrungen ihrer Schülerinnen und Schüler auseinander. Schulische Medienerziehung findet an Thüringer Medienschulen vorwiegend im Rahmen einzelner Medienprojekte statt, also punktuell. Der Medieneinsatz im Unterricht ist als eher asymmetrisch zu charakterisieren. Die regelmäßige Medienverwendung beschränkt sich vor allem auf Medien als Hilfsmittel zur Unterrichtsgestaltung. Massenmedien werden unregelmäßig im Schuljahr eingesetzt und damit auch kaum als Unterrichtsgegenstand, sondern hauptsächlich in Projekten thematisiert. Überwiegend erwerben die befragten Lehrerinnen und Lehrer ihre medienpädagogischen Kompetenzen in schulinternen Fortbildungen sowie in Eigeninitiative über Mitglieder des persönlichen Umfeldes. Im Rahmen der Konzeptentwicklung ist an dieser Stelle ein Organisationsrahmen für die Fortbildung der Pädagogen zu gewährleisten, um eine dauerhafte Fortbildung der medienpädagogischen Kompetenz der Lehrkräfte zu fördern. Kompetenzfördernde Maßnahmen, um einen systematischen Aufbau von Medienkompetenz im Handlungsfeld Schule zu gewährleisten, werden an den untersuchten Schulen im Rahmen von produktiver Medienarbeit angewendet. Damit wird die Ausbildung von Medienkompetenz angestrebt, dennoch findet eine integrative Medienerziehung, die eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Medien in allen Unterrichtsfächern postuliert, kaum Anwendung. Experten sind sich einig, dass Kompetenz im Umgang mit den vielfältigen Medienangeboten und der Informationstechnologie heute zu den grundlegenden Fähigkeiten zählt, die die moderne Gesellschaft ihren Bürgern abverlangt. Neben den genannten inhaltlichen und konzeptionellen Gründen hierfür kann man auch von einem starken Druck ausgehen, der von den Schülerinnen und Schülern ausgeht, die mit ihrer Mediennutzung und ihrer bereits erworbenen Medienkompetenz vielen Lehrkräften teilweise überlegen sind. Das bedeutet nicht, dass die Lehrerinnen und Lehrer die Fertigkeiten der Heranwachsenden übertreffen müssen. Sie müssen vielmehr die Medienkompetenz und die beschriebene medienpädagogische Kompetenz erwerben, die es ihnen ermöglicht, die Medienkompetenz ihres Klientels auszubilden. Die Schule als Institution wird sich zunehmend noch mehr mit der Vermittlung von Medienkompetenz beschäftigen müssen. Dies resultiert schon aus den Anforderungen, die an sie gerichtet sind. Die Frage wird sein, ob für die Schule ein tragfähiges Gesamtkonzept der Vermittlung von Medienkompetenz entwickelt und umgesetzt werden kann. Die positiven und Erfolg versprechenden Modellversuche haben gezeigt, dass die Umsetzung eines integrativen medienpädagogischen Konzepts in Schule und Unterricht gleichzeitig ein Schulentwicklungsprojekt ist. Nur wenn es gelingt, Schule grundlegend zu verändern und, gerade in Bezug auf die Medien, die Alltags- und Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen viel stärker einzubeziehen, wird Medienpädagogik in der Schule dauerhaft Erfolg haben.



Kutscher, Stephanie;
Vergleich zwischen den Mediensystemen Deutschlands und Portugals: Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Fernsehsyteme. - 136 S Ilmenau : Techn. Univ., Diplomarbeit, 2006

Mediensysteme sind komplex und lassen sich, vor allem durch meist umfangreiche rechtliche Vorgaben und staatliche Einflüsse, in den wenigsten Fällen auf Anhieb erfassen. Ein Vergleich des eigenen mit anderen Mediensystemen lohnt sich dennoch, denn es werden neue und interessante Einblicke und Erkenntnisse dadurch möglich, vielleicht sogar ein besseres Verständnis des eigenen Systems. Für einen Vergleich ist es unerlässlich, sich zunächst intensiv mit den zur Debatte stehenden Mediensystemen auseinander zu setzen, um der Fülle Komplexität gerecht zu werden. Um einen sinnvollen Einblick in das System zu erhalten und es zu verstehen, müssen auch historische, politische und kulturelle Einflüsse berücksichtigt werden. - In der vorliegenden Diplomarbeit werden die Fernsehsysteme Deutschlands und Portugals miteinander verglichen. Ziel ist zum einen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Fernsehsysteme herauszuarbeiten und zu analysieren. Zum anderen soll die Frage beantwortet werden, welche Möglichkeit es gäbe, die Vergleichbarkeit von Mediensystemen mittels eines Kategoriensystems zu vereinfachen. - Schwerpunkt der Betrachtung ist der Bereich Regulierung und Aufsicht; auch Public Service und privates Fernsehen werden im Detail betrachtet. Dazu werden zunächst beide Fernsehsysteme dargestellt und am Ende gegenübergestellt. Aus der Analyse der Systeme ergeben sich zudem die Grundlagen für das Kategoriensystem, das beispielhaft am Bereich des Public Service angewendet wird. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass die Gemeinsamkeiten der beiden Systeme eher oberflächlicher Natur sind. Deutliche Unterschiede sind in der politischen Unabhängigkeit und Staatsferne zu erkennen. Für den Bereich des Public Service wird dieses Ergebnis durch das Kategoriensystem bestätigt, was für die Effektivität des Instruments spricht.



Willborn, Stella;
Die Europäische Union kommuniziert - am Bürger vorbei? : eine Analyse der Informationsquellen zur EU-Verfassung durch die Bürger. - 109 S Ilmenau : Techn. Univ., Diplomarbeit, 2006

Titel: Die Europäische Union kommuniziert. Am Bürger vorbei? - Untertitel: Eine Analyse der Nutzung von Informationsquellen zur EU-Verfassung durch die Bürger. - Forschungsfrage: Die aktuelle Kommunikationsstrategie der Europäischen Union zielt darauf ab, die Bürger stärker in die weitere Entwicklung der EU einzubeziehen. Die EU-Verfassung ist im Hinblick auf die Zukunft der Europäischen Union von großer Bedeutung und stellt somit für die Bürger Europas ein wichtiges Thema dar, wenn diese Teil einer europäischen Diskussion sein sollen. Tatsächlich aber ist die Mehrheit der Bevölkerung nicht oder nur mangelhaft über die EU-Verfassung informiert. Dieses Informationsdefizit steht im Mittelpunkt meiner Diplomarbeit. Es geht darum, eine der möglichen Ursachen, nämlich das Informationsverhalten der Bürger, zu untersuchen. Die Forschungsfrage lautet also: Über welche Informationskanäle informieren sich die Bürger über die EU-Verfassung? -Vorgehen: Der erste Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen politischer Public Relations und der Rezeption von politischer Information. Politische Öffentlichkeitsarbeit wird hier als eine Form strategisch politischer Kommunikation verstanden und kann daher von anderen Formen (z.B. dem Wahlkampf) abgegrenzt werden. Nachdem somit die Angebotsseite von politischer Public Relations fokussiert wurde, geht es im Weiteren darum, wie politische Information durch die Bürger rezipiert wird. Hier werden zwei Aspekte betrachtet: Anhand welcher Medien informieren sich Bürger über Politik? Welche Variablen üben Einfluss darauf aus, ob jemand politische Information nutzt? Diese Erkenntnisse dienen als Grundlage für die empirische Befragung. Der zweite Teil fokussiert die Europäische Union. Zunächst wird sowohl das institutionelle System, als auch die Bedeutung der EU-Verfassung in einer erweiterten Union skizziert. Um die heutige Kommunikationsstrategie einordnen zu können, folgt ein kurzer Rückblick über die Öffentlichkeitsarbeit der Europäischen Union seit dem Maastricht-Schock. Schließlich wird die aktuelle Kommunikationsstrategie zur EU-Verfassung auf der Grundlage der im ersten Teil gewonnenen Erkenntnisse zur politischen PR untersucht. Die empirische Untersuchung ist Gegenstand des dritten Teils. Aufbauend auf einer standardisierten Befragung wird analysiert, welche Informationsquellen die Bürger nutzen, um sich über die EU-Verfassung zu informieren. Ein Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der EU ist die Medien- und Pressearbeit. Aus forschungsökonomischen Gründen umfasst die Untersuchung nicht, wie erfolgreich diese Medien- und Pressearbeit ist, d.h. welchen Anteil das Thema "EU-Verfassung" in der Berichterstattung ausmacht. Es wurden jedoch Daten erhoben, ob und in welchem Umfang die Bürger sich mittels der Massenmedien informieren, womit die Ergebnisse der Befragung Aufschluss darüber geben, ob die von der EU eingesetzten Instrumente von den Bürgern genutzt werden. Dafür werden die Daten zunächst deskriptiv ausgewertet. Anschließend wird getestet, ob sich auf der Grundlage der Variablen aus der Rezeptionsforschung zur politischen Kommunikation Unterschiede in der Nutzung der EU-Informationsmaterialien erklären lassen. -Ergebnisse: Die Analyse der Kommunikationsstrategie der Europäischen Union zeigt, dass diese sich an den Zielen, Strategien und Instrumenten der politischen PR ausrichtet. Ziel ist, die Bürger über die EU-Verfassung zu informieren und dabei zu kommunizieren, dass die Verfassung in einer erweiterten Union notwendig ist. Darüber hinaus sollen die Vorteile für die Bürger demonstriert werden ,insbesondere mittels der Charta der Grundrechte. Bedenken vor einem supranationalen Staat, der durch die EU-Verfassung entstehen könnte, sollen zerstreut werden. Dafür bedient sich die Europäische Union auf strategischer Ebene vor allem dem Themenmanagement, welches sich durch die so genannte "Toolbox" zeigt. Jeder Kommissar erhält von der GD Presse und Kommunikation Schlüsselstatements, Schlüsselargumente, aktuelle Meinungsumfragen etc., abgestimmt auf jedes Land. Auf der Ebene der Instrumente existiert ein eindrucksvolles Spektrum, um die Bürger über die EU-Verfassung zu informieren. Einschränkend gilt jedoch, dass erstere überwiegend auf einen kurzen Zeitraum begrenzt sind (vgl. das Besuchsangebot/Tag der offenen Tür/Diskussionen). Zudem richten sich einige Angebote nicht an die breite Bevölkerung, sondern an spezielle Zielgruppen, wie beispielsweise Jugendliche (vgl. Europäischer Jugendkonvent und Europäischer Frühling). Die Mehrheit der Instrumente konzentriert sich auf das Internet, was an der hohen Anzahl der Internetseiten zur EU-Verfassung deutlich wird. Daneben existieren zahlreiche elektronische Dokumente sowie virtuelle Diskussionen und virtuelle Abstimmungen. Letztere sind zum Teil nur in englischer oder französischer Sprache abrufbar. Zudem handelt es sich überwiegend um Arbeitsdokumente statt um Informationsbroschüren für die breite Öffentlichkeit. Schließlich können die Bürger einzelne Sitzungen des Konvents als Audiofile anhören, jedoch gilt auch hier neben der Frage, ob jemand über einen (schnellen) Internetzugang verfügt die sprachliche Einschränkung, da lediglich eine englische Version der Homepage Europe by Satellite existiert. Die Frage, welche dieser Instrumente die Bürger nun nutzen, kann anhand der empirischen Befragung beantwortet werden. In erster Linie informieren sich die Befragten über die Massenmedien, hier insbesondere über die Zeitung, während andere Medien wie Broschüren, Veranstaltungen und Plakate im Hintergrund stehen. Auch persönliche Gespräche haben in Bezug auf die EU-Verfassung keine Bedeutung, was möglicherweise am Thema selbst liegen könnte. So ist die europäische Verfassung ein sehr komplexes Themengebiet. Darüber hinaus berührt es die persönlichen Interessen der meisten Bürger auf den ersten Blick nicht unmittelbar und bietet daher möglicherweise keinen Anlass, im persönlichen Gespräch mit Freunden und Bekannten diskutiert zu werden. Das Internet stellt, nach Zeitung und Fernsehen, eine wichtige Informationsquelle dar, was zunächst dafür spricht, dass die Informationsquellen der Europäischen Union im Internet von vielen der Befragten genutzt werden. Doch wie die genauere Analyse zeigt, ist dies ist nicht der Fall. Die Informationsmaterialien im Netz werden nur von einer kleinen Minderheit verwendet. Vermutlich informieren sich die Befragten über Online-Zeitungen oder Newsforen. Auch die direkten Instrumente der Europäischen Union, wie beispielsweise Veranstaltungen, nimmt kaum jemand in Anspruch. Ein Grund dafür könnte sein, dass beispielsweise Veranstaltungen zu weit weg statt fanden und damit der Aufwand einer Anreise zu groß war. Andere wie beispielsweise die EU-Hotlines sind von überall zu erreichen. Allerdings zeigt die Auswertung, dass die Informationsangebote nur wenigen bekannt sind. Eine grundlegende Aufgabe, um die Wirksamkeit der Kommunikationsinstrumente zu steigern, wäre demnach, diese bekannt zu machen. Die Mehrheit nutzt Berichte im Fernsehen, Zeitungsartikel und Sendungen im Radio, um etwas über die EU-Verfassung zu erfahren. Damit entspricht das Informationsverhalten der Bürger zur EU-Verfassung dem der Rezeption von politischer Information.